Politik

Stuttgart 21: Ramsauer droht mit höheren Bahn-Ticket-Preisen

Lesezeit: 2 min
07.03.2013 10:35
Die Deutsche Bahn will die Mehrkosten von Stuttgart 21 auf den Bahn-Kunden abwälzen. Die einfache Rechnung: Wenn die Tickets zehn Jahre lang jeweils 3 Prozent steigen, ist die Fehlplanung der Deutschen Bahn bei Stuttgart 21 finanziert.
Stuttgart 21: Ramsauer droht mit höheren Bahn-Ticket-Preisen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Verkehrsminister Peter Ramsauer erwartet, dass die Bahn ihre Preise wegen der Mehrkosten von Suttgart 21 erhöhen wird. Weil die Bahn die Preise stets den sogenannten Rahmenbedingungen anpasst, erwartet Ramsauer, dass auch die Mehrkosten für das Großprojekt Stuttgart 21 auf den Bahnkunden abgewälzt werden. Sollte es dazu kommen, trage das Bundesland Baden-Württemberg durch seine Haltung die Verantwortung für die höheren Ticketpreisen, sagte Ramsauer der „Bild-Zeitung“ am Donnerstag.

Um die höheren Kosten des Bahnhofsprojektes aufzufangen, müssten die Ticketpreise für die nächsten zehn Jahre um etwa drei Prozent steigen. Das ergaben Berechnungen des Bahnexperten Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin (HTW Berlin). Auch Einsparungen bei der Bahn-Infrastruktur seien denkbar.

Die Aussage Ramsauers ist eine unverhohlene Drohung: Der Bund ist Eigentümer der Bahn. Er hat das Desaster von Stuttgart 21 mitzuverantworten - genauso wie das Land Baden-Württemberg und die Stadt Stuttgart. Man fragt sich, wie beim Berliner Großflughafen, was die Aufsichts-Organe den ganzen Tag getan haben. Im Aufsichtsrat der DB sitzen jede Menge vom Steuerzahler bezahlte Beamte (ganze Liste - hier). Diese Aufseher sind vor allem Überseher: Sie merken nicht, wenn die Milliarden aus dem Ruder laufen.

Und dann droht Ramsauer mit höheren Preisen für die Bahnkunden, und tut so, als sei die BAhn ein gaaanz unabhängiges Unternehmen, bei dem die Politik - leider, leider! - nicht hineinreden könne, weil ja nur das Management solche Entscheidungen treffe.

Der Bundesfinanzminister hob die wirtschaftliche Bedeutung des Großbahnhofs für Stadt und Region hervor. Der unterirdische Bahnhof sei wichtig, das Land dürfe seine Vertragspartner daher nicht im Stich lassen. Bahnfahren dürfe nicht teurer werden, nur weil sich ein einzelnes Bundesland seiner Verantwortung entziehe.

Ramsauer spielt ein doppeltes Spiel: Er will den Steuerzahlern das Geld aus der Tasche ziehen, indem er das Land Baden-Württemnberg und die Stadt Stuttgart mit Klagen bedroht (hier). Parallel dazu will er dem Steuerzahler das Geld aus der Tasche ziehen, indem die Deutsche Bahn die Preise erhöht.

In beiden Fällen stellt sich der forsche Bayer so dar, als habe er mit der Sache nichts zu tun: Links das böse Land BW, rechts die zum wirtschaftlichen Denken gezwungene DB. Wäre auch nur einer der Aufseher aus dem Verkehsministerium einmal im Ansatz seiner Aufgabe nachgekommen, nämlich die Fehlplanungen rechtzeitig zu erkennen, bräuchte die Bahn jetzt nicht ihre Kunden zu schröpfen.

Am Dienstag wurde entschieden, dass Stuttgart 21 weiter gebaut werden soll (mehr hier). Die Kosten dafür liegen bereits zwei Milliarden Euro über dem geplanten finanziellen Rahmen. Das Projekt ist damit unwirtschaftlich. Ein Abbruch der Baustelle wäre jedoch noch teurer.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kampf gegen Monopole: Europas Schlüsselrolle im Kampf gegen Big Tech und für den Klimaschutz
21.12.2024

Teresa Ribera steht vor einer gewaltigen Herausforderung. Die sozialistische Vizepremierministerin Spaniens wurde im September von der...

DWN
Finanzen
Finanzen Nach Trumps missglücktem Finanztrick: Stillstand der US-Regierung doch noch abgewendet
21.12.2024

Der US-Kongress hat einen drohenden Stillstand der Regierungsgeschäfte im letzten Moment abgewendet. Nach dem Repräsentantenhaus...