Politik

Rot-Grün stoppt Merkels Spar-Diktat: Fiskalpakt scheitert

Der Bundesrat hat der Ratifizierung des Fiskalpaktes vorerst einen Riegel vorgeschoben. Damit schwenken die rot-grünen Landesregierungen auf den Hollande-Kurs ein. Das Sparziel der EU droht in Bedeutungslosigkeit zu versinken.
01.03.2013 14:22
Lesezeit: 1 min

Aktuell:

Ausgeliefert: Die ARD als Ankläger, Richter und Henker im Fall Amazon

Wenn sich selbst die beiden größten Volkswirtschaften in Europa nicht an den EU-Fiskalpakt halten, warum sollten es dann die anderen Mitgliedstaaten tun? Nach Frankreichs Abkehr vom Sparkurs (mehr hier) hat heute der Bundesrat mit seinem „Nein“ zum deutschen Gesetzesentwurf die Sparpolitik der EU vor eine Zerreißprobe gestellt.

Das Umsetzungsgesetz der Bundesregierung soll zunächst im Vermittlungsausschuss neu diskutiert werden. Damit werde die Position der Regierung auf EU-Ebene deutlich geschwächt: „Deutschland wird auch auf der europäischen Bühne unglaubwürdig, wenn es auf den Fiskalpakt drängt, aber ihn selbst nicht umsetzen kann“, sagte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich einem Bericht von Reuters zufolge.

Der Bundesrat wird seit der Wahl in Niedersachsen von SPD und Grünen regiert (hier). Diese wollen als Gegenleistung für die Zustimmung zum Fiskalpakt die Position der Bundesländer stärken. Unter anderem Verlangen die Länder die Einführung von Bund-Länder-Anleihen, wodurch sie billiger an neue Kredite kommen würden. Außerdem wollen sie nicht dafür haften, wenn der Bund die Sparziele verfehlt.

Die Bundesregierung ist dagegen, da sie bei gemeinsamen Anleihen für die Länder mit in die Haftung genommen würde. Auf EU-Ebene ist Deutschland aber gegen Euro-Bonds und jegliche Vergemeinschaftung der Schulden.

Die Landesregierungen haben zwar kein Geld, wollen aber nicht weiter sparen, weil sich mit Sparpolitik keine Landtagswahlen gewinnen lassen: „Kernforderung der Länder war, dass sie bis 2020 von Konsolidierungsverpflichtung, die über die Schuldenbremse hinausgeht, freigestellt werden", sagte der SPD-Politiker Kühl.

Wahlversprechen können besser gemacht werden, wenn die Haushaltsautonomie der Länder durch den Fiskalpakt nicht eingeschränkt wird. Mit europäischer Fiskalpolitik hat das nichts mehr zu tun. Vielmehr wird Deutschland mindestens bis zu Bundestagswahl eine Verhandlungsdemokratie, da die Sozialdemokraten zusammen mit den Grünen die Bundesregierung blockieren können.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Panorama
Panorama Deutschland "kaputt": Münchaus düstere Prognose für die Wirtschaft
22.02.2025

Deutschland steckt in der Krise – und es gibt kaum Hoffnung auf Besserung. Der deutsch-britische Autor Wolfgang Münchau sieht das Land...

DWN
Politik
Politik Alternativen zu Trumps Appeasement-Politik gegenüber Russland
22.02.2025

US-Präsident Donald Trump sagt, er wolle der Ukraine Frieden bringen. Aber sein Ansatz kann nicht funktionieren, weil er das Problem der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kündigung rechtssicher zustellen: So vermeiden Sie teure Fehler
22.02.2025

Wie Sie eine Kündigung korrekt übermitteln – von der persönlichen Übergabe bis zum Gerichtsvollzieher. Welche Methoden wirklich...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...

DWN
Politik
Politik 630 Sitze, 29 Parteien, 4.506 Kandidaten: Zahlen zur Wahl
22.02.2025

Die Bundestagswahl 2025 bringt große Veränderungen mit sich: weniger Kandidaten, ein neues Wahlrecht und eine alternde Wählerschaft. Wer...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl 2025: Mittelstand fordert Bürokratieabbau
22.02.2025

Der Mittelstand sieht sich von überbordender Bürokratie, hohen Steuern und steigenden Energiekosten ausgebremst. Vor der Bundestagswahl...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Feuer, Flamme und viel kaltes Wasser: Preussischer Whisky aus der Uckermark
21.02.2025

In der Uckermark brennt Cornelia Bohn ihren eigenen Whisky – als erste Frau weltweit mit eigener Destillerie. Die ehemalige DDR-Bürgerin...