Politik

Paris: Demonstrationen gegen Englisch an den Universitäten

Lesezeit: 2 min
22.05.2013 10:21
Die Regierung Frankreichs will mehr ausländische Studenten an die Universitäten des Landes locken. Daher soll auf Englisch gelehrt werden – ein weiterer Rückschlag für die französische Sprache.
Paris: Demonstrationen gegen Englisch an den Universitäten

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Regierung Frackreichs will den Universitäten erlauben, dass Kurse in ausländischen Sprachen unterrichtet werden. Dies hat zu einem heftigen Streit über die Bedrohung der französischen Sprache geführt.

Mehrere Gewerkschaften haben für Mittwoch zu Demonstrationen gegen diese Pläne der Regierung aufgerufen, wenn im Parlament darüber debattiert wird, berichtet die FT. Die Idee, den Unterricht an französischen Universitäten in fremden Sprachen abzuhalten, ist Teil eines Reformpakets. Frankreich soll attraktiver für ausländische Studenten werden.

Ministerin Geneviève Fioraso wirft ihren Kritikern „große Scheinheiligkeit“ vor. Der Vorschlag der Regierung würde lediglich den staatlichen Universitäten ein Recht einräumen, das die privaten Top-Universitäten bereits massiv in Anspruch nähmen.

Nur 1 Prozent der Lehre wäre betroffen, so Fioraso. Die Maßnahme würde Studenten aus China, Indien und Südkorea nach Frankreich locken. „Wenn wir das nicht tun, dann werden wir übrig bleiben wie fünf Proust-Spezialisten um einen Tisch.“

Doch gegen den Wandel gibt es erbitterten Widerstand von links und rechts. Bei den Franzosen ist ein Nerv getroffen. Französisch, einst eine Weltsprache der Diplomatie und Bildung, ist vom Englischen abgelöst worden.

Die Académie Française, die offizielle Hüterin der Sprache, hat gefordert, dass die neuen Vorschläge fallengelassen werden. Das Eindringen des Englischen in die höhere Bildung sei schon jetzt zu groß. Die Maßnahme habe „zur Marginalisierung unserer Sprache ermutigt“, so die Académie Française.

Jacques Attali , früherer Berater des sozialistischen Präsidenten François Mitterrand, schrieb für das Magazin L’Express: „Eine solche Reform ist nicht nur gegen die Verfassung. Man kann sich keine Idee vorstellen, die dümmer, kontraproduktiver, gefährlicher oder mehr gegen die Interessen Frankreichs wäre.“

Die Pläne der Regierung, die Zahl der ausländischen Studenten von 13 Prozent auf 15 Prozent zu erhöhen, könnten nicht erreichen werden. Im Gegenteil: Die Bewerber aus dem Ausland würden nicht nach Frankreich kommen, denn die Qualität der Lehre würde unvermeidlich abnehmen, schreibt Attali.

Die französische Sprache sei ein „großes Kapital für die Zukunft“, so Attali. Mit 220 Millionen Sprechern sei sie nach Chinesisch, Englisch, Spanisch und Hindi die fünfte Sprache der Welt. „In 40 Jahren könnte sie die vierte sein, wenn wir in Afrika und Asien weiter auf Französisch lehren.“

In den vergangenen Jahren ist die englische Sprache auch in Frankreich immer populärer geworden, vor allem in der Geschäftswelt, in der Werbung und im Fernsehen und Radio. Die Zahl der englischen Wörter, die in der Alltagssprache gebräuchlich sind, hat sich vervielfacht. Das Internet und digitale Dienste mit Begriffen wie „Mail“ und „Forward“ gehören zum Alltag. Eine

Die linke Zeitung Libération heizte die Debatte an, indem sie am Dienstag die gesamte erste Seite auf Englisch veröffentlichte. Die Headline lautete: „Teaching in English, let’s do it.” Die Zeitung steht hinter dem Vorschlag der Regierung. Sie schreibt, der „wirkliche Skandal“ sei die „unerträgliche Mittelmäßigkeit des Französischen in der Sprache von Shakespeare“. Weiter heißt es: „Lasst uns damit aufhören, uns wie die letzten Vertreter eines belagerten gallischen Dorfes aufzuführen.“


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit neuem Rekordhoch - geht es jetzt Richtung 100.000 US-Dollar?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag legt die wichtigste Kryptowährung direkt nach. Seit dem Sieg von Donald Trump bei...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...

DWN
Politik
Politik Neue EU-Kommission: Nach heftigen Streit auf „umstrittenes“ Personal geeinigt
21.11.2024

Nach erbittertem Streit haben sich die Fraktionen im EU-Parlament auf die künftige Besetzung der Europäischen Kommission geeinigt. Warum...