Deutschland

Freimaurer attackieren Papst: „Vatikan-Bank ist eine Eiterbeule“

Zum Rücktritt von Papst Benedikt XVI. haben die Freimaurer scharfe Kritik am wirtschaftlichen Gebaren des Vatikan geübt. Sie hoffen auf einen totalen Umsturz im Kirchenstaat. Schlechte Sitten, Verleumdungen, Machtspiele, schrankenlose Ambitionen und Diebstahl führten zur Zerstörung der Kirche. Die Freimaurer sollen ihrerseits in den Bankenskandal in Siena verwickelt sein.
14.02.2013 16:12
Lesezeit: 1 min

Die Freimaurer spielen in der europäischen Wirtschafts-Politik eine nicht zu unterschätzende Rolle. In dem Rücktritt von Papst Benedikt sehen sie einen ersten Schritt eines radikalen Umsturzes im Kirchenstaat. Einer der führenden italienischen Freimaurer, Ernesto Galli della Loggia, veröffentlichte in der Zeitung La Stampa einen Kommentar, in dem fordert, dass dem überraschenden Abzug von Joseph Ratzinger nun eine grundsätzliche wirtschaftliche und moralische Reform des Vatikan folgen müssen. Die Kritik der Freimaurer ist bemerkenswert, weil sie ihrerseits in den Skandal um die Banca Monte dei Paschi di Siena (MPS) verstrickt sein könnten. Der gefeuerte Chef der Bank, Giuseppe Mussari, soll selbst Logenmitglied sein, wie der Vorsitzende der Loge Großer demokratischer Orient, Gioele Magaldi, der Tageszeitung Il Fatto Quotidiano erklärte. Logen haben in der Toskana eine lange Tradition. Zahlreiche Sozialisten gehören der Vereiningung an. Magaldi deutete in dem Interview an, dass die Verwicklungen in den MPS-Skandal der Freimaurer eine internationale Dimension haben könnten (mehr über die Hintergründe und die Rolle von Mario Draghi - hier).

Galli schreibt:

„Der päpstliche Rücktritt bedeutet durch die Macht des Faktischen eine Entsakralisierung seines Amtes. Die theologische Bedeutung desselben (Vikar Christi zu sein) mag unverändert bleiben, aber der Modus seiner Bestellung, seine Amtsausübung und seine ,Aura‘ werden auf eine absolut gewöhnliche Dimension reduziert.

Wenn es nämlich möglich ist, dass ein Papst zurücktritt – und damit eine jahrhundertealte Praxis an der höchsten Spitze umstürzt – dann sind auch andere Neuerungen möglich. Dann können ebenso andere jahrhundertealte Praktiken auf den unteren Stufen umgestürzt werden. Mit dem Schritt von Benedikt XVI. wird daher in Wirklichkeit das Dasein der zentralen Struktur der Kirche in Frage gestellt: sie wird der Überprüfung durch die Fakten unterworfen, der harten Prüfung der Zeit und der menschlichen Wenigkeit. Und die Fakten dieser Struktur, wie man weiß, haben zuletzt ein erbärmliches Schauspiel geboten: schlechte Sitten, Verleumdungen, Machtspiele, schrankenlose Ambitionen, Diebstahl.

Schuld daran sind die bisher geltenden Regeln an der Kurie und nicht nur dort: diese Regeln können und müssen sich ändern, sagt die Entscheidung des Papstes. Eben genau so, wie er es mit einer Regel (und was für einer Regel!) getan hat, die ihn betraf. Kann noch, zum Beispiel, die Wahl eines Papstes einer Handvoll alter männlicher Oligarchen vorbehalten sein, um in deren Kreis einzutreten Rücksicht auf nichts genommen wird? Kann noch die Macht der Kongregationen allein in deren Händen liegen? Ist es zulässig, dass noch immer eine Eiterbeule wie die IOR, die Vatikanbank existiert?“

(Übersetzung: Giuseppe Nardi/Katholisches Magazin für Kirche und Kultur)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Berge, Natur und ganz viel ROBINSON Flair – die perfekte Auszeit in den Alpen.

Manchmal ist das Gute so nah. Keine lange Anreise, kein Jetlag – und trotzdem diese einzigartige Mischung aus Freiheit, Erholung und...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Panorama
Panorama Seltene Erden: Weltwirtschaft bleibt abhängig von China
23.03.2025

US-Präsident Donald Trump möchte seltene Erden gern in der Ukraine oder Grönland abbauen und so die Dominanz Chinas brechen. Doch einer...

DWN
Panorama
Panorama Parsberg: Messerattacke auf einer Feier in der Oberpfalz endet tödlich
23.03.2025

Auf einer Veranstaltung unter freiem Himmel mit mehreren Hundert Teilnehmern in Parsberg kommt ein Mann ums Leben. Die Hintergründe der...

DWN
Politik
Politik Grenzkontrollen: Mehr Beschwerden wegen „Racial Profiling“ durch Bundespolizisten?
23.03.2025

Seit an deutschen Grenzen stationär kontrolliert wird, gehen beim Polizeibeauftragten des Bundes vermehrt Beschwerden ein. Unter anderem...

DWN
Finanzen
Finanzen Tolles Investment für dich … – so wehren Sie sich charmant gegen Geldjäger
23.03.2025

Fast jeder kennt es: Ein alter Bekannter taucht plötzlich auf – mit einem „exklusiven“ Investment-Angebot nur für Freunde. Sei es...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG): Diese neuen Pflichten kommen auf Händler zu
23.03.2025

Ab Juni 2025 müssen Online-Shops barrierefrei sein – sonst drohen Abmahnungen und hohe Bußgelder. Doch was genau bedeutet das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollexperte: „Kurzschlussreaktionen wären jetzt fatal“
23.03.2025

Donald Trump setzt auf Strafzölle gegen europäische Importe. Besonders Mittelständler stehen unter Druck. Ewald Plum, Zollrechtsexperte...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Jobwechsel wegen hoher Mieten: In Großstädten verschärft sich das Ringen um Fachkräfte
23.03.2025

Die hohen Mieten in deutschen Großstädten sind einer Studie zufolge eine Hürde für Unternehmen im Ringen um Fachkräfte. Viele Menschen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Klimaschutz: Irreführende Werbung? Umwelthilfe klagt gegen fünf Firmen
23.03.2025

Vorwurf der Verbrauchertäuschung: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) geht juristisch gegen fünf weitere Konzerne vor, die aus Sicht des...