Finanzen

Deutsche Banken werden Milliarden bei Städte-Pleiten in den USA verlieren

Nicht nur die Commerzbank lieh amerikanischen Städten und Gemeinden wie Detroit Unmengen Geld. Auch andere deutsche Banken und Versicherer haben Kredite in Höhe von mehr als 18,5 Milliarden Euro verliehen. Ein hohes Risiko. Denn Detroit ist nicht die einzige Stadt mit finanziellen Problemen.
30.07.2013 02:53
Lesezeit: 2 min

Deutsche Banken waren vor der Finanzkrise 2008/09 stark in den USA engagiert. Doch auch nach der Krise scheinen die geplatzte Immobilienblase und die Pleite von Lehman Brothers die deutschen Banken nicht vom Geschäft in den USA abzuhalten. Ähnlich wie bei der weiter fortgesetzten Aufblähung der eigenen Bilanzen mit Derivaten, wird auch noch fleißig in die USA investiert. So lang die Rendite stimmt, ist das Risiko nebensächlich. Besonders beliebt ist die Kreditvergabe an Gemeinden, Städte und kommunale Organisationen sowie den US-Staat selbst (über den Kauf von Anleihen).

Umso kritischer wird es, wenn etwas schief geht. Dies zeigte sich zuletzt im Falle der Detroit-Pleite. Die Commerzbank musste hierbei Verluste in  Millionenhöhe hinnehmen (hier).

Der BaFin zufolge hatten deutsche Banken und Versicherer Ende März an „US-Gebietskörperschaften“ Kredite in Höhe von 37 Milliarden Euro vergeben, heißt es in einer entsprechenden Meldung der BaFin, die den Deutschen Wirtschafts Nachrichten vorliegt. Hierbei sind auch aufgenommene US-Staatsanleihen mit eingerechnet.

Das Engagement war in Bezug auf den Staat (USA) seit 2010 um 44 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro gestiegen. „Demgegenüber hat das Exposure gegenüber den US-Bundesstaaten um ein Drittel auf ca. 6 Milliarden Euro abgenommen und das Municipal-Exposure ist um 23 % auf nunmehr ca. 18,5 Mrd. Euro gefallen“. Derviate-Geschäfte sind in diesen Zahlen ebenfalls mit drin, sagte ein BaFin-Sprecher den deutschen Wirtschafts Nachrichten.

So hatten die deutschen Banken und Versicherer im März dieses Jahres noch immer Forderungen gegenüber Gemeinden und kommunalen Organisationen der USA in Höhe von 18,5 Milliarden Euro. Die BaFin verweist jedoch darauf:

„Die genannten Zahlen sind nicht mit dem tatsächlichen Risiko gleichzusetzen; eine Aussage zur möglichen Verlustschwere lässt sich daraus nicht seriös ableiten.“

Doch unabhängig davon, welche Sicherheiten oder Gegengeschäfte die deutschen Banken und Versicherer haben, ist das Risiko keineswegs weg. Viele US-Städte beispielsweise sind hoch verschuldet – Detroit ist kein Einzelfall. Ende März musste Chicago das Schließen von 54 Schulen beschließen, die Stadt hat einen großen Schuldenberg und muss sparen (hier). Andere amerikanische Schulen hingegen haben in der Vergangenheit zahlreiche Kredite aufgenommen, deren Rückforderung sich aufgrund der langen Laufzeit teilweise verzehnfachen wird. Auch hier droht den Kommunen und Städten noch ein Kahlschlag (mehr hier).

Ende vergangener Woche ließ es sich zudem die Ratingagentur Moody’s nicht nehmen, auf die Ansteckungsgefahr, die von der Pleite Detroits ausgeht, hinzuweisen. Immerhin 34 lokale Regierungen werden von Moody’s derzeit als „nicht zur Investition empfohlen“ bewertet.

Merdedith Witney, eine der wenigen Analystinnen, die den Immo-Crash vorhergesagt haben, geht davon aus, dass zahlreiche Städte folgen werden: Die Detroit-Pleite werde einen Domino-Effekt auslösen. Zahlreiche mittlere und einige große Städte seien bereits pleite.

Anders als bei der Subprime-Krise wird die US-Regierung nicht als Retter einspringen können, weil sie selbst zu viele Schulden hat.

Eine Parallele zum Immo-Crash gibt es jedoch: Die deutschen Banken sind als Risiko-Gruppe weder von ihrem Arzt noch von ihrem Apotheker gewarnt worden. 

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Fetter Profit in Sicht – oder frisst Trump Novo Nordisk auf?
30.05.2025

Novo Nordisk träumt von einer Gewinnverdopplung mit Abnehmspritzen – doch Billigkopien, Trump-Zölle und eine wacklige Pipeline könnten...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Urlauber auf Platz eins in Griechenland
30.05.2025

Sonne satt, blauer Himmel, Strand und Meer - deutsche Touristen lieben Griechenland. Für Hellas sind sie die größte und wichtigste...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Osttechnik unter Westregie: Wie Multicar im Hako-Verbund zur Hightech-Marke wurde
30.05.2025

Sie fegen, sie wischen, sie räumen: Die orangefarbenen Mini-Lkw von Multicar sind aus deutschen Kommunen kaum wegzudenken. Dass sie heute...

DWN
Politik
Politik Deutschland vor dem Absturz – Kann Merz die Wirtschaft noch retten?
30.05.2025

Die deutsche Wirtschaft taumelt – Investitionen versanden in Bürokratie, Fachkräfte fehlen, die Industrie verliert an Schlagkraft....

DWN
Finanzen
Finanzen 10.000 Euro investieren: Wie man mit Strategie ein stabiles Anlageportfolio aufbaut
30.05.2025

Wie lege ich 10.000 Euro sinnvoll an? Wir haben einige Finanzexperten befragt und diese sagen: Risiken streuen, Liquidität sichern, Trends...

DWN
Politik
Politik Steigende Beiträge und sinkende Nettoeinkommen: Was auf Arbeitnehmer zukommen könnte
30.05.2025

Die Rechnung für den deutschen Sozialstaat wird teurer – viel teurer. Während die neue Regierungskoalition noch ihre Pläne schmiedet,...

DWN
Politik
Politik Geheime Kriegsagenda: EU startet 150-Milliarden-Rüstungsfonds
30.05.2025

Ohne öffentliche Debatte, ohne Mitsprache des EU-Parlaments: Brüssel aktiviert im Eiltempo ein 150-Milliarden-Euro-Programm zur...

DWN
Finanzen
Finanzen Weltsparen-Studie: Sind Aktien bessere Wertanlagen als Immobilien?
30.05.2025

Lange Zeit galten Immobilien als eine sichere Kapitalanlage. Über viele Jahre hinweg bricht der Wert des Markts nicht ein, wiegt die...