Politik

Enthüllt: EU-Kommissar Barroso putschte aktiv gegen Berlusconi

Im Herbst 2011 hat die EU offenbar direkt den damaligen gewählten italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi abgesetzt. Wie ein italienischer Journalist nun enthüllt, soll EU-Kommissions-Präsident Barroso den Putsch gezielt lanciert haben. Geholfen hat es nicht - der Goldman Mario Monti konnte Italien keine Impulse geben.
03.08.2013 03:30
Lesezeit: 1 min

Fabrizio Goria hat für die italienische Nachrichtenseite Linkiesta eine bemerkenswerte Geschichte recherchiert. Im Herbst 2011 waren die Zinsen für italienische Staatsanleihen auf ein Rekordkoch gestiegen. Daraufhin soll die EU verlangt haben, dass der damalige italienische Premier Silvio Berlusconi durch Mario Monti ersetzt wird.

Es ist dies der erste Bericht über einen Putsch von oben in der EU.

Einen Putsch aus Brüssel.

Ende Oktober erhielt der damalige Innenminister in Berlusconis Regierung Roberto Maroni einen Anruf von José Manuel Barroso, dem Chef der EU-Kommission. Der Anruf kam während einer Sitzung, Maroni wurde blass, sagten mehrere Teilnehmer. Barroso drückte sich gegenüber Maroni sehr deutlich aus:

„Ich möchte nicht, dass Sie das persönlich nehmen. Weder Sie noch die anderen Mitglieder der Regierung. Aber Sie müssen Berlusconi ablösen.

Und dann erklärte Barroso die Strategie. Der damalige italienische Premier sollte von allen Seiten angegriffen werden, von allen europäischen Politikern: Alle würden sagen, dass Berlusconi unangemessen sei. Und dieser Plan, den Barroso Maroni erklärte, sollte bald aufgehen.

So lächelten Bundeskanzlerin Angela Merkel und der damalige französische Präsident Nicholas Sarkozy bereits Ende Oktober vielsagend, als sie von der Presse zur Glaubwürdigkeit des italienischen Premiers Berlusconi und seiner Regierung befragt wurden.

Der letzte Schlag gegen Berlusconi fand dann beim G20-Treffen in Cannes statt. Am 2. November, dem Tag vor dem Beginn der Verhandlungen, sagte der Chef der britischen Finanzaufsicht Adair Turner: „Unserer Ansicht nach steckt Italien in viel größeren Problemen als Griechenland. Eine Lösung sollte schnell gefunden werden.“ Und in diesem Sinne ging es in Cannes zwei Tage lang weiter.

Am 4. November verkündeten Barroso und EU-Ratspräsident Herman van Rompuy, dass Italien von sich aus dazu bereit sei, sich vom IWF überwachen zu lassen. Am 9. November kündigte Berlusconi seinen Rücktritt an. Und dann kam Monti. Mit Unterstützung aus Brüssel kündigte der frühere Goldman-Banker ein Reformprogramm an. Und Mario Draghi sorgte dafür, dass die Zinsen für Italien wieder zurückgingen.

So gelang die Wende in Italien.

Allerdings nicht, indem ein radikales Reformprogramm wirklich umgesetzt wurde.

Monti hat kaum wirkliche Impulse gegeben.

Italien wurde gerettet, weil die EZB massiv Geld druckte und die italienischen Banken dadurch Italo-Bonds kaufen konnten.

Also die klassische, alte Masche.

Die wäre allerdings mit dem Cavalliere auch zu machen gewesen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Warum sprechen diese Woche alle über Trumps „Big Beautiful Bill“?
01.07.2025

Es ist Trumps größtes Prestigeprojekt. Doch welche Vor- und Nachteile hat das Gesetzespaket, das am Freitag unterschriftsreif auf dem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kernenergie-Aktien explodieren um 542 Prozent: Anleger warnen vor Blasenbildung
01.07.2025

Kernenergie-Aktien feiern ein spektakuläres Comeback – befeuert durch den steigenden Strombedarf für Rechenzentren. Die Branche erlebt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...