Die Nachfolgebank der WestLB, in deren Aufsichtsrat der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück sein segensreiches Wirken entfaltete, ist eine Geisterbank (mehr zu diesem abenteuerlichen Phänomen - hier).
Das merkwürdige Unternehmen mit dem Namen Portigon sorgt weiter für Unruhe - vor allem für das Land Nordrhein-Westfalen. Denn die Bilanz ist im vergangenen Jahr sehr schlecht ausgefallen. Etwa eine Milliarde Euro hat die WestLB-Nachfolgerin bereits verbrannt. Dem Geschäftsbericht zufolge kostete allein der Verwaltungsaufwand Portigon 926,7 Millionen Euro. Über 425 Millionen Euro wurde für das Personal aufgewendet. Für das kommende Jahr sieht Portigon ebenfalls kein Verbesserung: „Unter dem Strich erwartet der Vorstand für das Geschäftsjahr 2013 einen Verlust in Höhe von rund 1 Milliarde Euro“.
Noch immer gibt es bei Portigon nach eigenen Angaben 2.559 Vollzeitbeschäftigte. Eine große Zahl, wenn man bedenkt, dass die einzigen zwei Kunden des Unternehmens die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) und die EAA (Erste Abwicklungsanstalt - das ist die Bad Bank der WestLB, in der die Schrottpapiere geparkt wurden) sind. Zumal sowohl die Helaba als auch die EAA wie Portigon mit der Zerschlagung der WestLB im Zusammenhang stehen. Die Helaba erhielt das Geschäft mit den öffentlichen Kunden und den Mittelstandskunden der WestLB und die EAA übernahm die Portfolios der WestLB.
Portigon preist seine Expertise offensiv an. Auf der Webseite des Unternehmens wird damit geworben, dass Portigon das „aktive Managment großer komplexer Portfolios“ übernehme: Wertpapiere und Kredite im Umfang von 120 Milliarden Euro. Außerdem gehört auch die Abwicklung von Kredit- und Zinsderivaten mit „einem Nennwert von etwa 1,5 Billionen Euro“ zum Portfolio. „Alle Portfoliorisiken liegen beim Auftraggeber“, sagte Walter Hillebrand-Droste von Protigon den Deutschen Wirtschafts Nachrichten.
Im Klartext: Das Kapitel der WestLB ist noch lange nicht geschlossen. Denn selbst wenn die 1,5 Billionen Euro nur verwaltet werden, muss man sich fragen: Was sind das für Produkte? Wer sind die Auftraggeber? Sind es die anderen Landesbanken? Sind dies die Assets aus der Bad Bank EAA, die aus der WestLB hervorgegangen ist? Was muss der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) noch erwarten? Welches Risiko lauert hier für den deutschen Steuerzahler?
Der Ökonom Stefan Homburg kann bei dieser Darstellung nur den Kopf schütteln. Homburg sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Wenn eine Schrottbank von "Expertise" spricht, hat das natürlich etwas. Ich würde mein Vermögen dort nicht betreuen lassen. Andere scheinen ebenfalls so zu denken, denn nach allem, was man hört, tut sich Portigon mit dem Kundenschwang schwer.“
Portgon will aber neben der Helaba und der EAA weitere Kunden finden. „Viele Banken müssen Bilanzsummern und Risikoaktiva verringern“, so Droste. „Daraus ergeben sich wiederum Geschäftschancen für Portigon.“ Sollte das Unternehmen weitere Kunden finden, muss eine Tochtergesellschaft für das „Servicegeschäft“ gegründet und bis Ende 2016 verkauft werden, entschied die EU-Kommission Ende 2011.
Die Neugründung von Unternehmen aus einem gescheiterten Unternehmen hält Homburg für geradezu absurd: „Wenn man bedenkt, was solcherlei M&A kostet und dass alles effektiv vom Steuerzahler getragen wird, kann einem übel werden. Besser wäre es gewesen, man hätte die WestLB soweit im Rahmen der nachlaufenden Gewährträgerhaftung möglich in Insolvenz gehen lassen.“
Solche Geschäfte müssen aber eben nicht sinnlos sein: Denn sie bieten große Chancen für andere Experten wie Goldman Sachs, Deutsche Bank, Morgan Mappus Stanley und all die anderen tüchtigen Investment-Banken.
Und die haben ja Erfahrung, wie man aus Schrott Gold macht - siehe US-Subprime-Markt.
Der deutsche Steuerzahler kann also beruhigt sein: Bevor die 1,5 Billionen Euro Derivaten-Bombe bei der Portigon in die Luft fliegen, werden einige damit noch gutes Geld verdient haben.
Das nennt man Wertschöpfung in der Finanz-Industrie.