Politik

Schweiz: 79 Prozent stimmen für verschärftes Asylrecht

Lesezeit: 1 min
10.06.2013 13:09
Mit großer Mehrheit bestätigten die Schweizer Stimmbürger eine Reform des Asylrechts. Flüchtlinge können damit nur mehr im Inland Asyl beantragen, die Einrichtung von Aufnahmezentren soll erleichtert werden. Wehrdienstverweigerung ist kein Asylgrund mehr.
Schweiz: 79 Prozent stimmen für verschärftes Asylrecht

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das am Sonntag abgehaltene Referendum über eine Revision des Schweizer Asylrechts ergab eine klare Mehrheit für die gesetzlich geplanten Änderungen. 79 Prozent der Wähler stimmten für eine deutliche Bremse bei Zuwanderungen.

Die Gegner der neuen Gesetze - Menschenrechtsorganisationen, Kirchen und Gewerkschaften - hatten das Referendum angeschoben, mit dem Ziel die Gesetze zu kippen. Nun warnen sie vor einem drohenden „Desaster“ für Asylwerber.  Die Niederlage der Initiatoren fiel wesentlich klarer aus als prognostiziert. Die Zustimmung ist mit 78 Prozent noch deutlicher als bei den Asylgesetzrevisionen von 2006 (68 Prozent) und 1999 (71 Prozent), berichtet die NZZ. Die im vergangenen Herbst beschlossene Überarbeitung des Asylgesetzes bleibt damit bestehen. Die Revision war vom Parlament Ende September 2012 in Kraft gesetzt worden. Ihre konkreten Auswirkungen lassen sich daher bereits erkennen.

Eine der umstrittensten Neuerungen schließt Deserteure von der Asyl-Gewährung aus. Vor allem überdurchschnittlich viele Flüchtlinge aus Eritrea begründeten damit bislang ihre Asylanträge in der Schweiz. Militärdienstverweigerer aus Flüchtlingsländern, die „unverhältnismäßig“ bestraft werden, sollen jedoch weiterhin Asyl erhalten. Eine weitere Änderung betrifft die Abschaffung der Möglichkeit, ein Gesuch aus dem Ausland zu stellen.

Auch die Nutzung bundeseigener Liegenschaften als Asylunterkünfte wird erleichtert. Im Gespräch ist die Verwendung leerstehender Kasernen als Aufnahmezentren. Zudem wird das Recht auf Familienzusammenführung eingeschränkt. Der von der federführenden Bundesrätin Simonetta Sommaruga als Hauptziel bezeichneten Beschleunigung der Verfahren dient die Neugestaltung hingegen nur indirekt.

Die allgemeine Stimmungslage zum Thema Asyl hat sich in der Schweiz zuletzt aufgrund gehäufter Berichte über Straftaten von Flüchtlingen aus dem Maghreb verschlechtert. Die steigende Zuwanderung und die geringe Stimmbeteiligung werden von den Referendums-Initiatoren als weitere Hauptgründe für den deutlichen Ausgang gesehen.

Auch nach der aktuellen Entscheidung sind weitere Änderungen im Schweizer Asylrecht absehbar. Eine noch umfangreichere Reform ist in Planung, und die im Referendum bestätigte Revision müsste spätestens in drei Jahren erneut vom Parlament verabschiedet werden. Die rechte SVP fordert schon jetzt weitere Verschärfungen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes trotzt dem Trend: Jetzt soll sogar ein Maybach-Van die Besserverdiener locken
18.04.2024

Das Interesse an Elektro-Fahrzeugen in Deutschland ist verhalten. Während VW und Tesla das bei den Zulassungszahlen bemerken, nutzen die...

DWN
Politik
Politik Warum Kürzungen in der Flüchtlingspolitik nicht hilfreich sind
18.04.2024

Immer mehr Politiker und Wirtschaftsexperten fordern eine Neuanpassung der Asylpolitik. Aktuell finden kontroverse Maßnahmen wie...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Israel-Konflikt: Führt das Krisentreffen in Israel mit Baerbock und Cameron zur Deeskalation?
17.04.2024

Bei Gesprächen mit israelischen Politikern bemühen sich Annalena Baerbock und David Cameron, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den...

DWN
Politik
Politik Günstlingswirtschaft und Gefälligkeiten: Stephan Weil in Niedersachsen am Pranger
17.04.2024

In Berlin steht Kai Wegner (CDU) unter Verdacht, seine Geliebte mit einem Senatorenposten bedacht zu haben. Ursula von der Leyen (CDU)...

DWN
Technologie
Technologie Fluch oder Segen? – Was man aus Müll alles machen kann
17.04.2024

Die Welt ist voller Müll. In den Ländern des globalen Südens gibt es teilweise so viel davon, dass Menschen auf Abfallbergen ihr Dasein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Insolvenzrekorde im März: Nachwehen der Coronahilfen
17.04.2024

Deutsche Unternehmen klagen aktuell viel über die Umstände – und die Unternehmensinsolvenzen sind auch auf Rekordniveau. Ein Grund...

DWN
Politik
Politik Vor G7-Treffen: Baerbock warnt vor Eskalationsspirale im Nahen Osten
17.04.2024

Die Grünen-Politikerin hat vor einem Treffen der Gruppe sieben großer Industrienationen (G7) zu "maximaler Zurückhaltung" aufgerufen in...

DWN
Politik
Politik Die Zukunft der EU als Wirtschaftsstandort: DIHK-Befragung zeigt Stimmungstief
17.04.2024

Wie beurteilen Unternehmen die Lage der Europäischen Union? Eine Befragung der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) gibt...