Finanzen

EZB warnt vor Banken-Crash in Europa

Das Risiko eines erneuten Banken-Crashs in Europa ist hoch, so die EZB. Die Rezession und die steigende Zahl der faulen Kredite in den Bilanzen der Banken sind alarmierend. Deshalb werde die EZB weiter Geld drucken und den Kauf von Schrott-Papieren der Banken beginnen.
31.05.2013 10:56
Lesezeit: 2 min

Diese Woche stellte die EZB ihren aktuellen Bericht zur Lage der europäischen Banken vor. Die Botschaft ist klar: Fünf Jahre nach der Finanzkrise steht die Euro-Zone vor einem Banken-Crash. Und zwar nicht nur in den Peripherie-Staaten der Währungsunion, sondern auch in Ländern wie Deutschland ist die Lage der Geldhäuser kritisch.

Die anhaltende Rezession, die hohe Arbeitslosigkeit und die stetig wachsenden faulen Kredite in den Bilanzen der Banken erhöhen das Risiko einer erneuten Bankenkrise, so der Bericht der EZB. Und das in einer Zeit, in der die europäischen Banken noch immer damit beschäftigt sind, die Folgen der Finanzkrise von 2008 zu kompensieren. Die vordergründige Beruhigung an den Finanzmärkten kann darüber auch nicht hinwegtäuschen. Das vergangene Jahr „war kein gutes Jahr für die Banken“, zitiert die New York Times den Vize-Präsidenten der EZB, Vítor Constâncio.

Zwar seien vor allem die Banken in Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit und fallenden Immobilien-Preisen gefährdet – Länder wie Spanien, Italien, Griechenland und Portugal. Aber auch in Ländern wie Deutschland sieht es nicht zwangsweise deutlich besser aus. Der Blick in die Bücher der Commerzbank, der Portigon und auch der NordLB bestätigen dies. Am Donnerstag erst teilte die NordLB mit, dass sie in den ersten drei Monaten des Jahres einen Verlust in Höhe von 32 Millionen Euro eingefahren hat. Vor allem die Krise in der Schifffahrtsindustrie belastet die Bank. Doch nicht nur faule Kredite belasten deutsche Geldhäuser. Die Bilanz der Deutschen Bank beispielsweise weist einen immensen Anteil risikoreicher Derivate auf, der einer tickenden Zeitbombe gleicht (hier).

Der aktuelle Bericht der EZB ist insofern auch von Bedeutung, als das die EZB im kommenden Jahr die Aufgabe einer Bankenaufsicht für mindestens alle systemrelevanten Banken übernehmen wird. Das Problem mit den faulen Krediten in den Bilanzen der Banken spielt dabei keine unerhebliche Rolle. Die Banken tricksen, um die Verluste nicht anschrieben zu lassen (hier). Eine zuverlässige Größte, wie hoch die tatsächliche Zahl der faulen Kredite der Euro-Banken ist, gibt es aus diesem Grund nicht. Mindestens sollen es aber 720 Milliarden Euro sein (mehr hier). Selbst der Banken-Stresstest wurde verschoben, um die Analyse der Banken-Bücher von den nationalen Aufsichten auf die EZB abschieben zu können. Die EZB soll sich mit dem Bankenproblem auseinandersetzen und notfalls Mittel ergreifen, um das Bankensystem in der Eurozone zu stützen (hier).

Doch schnell wird die EZB nicht als Bankenaufsicht agieren können. Man könne zwar erwarten, dass die EZB zu gegebener Zeit ihre neue Rolle wahrnehmen wird, sagt Stefano Micossi von Assonime, der Verband der italienischen Unternehmen. „Mein Eindruck ist aber, dass das nicht sehr schnell geschehen wird“, so Micossi. In der EZB herrscht Personalmangel, das neue Hauptgebäude bereitet Probleme und der Widerstand der nationalen Aufsichtsbehörden ist groß.

Im Zuge des veröffentlichten Berichts betonte die EZB deshalb noch einmal, dass der Abkauf von Schrottpapieren durch die EZB eine Möglichkeit wäre, die Banken zu stützen (hier).  Damit wird das Risiko aber in die Bilanz der EZB aufgenommen. Das wiederum müssen am Ende die einzelnen Notenbanken der Mitgliedsländer tragen. Und nichts hält die Banken derzeit udn auch nach einer solchen Aktion davon ab, mit ihrem Geschäft in der Weise fortzufahren, wie sie es seit Jahren tun. Auch das Trennbankengesetz ist da nur ein Tropfen auf den heißen Stein (mehr hier). Und während die Kreditnehmer der Banken keine Kredite mehr zurückzahlen können, plant die EU bereits, noch mehr Kredite an eben diese Unternehmen zu vergeben. Neue Gelder, die auch wieder nicht getilgt werden können (hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Schwedische Innovation soll Wasserkrise in der Ukraine lösen
21.06.2025

Während Europa über Hilfspakete debattiert, liefern schwedische Firmen sauberes Wasser in eine vom Krieg verwüstete Region. Ist Hightech...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Afrikas Migrationspotenzial: Die globale Ordnung steht vor einer tektonischen Verschiebung
21.06.2025

Afrikas Bevölkerung wächst, während der Westen altert. Millionen gut ausgebildeter Migranten verändern schon heute globale...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands stille Stärke: Wie Rechtsstaat und Verwaltung zum unterschätzten Standortvorteil werden
21.06.2025

Als Max Weber 1922 mit seiner Bürokratie-Theorie die Basis für die deutsche Verwaltung legte, galt sie weltweit als innovatives Vorbild....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Rückschlag für Elektroautos – kommt das Ende wie vor 100 Jahren?
21.06.2025

Vor 100 Jahren verschwanden Elektroautos wegen politischer Entscheidungen von den Straßen. Heute wiederholt sich die Geschichte: Donald...

DWN
Politik
Politik Wie der Westen seine Werte in der Wüste verrät: Big Tech versteckt die Probleme unter glänzenden Fassaden
21.06.2025

Big Tech hofiert autoritäre Regime vom Golf – im Tausch gegen Milliarden, Macht und Rechenzentren. Doch hinter der glitzernden Fassade...

DWN
Politik
Politik Deutschland steht vor dem historischen Aufschwung – aber es gibt ein großes Problem
21.06.2025

Mit der faktischen Abschaffung der Schuldenbremse beginnt Deutschland eine neue Ära – mit enormen Investitionen in Militär,...

DWN
Panorama
Panorama KI-Musik auf dem Vormarsch: Gefahr oder Chance für die Musikbranche?
21.06.2025

KI-Musik verändert die Musikbranche – kreativ, disruptiv, kontrovers. Künstler verlieren Kontrolle und Einnahmen. Doch wie weit darf...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Disney gegen die KI: Wem gehört das Internet noch?
21.06.2025

Disney zieht gegen Midjourney vor Gericht – und kämpft nicht nur für Mickey Mouse, sondern für unser digitales Eigentum. Wenn selbst...