Nach der Finanzkrise ist ein steigender Ölpreis die nächste große Gefahr für die Eurozone. Die OPEC-Staaten möchten die Fördermengen gering halten, um die Preise und damit ihre Gewinne zu erhöhen. Das würde die Wachstums-Bemühungen in Europa zusehends abwürgen.
Eine erneute Preis-Ralley beim Öl würde das Problem der ohnehin hohen Energiepreise in Europa noch verschärfen. Das sagten Analysten dem amerikanischen Nachrichtensender CNBC. „Wenn die EU nicht versteht, dass bezahlbare Energie ein kritischer Punkt bei der Lösung des Wachstums-Problems ist, wird sie sich weiterhin ihr eigenes Grab schaufeln, mit Subventionen und mit extrem teurer Energie“, sagte Daniel Lacalle, Senior Portfolio Manager bei der Investment-Firma Ecofin.
Das widerspricht Prognosen, wonach der Schieferöl-Boom in den USA das Angebot am Weltmarkt mittelfristig vergrößern und die Energiepreise sinken könnten. Die Internationale Energie-Agentur etwa prognostiziert, dass Nordamerika, lange der größte Kunde der OPEC, bis zum Jahr 2030 zum Netto-Exporteur von Öl wird. Und das Beratungs-Unternehmen Pricewaterhouse Coopers geht von einem Absinken des Ölpreises um 40 Prozent bis zum Jahr 2035 aus. Treibende Kraft ist die steigende Förderung von Schieferöl in den USA.
Dass der amerikanische Schieferöl-Boom auch in Europa zu einer nachhaltigen Verbilligung der Energie führen könnte, dürfte aber eine verfehlte Erwartung sein. Zum einen könnte sich der Trend schon bald als vorübergehend herausstellen, wie etwa die FT berichtet. Zum zweiten ist der europäische Markt in viel stärkerem Ausmaß von den Lieferungen der Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC) abhängig. Die erhöhte Schieferöl-Förderung würde die Exportmengen und –preise aus den Golf-Staaten, den Haupt-Exporteuren in die EU, kaum beeinflussen.
Wenn die OPEC-Länder ihre Exporte drosseln, um höhere Einnahmen zu generieren, könnte die Eurozone vor einer neuen Energieklemme stehen.