In der Rhein-Main-Region ist Zugfahren derzeit keine Freude. Nicht etwa wegen ausgefallener Klimaanlagen, sondern vielmehr aufgrund ständig ausfallender Züge. Seit einer Woche kommt es tagtäglich zu Ausfällen von Regionalzügen. Und einen Fernverkehr gibt es quasi nicht mehr. Der Grund: Es herrscht Personalmangel im Stellwerk des Mainzer Hauptbahnhofes. Von 18 Mitarbeitern sollen drei bis Mitte August im Urlaub und vier krank sein. Einfach Mitarbeiter von anderen Stellwerken abzuziehen, geht aufgrund der dreimonatigen Einarbeitungszeit nicht.
Am Donnerstag äußerte sich der Vorstandschef der DB Netz AG zu dem Chaos in Mainz. „Es gibt derzeit keine stabile Aussage darüber, wie sich die Situation über den August hinaus entwickelt“, sagte Frank Sennhenn und entschuldigte sich bei einer Pressekonferenz in Mainz. „Wir laufen Gefahr, einen Imageschaden zu erleiden“, zitiert ihn die Rhein-Zeitung. Ein deutlich eingedämmter Ersatzfahrplan soll nun helfen. Der verkehr über Mainz soll so stark reduziert werden, dass die verbliebenen Mitarbeiter des Stellwerks ihn bewältigen können.
Der hohe Krankenstand als Ursache für die immensen Probleme in Mainz ist dem Chef der Bahngewerkschaft EVG, Alexander Kirchner, zufolge eine Ausrede. Tatsächlich wären gravierende Personalprobleme die Ursache. Mainz sei dabei kein Einzelfall, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft. „Die Personaldecke ist mittlerweile so knapp, dass es künftig auch auf anderen Strecken immer wieder mal zu Zugausfällen aufgrund von Personalmangel kommen kann“, so Kirchner.
Allein bei den Fahrdienstleistern fehlen nach Schätzungen der Gewerkschaft bundesweit mindestens 1.000 Mitarbeiter. Aus diesem Grund seien zwischenzeitlich gut eine Millionen Überstunden aufgelaufen, die nicht abgebaut werden könnten, so die Gewerkschaft. „Es fehlt an allen Ecken und Kanten an Personal, nicht nur bei den Fahrdienstleitern“, sagte Kirchner.
Der Personalmangel dürfte in der nächsten Zeit jedoch kaum behoben werden können. Im ersten halben Jahr musste das Unternehmen einen deutlichen Gewinneinbruch hinnehmen. Die starke ausländische Konkurrenz macht der Deutschen Bahn zu schaffen - immer mehr staatliche Aufträge gehen dem Unternehmen verloren (hier).