Die Deutsche Bank meldet für das dritte Quartal einen massiven Gewinneinbruch. Die größte Bank Deutschlands musste unerwartet viel Geld für Rechtsstreitigkeiten zur Seite legen. Zudem leidet die Bank unter einem globalen Rückgang des Kredithandels.
Rücklagen für Prozesse in Höhe von 1,2 Milliarden Euro führten zu einem Einbruch der Nettogewinne auf 41 Millionen Euro, berichtet die FT. Ein Jahr zuvor lagen die Gewinne noch bei 747 Millionen Euro. Dies bedeutet einen Gewinn-Rückgang um 94 Prozent. Analysten waren vollkommen überrascht.
Die Bank-Chefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen sagten in einer Stellungnahme: „Im dritten Quartal standen wir vor verschiedenen Herausforderungen. Wir hatten enorme Prozesskosten und einen Gewinnrückgang beim Investment-Banking, die zu niedrigeren Quartalszahlen führten.“
Der Umsatz der Bank sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 10 Prozent auf 7,7 Milliarden Euro. Hauptursache ist ein Einbruch beim Trading um 48 Prozent. Der Rückgang des Handels mit Krediten traf die Deutsche Bank besonders hart. Sie macht mehr als die Hälfte ihrer Umsätze mit dem Handel von Krediten, Währungen und Rohstoffen.
Bis 2015 muss die Deutsche Bank aufgrund stärkerer Regulierungen eine Eigenkapitalquote von mindestens 3 Prozent erreichen. Daher muss sie Vermögenswerte im Umfang von 250 Milliarden Euro verkaufen. Letzten Donnerstag sagte Jain, 36 Milliarden Euro davon seien bereits geschafft. Allerdings sagte der Bank-Chef, die Eigenkapitalquote sei kein geeignetes Maß für die Gesundheit einer Bank.
Bis zu zwei Drittel der neuen Rückstellungen bei der Deutschen Bank entfallen auf Klagen die US-Behörden wegen des Verkaufs hypothekenbesicherter Wertpapiere (MBS), berichtet Reuters. Die MBS verloren in der Finanzkrise drastisch an Wert. Wegen US-Prozesskosten musste die Bank bereits im März ihr Jahresergebnis für 2012 nach unten korrigieren.
Zudem hat die Deutsche Bank bis heute insgesamt 500 Millionen Euro zur Seite gelegt, um mögliche Strafen im Zusammenhang mit dem Libor-Skandal zahlen zu können. Bisher musste die Bank keine Strafen zahlen. Gegen Barclays, UBS und die Royal Bank of Scotland hingegen wurden wegen der Beteiligung an der weltweiten Manipulation der Interbanken-Zinssätze hohe Strafen ausgesprochen. Das Frankfurter Geldhaus hat insgesamt mehr als 4 Milliarden Euro für Prozesse zur Seite gelegt.
Die Dividende soll in diesem Jahr mit 75 Cent je Aktie stabil bleiben. Jain und Fitschen sollen noch bis 2017 im Amt bleiben soll. „Wir wissen unser Haus bei ihnen in guten Händen“, sagte Aufsichtsratschef Paul Achleitner. Ziel sei es, in die Spitzengruppe der Banken-Weltliga an der Wall Street aufzusteigen, wie Reuters berichtet. Vor allem das Investment-Banking solle sich mit den ganz Großen messen können.
Risiken sieht die Bank nicht: Der Stress-Test der EZB werde für die Deutsche Bank positiv verlaufen, sagte Finanzvorstand Stefan Krause. Bisher erfüllt die Deutsche Bank die ohnehin minimalen Anforderungen der EZB nur mit Ach und Krach. Finanzmarkt-Experten machen sich schon seit längerem Sorgen um die hohen Risiken bei den Derivaten (hier).
Goldman Sachs ist von den Zahlen nicht überzeugt - und empfiehlt weiter, die Aktien zu verkaufen. Ohne Kostensenkungen hätte die Bank Verlust gemacht, sagten Goldman-Analysten.
Goldman?
Gut möglich, dass die Deutsche Bank bald in das Zentrum der großen Konsolidierungs-Debatte der Banken gerät (mehr zum Endspiel - hier).