Deutschland gehört zu den bedeutendsten Steueroasen der Welt. Das hat das internationale Netzwerk Steuergerechtigkeit (Tax Justice Network) schon vor mehr als einem halben Jahr festgestellt. Die große Intransparenz im deutschen Finanzsektor wird darin insbesondere durch die schwachen Offenlegungspflichten in Deutschland begründet.
Der vom Tax Justice Network veröffentlichte Schattenfinanz-Index misst seit 2009 die Intransparenz im Finanzsektor von 73 Ländern weltweit. Dabei werden sowohl die Geheimhaltungsregeln innerhalb der untersuchten Finanzsysteme, als auch der Umfang der illegitimen Zahlungsströme berücksichtigt. Der aktuelle Bericht datiert aus dem vergangenen Oktober.
Angeführt wird die Liste von der Schweiz. Deutschland kommt auf Platz neun, gleich nach Ländern wie Luxemburg, den USA und Singapur. Damit wird aufgezeigt, dass nicht nur kleine Inselstaaten zu den gängigen Steueroasen zählen. Diese gibt es zwar tatsächlich, zu den bedeutendsten Rückzugsländern für Steuerflüchtlinge und illegitime Finanztransaktionen gehören aber auch einige der größten und wohlhabendsten Staaten der Welt, insbesondere in Europa.
Das Tax Justice Network schätzt, dass weltweit etwa 250 Milliarden Dollar an Steuereinnahmen pro Jahr durch Steuerflucht verloren gehen. Insgesamt, so geht aus einer für die NGO verfassten Studie hervor, sollen wohlhabende Privatleute mindestens 21 Billionen Dollar in Offshore-Häfen parken. Das entspricht der jährlichen Wirtschaftsleistung der USA und Japans zusammengerechnet.