Finanzen

Deutsche Städte und Kommunen verfallen

Um sich nicht neu zu verschulden, stecken die deutschen Kommunen kein Geld mehr in die eigene Infrastruktur. Dadurch droht vielerorts der Verfall, warnt der Deutsche Städte- und Gemeindebund. Der Lösungsvorschlag: Ausgaben für Soziales kürzen und Steuern erhöhen.
04.01.2013 16:28
Lesezeit: 1 min

2012 sind die deutschen Kommunen ohne Neuverschuldung ausgekommen. Auf der Strecke blieben dabei aber die dringend notwendigen Investitionen. Schätzungsweise 100 Milliarden Euro müssten die Kommunen eigentlich investieren, so Reuters. Doch, um neue Schulden zu vermeiden, haben die Kommunen auf Investitionen weitgehend verzichtet. „Bei Schulen, Straßen und öffentlichen Gebäuden wird seit Jahren eher geflickt als grundlegend renoviert", sagte der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebunds Christian Schramm. Der „Verfall der Infrastruktur“ werde zunehmend zur Wachstumsbremse. 2012 wurden lediglich 19,7 Milliarden Euro investiert – zehn Prozent weniger als 2011.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund sieht diesbezüglich die Gefahr, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Die geschwächte Konjunktur könnte die Steuereinnahmen wieder verringern und die steigenden Sozialausgaben belasten die Haushalte. Lagen die Sozialausgaben 2002 noch bei 28,2 Milliarden Euro, waren es 2012 schon 45,5 Milliarden Euro. Christian Schramm zufolge könnten die Ausgaben hier sogar auf 48 Milliarden Euro steigen. „Das ist einfach nicht machbar“, erklärte er. Damit werde der Verteilungsspielraum für die Kommunen und Gemeinden „eher enger und nicht größer“, so Schramm. Zumal auch mit einer Steigerung der Zuweisungen der Bundesländer nicht zu rechnen sei. Die Schuldenbremse erhöht derzeit den Spardruck.

Aus diesem Grund fordert der Deutsche Städte- und Gemeindebund nun alle staatlichen Leistungen zu überprüfen. „Der große Strauß sozialer Leistungen muss neu geordnet und auf die wirklich Bedürftigen konzentriert, entbürokratisiert und transparent gestaltet werden", sagte Schramm. Zusätzlich dazu seien beispielsweise auch eine höhere Grundsteuer, die Einführung einer Gewerbesteuer für Freiberufler wie Juristen und Ärzte  sowie ein einheitlicher Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent denkbar, so der Städte- und Gemeindebund.

Weitere Themen

Spanien plündert Pensionsfonds für Käufe von Staatsanleihen

Warum die FDP Deutschland nichts mehr zu sagen hat

Griechenland: Neue Finanzlücke wegen immer mehr fauler Kredite

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...

DWN
Politik
Politik Reform Arbeitszeitgesetz: 8-Stunden-Tag nicht mehr zeitgemäß?
01.04.2025

Union und SPD schlagen vor, aus der täglichen eine wöchentliche Höchstarbeitszeit zu machen. Von der Wirtschaft gibt es Zuspruch, die...

DWN
Politik
Politik Stephan Weil: Niedersachsens Ministerpräsident (SPD) zieht sich aus Politik zurück
01.04.2025

Stephan Weil beendet nach mehr als zwölf Jahren als Ministerpräsident von Niedersachsen seine politische Karriere. Mit einem klaren Kurs...