Technologie

LG: Fernseher spioniert die Kunden aus

Ein LG-Smart TV überträgt private Datei-Namen aus einer externen Festplatte auf firmeneigene Server. Die Option zum Abschalten der personalisierten Werbung ist nutzlos. Der Käufer eines solchen Geräts hat keine Chance, sich vor den Späh-Attacken von LG zu wehren.
21.11.2013 22:53
Lesezeit: 2 min

LG hat einen Fernseher auf den Markt gebracht, der private Dateinamen von externen Festplatten auslesen und auf den Servern der Firma speichern kann. Das geschieht ohne die Zustimmung des Nutzers zur Optimierung der personenbezogenen Werbung (Smart Ad). Die Einstellung dafür ist bei Werksauslieferung eingeschaltet. Das ist aber belanglos, denn auch wenn die Option ausgeschaltet wird (siehe Grafik oben), sendet das Gerät die Log-Daten mit den privaten Datei-Namen, wie ein IT-Experte und Blogger herausgefunden hat.

Der Umgang mit Nutzerdaten wird von LG in einem Video wie folgt beschrieben:

„LG Smart Ad analysiert die beliebtesten Programme der Nutzer, das online Verhalten, die Suchanfragen und andere Informationen, die für das Angebot zielgerichteter Werbung von Nutzen sind. […] Außerdem liefert Smart Ad nützliche Performance-Berichte, die live übertragene Werbespots nicht liefern können. So kann die Effektivität der zugeschnittenen Werbung identifiziert werden.“

In einem Versuch ließ der Blogger aus Großbritannien eine externe Festplatte von dem TV-Gerät durchsuchen. Auch mit ausgeschalteter „Smart Ad“-Funktion fand er die Log-Daten im Sendebericht des TV-Geräts wieder. Dieser enthielt einen unverwechselbaren Dateinamen, den der Blogger einer Datei auf seiner privaten Festplatte zugewiesen hatte (siehe Grafik unten).

In einer Email bat er den Hersteller um eine Stellungnahme. LG antwortete und verwies auf die Geschäftsbedingungen.

Smart-TV-Geräte verbinden sich über den Router mit dem Internet und können dadurch Dienste anbieten, die alte Fernseher nicht anbieten können.

Personalisierte Werbung ist einer dieser Dienst und soll dem Verbraucher maßgeschneiderte Produktinformationen liefern und für ihn interessante und hilfreiche Tipps für den Einkauf geben. Der große Nachteil: Firmen müssen zunächst in Erfahrung bringen, was dem Verbraucher gefällt. Das schaffen sie, indem sie die Surfgewohnheiten, die Suchanfragen oder auch die „Gefällt mir“-Angaben bei Facebook auslesen.

Das geschieht meistens mit der stillschweigenden Zustimmung des Verbrauchers. Jedes Mal, wenn eine App oder ein Programm auf dem Handy oder dem Laptop installiert werden, verstecken sich in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) der Anbieter Absätze zur Speicherung und Verwendung privater Daten.

In manchen Fällen können die Benutzer individuell und detailliert entscheiden, welche Informationen sie für andere sichtbar machen oder freigeben wollen. So hat das soziale Netzwerk Facebook seinen Privatsphäre-Bereich – der noch lange nicht perfekt ist –  immer weiter entwickelt.

Im Fall von LG werden die Log-Berichte derzeit noch auf eine ungültige Internetadresse geschickt. LG kann diese URL aber jeder Zeit aktivieren und die Daten verwenden. Dem IT-unerfahrenen Nutzer bleibt lediglich die Illusion der Privatsphäre.

Den AGB sei Dank.

Unter dem Blog-Beitrag von Doctor Beet befindet sich eine Liste mit Websites, die in den Router-Einstellungen gesperrt werden können. Damit können die meisten Spähversucher unterbunden werden.

Die Liste hat allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie AI Continent Action Plan: Wie Europa die USA und China vom KI-Thron stoßen will
28.04.2025

Die Europäische Kommission hat einen ehrgeizigen Plan vorgestellt, um Europa zur führenden Kraft im Bereich der Künstlichen Intelligenz...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft E-Auto-Förderung: Wie geht es weiter und was plant die neue Bundesregierung?
28.04.2025

Das Ziel bleibt eindeutig – der genaue Weg aber offen. "Wir werden die E-Mobilität mit Kaufanreizen fördern", steht im...

DWN
Politik
Politik Üppige Übergangsgelder für Ex-Minister: Steuerzahlerbund kritisiert Selbstbedienung
28.04.2025

Dauerversorgung auf Kosten der Steuerzahler: Bisher bekommen Minister und Kanzler nach ihrem Ausscheiden bis zu 2 Jahren staatliche...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Boeing unter Druck: Zölle verschärfen die Krise beim größten US-Exporteur
28.04.2025

Boeing, der größte US-Exporteur, steckt seit Jahren in einer Krise. Neue Zölle und Handelskonflikte verschärfen sie weiter. Die...

DWN
Panorama
Panorama Stromausfall Spanien und Portugal: Nichts geht mehr - schwierige Suche nach der Ursache
28.04.2025

Ein umfassender Stromausfall Spanien hat am Montagmittag die Iberische Halbinsel erschüttert. Weite Teile Spaniens und Portugals auf dem...

DWN
Politik
Politik Ministerposten der Union: Alle Namen und Überraschungen im Überblick
28.04.2025

Acht Tage vor der geplanten Kanzlerwahl von Friedrich Merz steht die Aufstellung der Ministerposten der Union fest. Die SPD wird ihre...

DWN
Politik
Politik Neue Bundesregierung: Union stellt Personal für Ministerposten vor – Kabinettsliste mit Manager für Digitalisierung
28.04.2025

Rund eine Woche vor der geplanten Wahl von Friedrich Merz zum Kanzler der neuen Bundesregierung haben CDU und CSU ihre Besetzung der...

DWN
Technologie
Technologie Profi für Sicherheitslösungen: Bedrohungen sind alltäglich - so erhöhen Unternehmen die Cybersicherheit
28.04.2025

Cybersicherheitsabteilungen in Unternehmen ähneln zunehmend Notaufnahmen – jedoch mit einem entscheidenden Unterschied: Die Bedrohungen...