Politik

Merkel lehnt EU-Vorschlag zur Bankenunion ab

Lesezeit: 2 min
10.07.2013 15:31
Die Europäische Kommission hat ihre neuen Pläne für die Bankenunion vorgestellt. Doch die Bundesregierung lehnt diesen Vorstoß ab. Die neuen Vorschläge der EU-Kommission seien mit geltenden Verträgen nicht vereinbar. Vor allem der gemeinsame Abwicklungsfonds stößt auf Widerstand.
Merkel lehnt EU-Vorschlag zur Bankenunion ab

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Am Mittwoch präsentierte die EU-Kommission ihr Konzept zur Banken-Abwicklung. Eine Vorstoß, der von der deutschen Bundesregierung nicht akzeptiert wird. Der Vorschlag der Kommission gebe „der  Kommission Kompetenzen, die sie nach unserer Rechtsauffassung nach den geltenden Verträgen nicht haben kann“, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin.

Dadurch werde sich die Schaffung einer Bankenunion noch mehr verzögern. Und der Vorschlag der Kommission sei „kein Ansatz, der größere Glaubwürdigkeit herbeiführen könnte“, so Seibert:

„Seibert: Der deutsch-französische Ansatz, der zunächst einmal in der ersten Stufe mit dem arbeitet, was uns die rechtlichen Grundlagen jetzt gestatten, um dann in einer weiteren mittelfristigen Stufe nach begrenzten Vertragsänderungen auch weitere Schritte vorzunehmen, hätte sich aus unserer Sicht sehr viel zügiger umsetzen lassen.

Zusatzfrage Minguez: Aber das minimiert ein bisschen die Autorität der Europäischen Kommission, wenn über solche wichtigen Themen die Regierungen entscheiden. Das ist gegen das Prinzip der Europäischen Union. Europa ist eine Union oder eine Föderation von Ländern.

Seibert: Ja. Es geht überhaupt nicht um Autorität irgendeiner Institution, die gestärkt oder geschwächt werden soll. Die Bundesregierung arbeitet ja sehr eng und sehr gut mit der Europäischen Kommission zusammen. Darum geht es überhaupt nicht. Es geht darum, dass Europa Arbeitsgrundlagen hat. Diese sind rechtlich gefasst. Nach unserer Auffassung überzieht der Kommissionsvorschlag die Kompetenzen der Kommission.“

Die Vorschläge der EU-Kommission sehen unter anderem einen gemeinsamen Banken-Abwicklungsfonds vor (hier). Dieser soll theoretisch einen Umfang von 60 Milliarden Euro haben. Die Banken selbst sollen diesen durch Abgaben auffüllen. Bis dieser jedoch einen derartigen Umfang erreicht hat, werden noch Jahre vergehen. Ein Fonds also, der letztlich neben dem ESM wieder einmal die Banken retten soll, dies finanziell aber gar nicht umsetzen kann (mehr hier). Denn sind im ESM auch Milliarden für die Banken vorgesehen, nämlich für die direkte Rekapitalisierung. Die  Sprecherin des Finanzministeriums, Marianne Kothé, wies in der Pressekonferenz noch einmal darauf hin, dass die Bundesregierung ein Netzwerk „an nationalen Restrukturierungsfonds“ wollte.

Problematisch ist zudem eine europäische Abwicklungs-Einrichtung. Über diese werden noch mehr Kompetenzen an die Kommission übertragen. Vertreter der Kommission, EZB und der betroffenen nationalen Aufsichtsbehörde würden dann zukünftig im Fall der Fälle die Abwicklung für eine Bank vorbereiten. Die Kommission selbst hat jedoch das Recht, dies letztendlich zu beschließen.

Barnier sagte dazu am Mittwoch:

 „Wir brauchen ein System, das rasche und effiziente Entscheidungen ermöglicht, das keine Zweifel hinsichtlich der Auswirkungen auf die öffentlichen Finanzen entstehen lässt und das auf dem Markt für Sicherheit sorgt. Genau das ist das Ziel des heutigen Vorschlags für einen Einheitlichen Abwicklungsmechanismus.“


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...