Politik

USA brüskieren Brüssel: Gespräche über NSA nur mit Regierungen

Lesezeit: 1 min
01.07.2013 02:10
Die Amerikaner erkennen die EU nicht als gleichwertigen Gesprächspartner im Spionage-Skandal der NSA an. Sie wollen bilateral mit den europäischen Staaten sprechen. Öffentlich will sich die US-Regierung nicht äußern.
USA brüskieren Brüssel: Gespräche über NSA nur mit Regierungen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die USA sind nicht an aufklärenden Gesprächen mit Brüssel interessiert. Ein Sprecher des nationalen US-Geheimdienstdirektors sagte am Sonntag, dass die Amerikaner bilateral über die diplomatischen Wege und ohne jede Öffentlichkeit über das Thema reden wollen. Zunächst wolle man aber den „Wahrheitsgehalt“ des Spiegel-Artikels überprüfen.

Dieses Statement ist eine Ohrfeige für Barroso und seine Kommission. Sie macht klar, dass die Amerikaner die EU als Gesprächspartner nicht ernst nehmen.

Die Kommission schäumte am Sonntagabend. Justiz-Kommissarin Viviane Reding stellte in Luxemburg die Verhandlungen über eine Freihandelszone in Frage. Man könne mit den Amerikanern nicht verhandeln, wenn die USA gleichzeitig die Büros der EU verwanze. Die Aussenbeauftragte der EU, Lady Catherine Ashton, wiegelte ab und sagte in einem Statement, dass man sich bis zur Klärung der Fakten nicht öffentlich äußern wolle.

Barroso selbst äußerte sich bisher nicht. Er verbrachte am Sonntag einen beschaulichen Abend auf Steuerzahlerkosten in Kroatien, wo er gemeinsam mit den Kroaten den EU-Beitritt feierte. Kroatien gilt als das Land mit der größten Korruption in Europa (hier).

Die herablassende Antwort der Obama-Administration ist ein weiterer Tiefschlag gegen die EU-Kommission, die immer mehr an Relevanz verliert (hier mehr zu diesem bemerkenswerten Abstieg).

Besonders aufgeregt reagierten die grünen Abgeordneten des EU-Parlaments auf die Spionage-Affäre. Der sich bald in die Rente verabschiedende Daniel Cohn-Bendit forderte den sofortigen Abbruch der Verhandlungen über die Freihandelszone – bis es mit den USA ein Datenschutzabkommen gäbe.

An dieser Stelle dürften die mitlesenden Schlapphüte der NSA herzlich gelacht haben.

Cohn-Bendit regte weiters an, dass die EU dem Whistleblower Edward Snowden politisches Asyl gewähren sollten. Außerdem wollen die Grünen Snowden für den Sacharow-Preis für Menschenrechte vorschlagen.

Dagegen wird die NSA nichts einzuwenden haben. Sie dürfte aber überlegen, ob sie in ihren Unterlagen zum roten Dany vielleicht noch ein paar interessante Geschichten findet, die sich hervorragend für einen Leak zu Sommerloch eignen würden.

Mehr zum Thema:

Warum die Politik so panisch auf die Überwachung reagiert

Selber schuld: Die EU-Politiker haben sich zum Büttel der USA gemacht


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...