Die Regierung Frackreichs will den Universitäten erlauben, dass Kurse in ausländischen Sprachen unterrichtet werden. Dies hat zu einem heftigen Streit über die Bedrohung der französischen Sprache geführt.
Mehrere Gewerkschaften haben für Mittwoch zu Demonstrationen gegen diese Pläne der Regierung aufgerufen, wenn im Parlament darüber debattiert wird, berichtet die FT. Die Idee, den Unterricht an französischen Universitäten in fremden Sprachen abzuhalten, ist Teil eines Reformpakets. Frankreich soll attraktiver für ausländische Studenten werden.
Ministerin Geneviève Fioraso wirft ihren Kritikern „große Scheinheiligkeit“ vor. Der Vorschlag der Regierung würde lediglich den staatlichen Universitäten ein Recht einräumen, das die privaten Top-Universitäten bereits massiv in Anspruch nähmen.
Nur 1 Prozent der Lehre wäre betroffen, so Fioraso. Die Maßnahme würde Studenten aus China, Indien und Südkorea nach Frankreich locken. „Wenn wir das nicht tun, dann werden wir übrig bleiben wie fünf Proust-Spezialisten um einen Tisch.“
Doch gegen den Wandel gibt es erbitterten Widerstand von links und rechts. Bei den Franzosen ist ein Nerv getroffen. Französisch, einst eine Weltsprache der Diplomatie und Bildung, ist vom Englischen abgelöst worden.
Die Académie Française, die offizielle Hüterin der Sprache, hat gefordert, dass die neuen Vorschläge fallengelassen werden. Das Eindringen des Englischen in die höhere Bildung sei schon jetzt zu groß. Die Maßnahme habe „zur Marginalisierung unserer Sprache ermutigt“, so die Académie Française.
Jacques Attali , früherer Berater des sozialistischen Präsidenten François Mitterrand, schrieb für das Magazin L’Express: „Eine solche Reform ist nicht nur gegen die Verfassung. Man kann sich keine Idee vorstellen, die dümmer, kontraproduktiver, gefährlicher oder mehr gegen die Interessen Frankreichs wäre.“
Die Pläne der Regierung, die Zahl der ausländischen Studenten von 13 Prozent auf 15 Prozent zu erhöhen, könnten nicht erreichen werden. Im Gegenteil: Die Bewerber aus dem Ausland würden nicht nach Frankreich kommen, denn die Qualität der Lehre würde unvermeidlich abnehmen, schreibt Attali.
Die französische Sprache sei ein „großes Kapital für die Zukunft“, so Attali. Mit 220 Millionen Sprechern sei sie nach Chinesisch, Englisch, Spanisch und Hindi die fünfte Sprache der Welt. „In 40 Jahren könnte sie die vierte sein, wenn wir in Afrika und Asien weiter auf Französisch lehren.“
In den vergangenen Jahren ist die englische Sprache auch in Frankreich immer populärer geworden, vor allem in der Geschäftswelt, in der Werbung und im Fernsehen und Radio. Die Zahl der englischen Wörter, die in der Alltagssprache gebräuchlich sind, hat sich vervielfacht. Das Internet und digitale Dienste mit Begriffen wie „Mail“ und „Forward“ gehören zum Alltag. Eine
Die linke Zeitung Libération heizte die Debatte an, indem sie am Dienstag die gesamte erste Seite auf Englisch veröffentlichte. Die Headline lautete: „Teaching in English, let’s do it.” Die Zeitung steht hinter dem Vorschlag der Regierung. Sie schreibt, der „wirkliche Skandal“ sei die „unerträgliche Mittelmäßigkeit des Französischen in der Sprache von Shakespeare“. Weiter heißt es: „Lasst uns damit aufhören, uns wie die letzten Vertreter eines belagerten gallischen Dorfes aufzuführen.“