Finanzen

Zu hohe Kredit-Gebühren: Banken ignorieren geltendes Recht

Eine Studie der Initiative Finanzmarktwächter zeigt: Bei Kreditgebühren umgehen Banken die geltende Rechtsprechung. Nur in etwa 5,5 Prozent der untersuchten Fälle erstatteten sie auf Aufforderung das Bearbeitungsentgelt bei Verbraucherkrediten.
18.04.2013 02:36
Lesezeit: 1 min

Die Initiative Finanzmarktwächter deckt in einer aktuellen Untersuchung auf, wie Banken Rückzahlungen unrechtmäßiger Gebühren verweigern. Es geht dabei um die immer noch gängige Praxis der Kreditinstitute, zusätzlich zu den Zinsen ein Bearbeitungsentgelt von bis zu drei Prozent zu berechnen. „Die Banken verschleiern die wahren Kosten, wenn sie sie auf verschiedene Posten aufsplitten“, kritisiert Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), der die Initiative trägt. „Auf diese Weise erschweren sie es dem Verbraucher, die Kredite miteinander zu vergleichen“, so Billen. Er fordert ein gesetzliches Verbot für alle Nebenentgelte, die zusätzlich zu den Zinsen verlangt werden.

Dabei ist die Rechtsprechung schon heute eindeutig: Acht verschiedene Oberlandesgerichte haben in entsprechenden Verfahren zugunsten der Verbraucher entschieden und das standardisierte Entgelt für unzulässig erklärt. Die Richter waren der Auffassung, dass für Leistungen, die die Kreditinstitute aus Eigeninteresse ohnehin erbringen – wie etwa die Kreditwürdigkeit des Kunden zu überprüfen – keine zusätzlichen Gebühren berechnet werden dürfen.

Grundlage für die aktuelle Untersuchung der Initiative Finanzmarktwächter waren 1.342 Rückmeldungen von Verbrauchern, die ihre Kreditgeber aufgefordert hatten, das Bearbeitungsentgelt zurückzuzahlen. Bezogen auf die Gesamtzahl kam es in lediglich 5,5 Prozent dieser Fälle zu einer Erstattung, das sind 74 Verträge. Zudem wurden meist nur Teilbeträge zurückgezahlt. 94,5 Prozent der Verbraucher in 1.268 Fällen gaben hingegen an, dass ihnen die Rückzahlung komplett verweigert wurde.

In knapp der Hälfte aller Fälle behaupteten die Banken und Sparkassen, das Entgelt sei mit den Verbrauchern individuell ausgehandelt worden und damit nicht angreifbar. Die Verbraucher widersprechen dem jedoch und geben an, dass das Entgelt im Vertrag festgelegt war. Ihre Position im Streitfall zu beweisen, dürfte den Kreditinstituten schwer fallen.

In knapp 30 Prozent der Fälle beriefen sich die Kreditinstitute darauf, dass die oberlandesgerichtliche Rechtsprechung für sie nicht maßgeblich sei und es kein höchstrichterliches Urteil darüber gebe, ob ein solches Bearbeitungsentgelt rechtlich zulässig ist. Dabei wurde genau ein solches höchstrichterliches Urteil von der Sparkasse Chemnitz im August 2012 durch die kurzfristige Rücknahme der Revision verhindert. Es sei häufig zu beobachten, dass Banken und Versicherungsunternehmen nach jahrelangem Prozessieren kurz vor der Entscheidung des Bundesgerichtshofs ihre Berufung zurücknehmen, wenn sie ein für sich negatives Urteil befürchten, so eine Sprecherin der Initiative Finanzmarktwächter auf Nachfrage. Auch was die die Praxis der Entgelterhebung bei Neuverträgen angeht, sei noch nicht bei allen Instituten ein Umdenken erfolgt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

DWN
Politik
Politik „Choose Europe“: Brüssel will Gründer mit Kapital halten
31.05.2025

Die EU startet einen neuen Wachstumsfonds, der Start-ups mit Eigenkapital unterstützen und in Europa halten soll. Doch Geld allein wird...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende umgekehrt: US-Firmen fliehen vor Trumps Klimapolitik – nach Europa
31.05.2025

Während Trump grüne Fördermittel in den USA kürzt, wendet sich die Clean-Tech-Branche von ihrer Heimat ab. Jetzt entstehen in Europa...

DWN
Politik
Politik Ärztepräsident warnt vor „Versorgungsnotstand“
31.05.2025

Ärztepräsident Klaus Reinhardt warnt vor Beeinträchtigungen im medizinischen Netz für Patienten, wenn nicht bald Reformen zu mehr...

DWN
Finanzen
Finanzen Gesetzliche Erbfolge: Wer erbt, wenn es kein Testament gibt
31.05.2025

Jeder kann selbst bestimmen, wer seine Erben sein sollen. Wer das allerdings nicht durch ein Testament oder einen Erbvertrag regelt und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Datensammeln ohne Richtung: Warum der falsche Analyst Ihrem Unternehmen schadet
31.05.2025

Viele Unternehmen sammeln Daten – doch ohne den richtigen Analysten bleiben sie blind. Wer falsche Experten einsetzt, riskiert...

DWN
Panorama
Panorama Umfrage: Vielen Bädern fehlt das Personal
31.05.2025

Viele Bäder in Deutschland haben laut einer Umfrage mit Personalengpässen zu kämpfen. So hatten 38 Prozent der befragten Hallen- und...

DWN
Finanzen
Finanzen Trump plant Milliardeninvestition in Bitcoin und andere Kryptowährungen
31.05.2025

Donald Trump will Bitcoin zur Staatsangelegenheit machen – mit Milliarden-Investitionen seiner Mediengruppe. Während der Markt jubelt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Chinas Monopol auf Seltene Erden wankt – doch der Westen zahlt den Preis
31.05.2025

China kontrolliert die Welt der Seltenen Erden – und lässt Konkurrenz nur zu ihren Bedingungen zu. Neue Minen entstehen, doch ihre...