Die Deutsche Telekom steht unter Verdacht, mehrere hundert IT-Spezialisten als Scheinselbständige beschäftigt zu haben. Die Affäre könnte das Unternehmen finanziell hart treffen.
Die Deutsche Telekom beschäftigt seit Jahren mindestens einige hundert Scheinselbstständige, zitiert heise online einen Bericht des Bonner General-Anzeigers. Sie sollen als Freelancer in arbeitnehmerähnlichen Verhältnissen an IT-Projekten mitgewirkt haben. Auf die Telekom könnten Nachzahlungsforderungen für Sozialabgaben in zweistelliger Millionenhöhe zukommen. Außerdem drohen Steuernachzahlungen und ein Bußgeld.
Im Unterschied zu Leiharbeitern sind Freelancer bei den Personaldienstleistern nicht festangestellt. Der Dienstleister arbeitet lediglich als Vermittler, sodass Freelancer im Prinzip selbstständig sind. Daraus können arbeitsrechtliche Probleme entstehen, wenn Art und Umfang der Tätigkeit der Arbeit eines Arbeitnehmers vergleichbar sind.
Bis zu seiner Pleite im März hatte der Personaldienstleisters Lenroxx der Telekom Freelancer für verschiedene IT-Projekte zur Verfügung gestellt. Nach der Pleite von Lenroxx waren diese ohne Bezahlung. Daher habe die Telekom ihnen angeboten, die Betroffenen einzustellen oder über andere Personaldienstleister zu beauftragen, sagte ein Unternehmens-Sprecher. Außerdem habe man mit Abschlagszahlungen weiter geholfen.
Die Telekom hat nach eigenen Angaben eine arbeitsrechtliche Überprüfung dieser Beschäftigungsverhältnisse durch eine Anwaltskanzlei in Auftrag zu geben. Diese Prüfung dauere noch an. Anfang Juni seien zudem die Deutsche Rentenversicherung und das Finanzamt Bonn kontaktiert worden.
Der IT-Branchenverband Bitkom fordert schon seit Längerem gesetzliche Klarheit beim Einsatz von Freiberuflern. Derzeit bedeute die Beauftragung von Freiberuflern für IT-Unternehmen „erhebliche Risiken“, so der Verband. Es drohe ihnen nicht nur die massive Nachzahlung von Sozialversicherungsbeiträgen, sondern mitunter auch die strafrechtliche Verfolgung.