Finanzen

Flucht ins Risiko: Investoren kaufen Slowenien-Anleihen

Trotz eines Downgrades durch Moody’s ist Slowenien ein Anleihe-Verkauf gelungen. Doch der Staatshaushalt ist marode und durch eine Banken-Krise akut bedroht. Entsprechend hoch sind daher die Zinsen. So wird aus einem Desaster ein gutes Geschäft.
06.05.2013 03:00
Lesezeit: 2 min

Slowenien hat vergangene Woche wider jede Vernunft erfolgreich Staatsanleihen verkauft. Das ist eine Überraschung, denn die Rating-Agentur Moody’s hatte das Land Anfang der Woche auf Ramsch-Niveau herabgestuft. Das Land verzeichnete bereits 2012 ein Defizit von 4 Prozent. Es ist abhängig von frischen Krediten. Ihm droht ein Bailout. Die Banken-Krise spitzt sich zu - und es ist fraglich, ob ein Banken-Crash ohne Steuergelder abgefangen werden kann. Die Zwangs-Abgabe nach zypriotischem Vorbild könnte nicht reichen.

Die Nachfrage nach slowenischen Schulden war erheblich. Das Land konnte zehnjährige Staatsanleihen im Umfang 2,5 Milliarden Dollar und fünfjährige Staatsanleihen im Umfang von 1 Milliarde Dollar an den Markt bringen, berichtet Reuters.

Slowenien konnte deutlich mehr Anleihen absetzen als erwartet. Denn noch am Dienstag hatte Moody’s das Land um zwei Stufen auf Ba1 gesenkt. Doch die Herabstufung hatte letztlich kaum Auswirkungen auf die Zinsen. Daher wagte Slowenien am Donnerstag den Anleihe-Verkauf. Für die fünfjährigen Anleihen zahlt Slowenien circa 5 Prozent Zinsen, für die zehnjährigen Anleihen circa 6 Prozent.

Vor Bekanntgabe des Downgrades am Dienstag hatte Moody’s Slowenien entsprechend gewarnt. Daher musste Slowenien den Anleihe-Verkauf abbrechen, obwohl es bereits Gebote in Höhe von 12,5 Milliarden Dollar gab. Erst am Donnerstag wurde der Anleihe-Verkauf dann wiederaufgenommen.

Das Timing der Rating-Agentur steht nun in der Kritik. Denn die Entscheidung, Slowenien herabzustufen, ist bereits am vergangenen Freitag getroffen worden. Und dennoch wartete Moody’s bis Dienstag mit seiner Warnung, als Sloweniens Anleihe-Verkauf bereits in vollem Gange war. Moodys‘ sagt:

Das Timing bei Ratings gründet sich auf unsere ununterbrochene Beobachtung der Kredit-Würdigkeit eines Emittenten. Es ist Moody’s Standard-Praxis, einen Emittenten vor der Veröffentlichung eines Ratings zu informieren und ihm die Gründe für die Entscheidung zu erklären und das Rating so schnell wie in Übereinstimmung mit den regulatorischen Auflagen praktikabel zu veröffentlichen.

Moody’s hatte die Herabstufung Sloweniens damit begründet, dass die Gefahr eines Bailouts steige (hier). Auch der EU-Kritiker Nigel Farage hat kürzlich vorhergesagt, dass Slowenien das nächste Euro-Land sein werde, das einen Bailout benötigt. Es wäre das sechste Land von 17 Ländern der Euro-Zone. Denn Griechenland, Irland, Portugal, Spanien und Zypern wurden bereits gerettet.

Der erfolgreiche Anleihen-Verkauf sollte Slowenien helfen, die Rekapitalisierung der maroden Banken des Landes zu finanzieren. Die Banken des Landes sitzen auf 7 Milliarden Euro an faulen Krediten. Das entspricht einem Fünftel des slowenischen BIP. Die OECD hat kürzlich die Regierung in Ljubljana dazu aufgerufen, ihre Banken zu retten und wie dabei in Zypern Gläubiger und Sparer zu beteiligen (hier).

Zwar konnte Slowenien seine Anleihen absetzen. Doch die zu zahlenden Zinsen sind sehr hoch. In der EU zahlt nur Griechenland noch mehr. Wenn sie das Risiko in Kauf nehmen, dann können Anleger in Slowenien anständige Rendite machen.

Ein weiterer Grund für den Ansturm auf die Anleihen könnte die erwartete Leitzins-Senkung durch die EZB vom Donnerstag sein (hier). Diese Geldschwemme versorgt die Banken mit billigem Geld, mit dem sie nun offenbar auch in slowenische Anleihen spekulieren.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen CBDCs und Gold – Kontrolle oder Freiheit?

In einer Zeit rasanter Veränderungen stellt sich mehr denn je die Frage: Wie sicher ist unser Geld wirklich? Die Einführung von CBDCs...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trump gegen die Welt: Warum Streit mit Verbündeten das China-Problem nur verschärft
01.05.2025

Die Ereignisse der vergangenen Wochen haben zweifellos dem internationalen Ruf der USA auf den Finanzmärkten geschadet und das...

DWN
Technologie
Technologie PwC-Studie: Künstliche Intelligenz könnte Weltwirtschaft bis 2035 um 15 Prozent beflügeln – doch der Preis ist hoch
01.05.2025

Während viele Volkswirtschaften unter dem Druck multipler Krisen taumeln – Energiepreise, geopolitische Spannungen, ein fragiles...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Politik schwächt den Dollar – Rogoff sieht Machtverschiebung zugunsten Europas
01.05.2025

Kenneth Rogoff sieht in Trumps Politik den Katalysator für das Ende des Dollar-Zeitalters. Europa steht vor der historischen...

DWN
Finanzen
Finanzen JPMorgan: Zinsschock voraus – Warum US-Bonds Europa ausstechen
01.05.2025

JPMorgan sieht in US-Anleihen den neuen Renditetreiber – Europas zögerliche EZB-Politik wirkt abschreckend auf Investoren.

DWN
Panorama
Panorama Jung oder KI: Zwei Wege zur Lösung des Lkw-Fahrermangels
01.05.2025

Angesichts des anhaltenden Fahrermangels setzt die EU auf die Senkung der Altersgrenze für Lkw-Führerscheine, während die USA auf eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unternehmer weltweit in Alarmbereitschaft: Handelskriege, Schuldenkrisen und KI – Was kommt als Nächstes?
01.05.2025

UBS-Report: Unternehmer zwischen Angst vor Handelskriegen, Hoffnungen auf KI und dem Wettlauf um Nachhaltigkeit.

DWN
Finanzen
Finanzen Versteckte Risiken: Wie die Rentenversprechen zur Illusion werden
01.05.2025

Vorsorge mit Risiko: Warum viele Pensionslösungen nur scheinbar sicher sind – und wie mangelnde Transparenz zum größten Feind der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Die abgestürzten Börsenstars: Was tun, wenn die Raketen landen?
01.05.2025

Die Illusion der Dauer-Rendite zerplatzt – Anleger zwischen politischem Versagen und technologischer Ernüchterung