In Deutschland steht eine älter werdende Bevölkerung geringen Neugeborenenzahlen gegenüber. Daher werden die wenigen Jüngeren allein nicht in der Lage sein, die Wirtschaft am Laufen zu halten. Die Deutschen werden bis zum Alter von 70 Jahren arbeiten müssen.
Damit muss sich Deutschland von einer liebgewordenen Gewohnheit verabschieden: Der Vorruhestand wird in der Form, in der wir ihn heute kennen, nicht mehr lange aufrechtzuerhalten sein.
In vielen Betrieben werden die Mitarbeiter heute noch mit 58 in den Zustand der Untätigkeit versetzt - bei vollen Bezügen.
Das wird sich die Gesellschaft nicht mehr leisten können - und auch die Unternehmen nicht.
Seit Ende der 1990er Jahre liegt die Geburtenziffer relativ konstant bei 1,4 Kindern je Frau, berichtet das Statistische Bundesamt. Dies führt langfristig nicht nur dazu, dass die Bevölkerung zurückgeht, sondern auch dazu, dass es relativ zu den älteren weniger junge Leute gibt. Dies ist in der Alterspyramide klar ersichtlich.
Wenn also die Produktivität nicht wächst und alle genauso lange arbeiten wie bisher, dann wird insgesamt weniger geleistet. Der Lebensstandard sinkt.
Eine Lösung dieses Problems besteht darin, dass länger gearbeitet wird. Die nötigen Jobs müssten vorhanden sein, denn es rücken immer weniger junge Leute nach. Auch aus finanziellen Gründen wird es für viele Deutschen unumgänglich, länger zu arbeiten.
Denn die EZB betreibt Niedrigzins-Politik und treibt durch Gelddrucken die Inflation voran. Daher schrumpfen sowohl die realen Ersparnisse als auch die realen Renten, die aufgrund der Demografie auch nominal nur noch um symbolische Beträge erhöht werden können.
„Wer kann, soll bis 70 arbeiten“, sagte Handwerkspräsident Otto Kentzler dem Focus. Viele Ältere seien noch fit. „Selbst wenn sie nur halbe Tage arbeiten, ihre Erfahrung kann uns helfen.“ Kentzler warnt vor den Folgen zunehmender Personalknappheit. „Einzelne Betriebe müssen heute schon Aufträge ablehnen, weil ihnen die Fachkräfte fehlen“, so der Handwerkspräsident. Das Tempo der demografischen Entwicklung sei schlicht unterschätzt worden.
Die nächste Generation werde davon profitieren, dass es immer weniger Menschen im arbeitsfähigen Alter gebe, so Kentzler. „Wer nicht auf den Kopf gefallen ist, bekommt auf alle Fälle eine Anstellung. Die nächste Generation kann im Prinzip von Vollbeschäftigung ausgehen.“ Auch wer keinen Schulabschluss habe, könne mitunter ein guter Handwerker werden. „Da schlummert durchaus Potenzial.“
Tatsächlich ist diese Erwartung etwas weltfremd: Sie setzt voraus, dass die Schuldenkrise in den öffentlichen und privaten Haushalten weiter ignoriert werden kann. Sie ignoriert außerdem, dass der globale Wettbewerb an Schärfe gewinnen wird.
Tatsächlich werden die Unternehmen immer weniger Leute in Deutschland beschäftigen, weil die Profitabilität vieler Unternehmen schwer unter Druck geraten ist.
Für die künftigen Rentner ist dies eine wichtige Information: Sie werden weiter arbeiten müssen, aber zu deutlich schlechteren Konditionen.
Den geruhsamen Lebensabend, wie er SPD-Chef Sigmar Gabriel in hartnäckiger Verkennung der Realität immer noch vorschwebt, wird es nicht geben.
Denn die künftigen Rentner werden händeringend um Arbeit bitten, um nicht sozial abzusteigen.
Der Pleite-Staat, die Pleite-Kommunen und die Pleite-Behörden werden den Rentnern nicht aushelfen können, weil ihnen die Mittel fehlen.
Den eines ist sicher bei den Renten: Sie werden zum Leben nicht reichen.
Die Rente mit 70 ist vermutlich nur ein Zwischenschritt.
Vielleicht verschwindet der Begriff „Rente“ schon bald vollständig aus unserem Sprachgebrauch.