Politik

Gegen Cameron: Martin Schulz kündigt EU-Werbekampagne auf der Insel an

Lesezeit: 2 min
23.01.2013 13:03
Die Ankündigung von David Cameron, ein Referendum über den EU-Verbleib abzuhalten, ist in Brüssel auf Unverständnis gestoßen. EU-Parlamentspräsident Martin Schulz geht nun zum Gegenangriff über: er will sich in den Wahlkampf in Großbritannien einmischen und den Briten direkt die Vorzüge der EU erklären.
Gegen Cameron: Martin Schulz kündigt EU-Werbekampagne auf der Insel an

Aktuell:

Selbstaufgabe: Französische Wirtschaft ratlos

Wenn es nach Parlamentspräsident Schulz geht, dann ist ein EU-Referendum über den Verbleib Großbritanniens gar keine schlechte Idee: "Das würde uns allen dann ja auch die Gelegenheit geben, auf der Insel zu werben für die Vor- und Nachteile, und ich sage Ihnen voraus: am Ende würde es ein Ja für den Verbleib in der EU geben", sagte Schulz in einem Interview mit dem Deutschlandradio. David Cameron hat heute auf seiner lang erwarteten Rede angekündigt, den Briten ein Referendum über den weiteren Verbleib in der EU anzubieten (mehr hier).

Damit deutet Schulz an, dass die EU sich den Kampf um die britischen Stimmen auch einiges kosten lassen könnte: Schon in der Vergangenheit hat die EU keinen Aufwand gescheut, wenn es um die Erstellung von Propaganda-Material ging (zuletzt beim Friedensnobelpreis - hier). Diese Variante wäre aus Sicht der EU besonders charmant: eine solche Kampagne würde nämlich aus dem ordentlichen Werbe-Etat der EU finanziert. Auf diesem Weg würden die Briten selbst für die auf sie herniedergehende Werbung zahlen.

Zwei Drittel der unter 30-Jährigen in Großbritannien seien für einen Verbleib in der EU, so der EU-Parlamentspräsident. Das seien „die Leute, denen die Zukunft des Landes gehört“.

Der britische Premier fordert die EU dazu auf, wieder mehr Kompetenzen an die nationalen Parlamente abzugeben und betont, in der EU herrsche ein Demokratie- und Legitimationsproblem. Der EU-Parlamentspräsident hingegen wirft Cameron vor, Großbritannien sei durch seine Blockadehaltung daran schuld, dass die EU nicht schneller vorankomme.

Martin Schulz kritisierte konkret die Weigerung Großbritanniens einer Zusammenarbeit mit der EU bei der Bekämpfung der organisierten Kriminalität (hier). Zudem müssten Regelungen bezüglich des Klimawandels, der europäischen Außengrenzen und der Migration in Brüssel getroffen werden. „All die Dinge, die die großen Herausforderungen im 21. Jahrhundert sind, die kein Staat alleine mehr bewältigen kann, genau die, die wir ja auf die EU übertragen müssten, genau die Dinge will David Cameron eben nicht.“

Cameron wolle die EU zugunsten Großbritanniens verändern und das sei „nicht fair“. Die Androhung über einen EU-Austritt hält Schulz allerdings eher für eine taktischen, innenpolitischen Schachzug: Die Rede richte sich an den konservativen Flügel Camerons eigener Partei und „nicht an die EU“.

Schulz sieht jedoch die Möglichkeit, in einigen Bereichen die Kompetenzverteilung mit Großbritannien neu zu regeln und gemäß dem Subsidiaritätsprinzip Entscheidungen an Ort und Stelle herbeizuführen: „Die Verkehrspolitik in London kann bestimmt der Stadtrat von London besser regeln als die EU-Kommission“, bemerkte Schulz.

weitere Themen:

Umzug nach London: Sarkozy flieht vor französischer Reichen-Steuer

Aktenzeichen 12657/2/12: EU will alle Bürger bei „Terrorverdacht“ bespitzeln

Banken werden Finanzmarkt-Steuer auf Kunden abwälzen

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...