Finanzen

Steuerlast der Deutschen steigt stärker als EU-Durchschnitt

Weltweit steigt die Steuerlast für Unternehmen und Bürger. Der aktuelle OECD-Bericht bescheinigt Deutschland und Österreich einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Steuern an ihrer Wirtschaftsleistung. Schätzungen zufolge werden sich die Einnahmen in Bund und Ländern in den nächsten Jahren weiter erhöhen.
24.12.2013 03:20
Lesezeit: 2 min

Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zufolge können sich die Finanzminister der Bundesländer in den kommenden Jahren auf steigende Steuereinnahmen freuen. Bis 2015 sollen fast 8 Milliarden Euro zusätzlich in die Staatskassen fließen. Die vergangene Steuerschätzung aus November wird damit weit übertroffen. Die Deutschen haben einem Bericht der OECD zufolge eine der höchsten Steuerlasten der OECD-Länder zu bewältigen.

Grund für den Anstieg der Steuereinnahmen seien die steigenden Löhne, sagte DIW-Finanzexpertin Kristina van Deuverden. Durch die Steuerprogression steigen die Einnahmen bei der Lohnsteuer noch schneller als die Reallöhne. Im kommenden Jahr werden sich 640,7 Milliarden Euro in den Staatskassen befinden. 2015 werden es den Berechnungen des DIW für das Handelsblatt zufolge 670 Milliarden Euro sein. Die Hälfte des Zuwachses geht allein auf die Lohnsteuer zurück.

Der Steueranteil von Löhnen und Gewinnen wuchs in den Jahren 2010 und 2011 von 10,3 auf 10,9 Prozent des BIP und machte 29,5 Prozent des Gesamtsteueraufkommens aus. Der Anteil der Sozialabgaben bleibt unverändert (14,2%).

Steuerlast in Deutschland steigt rasant

Die Mehrzahl der OECD-Länder hat 2012 mehr Steuern eingenommen als in den Hauptkrisenjahren 2008 und 2009. Wie aus der aktuellen Ausgabe der Revenue Statistics der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht, lag der Anteil der Steuern und Sozialabgaben an der Wirtschaftsleistung im Schnitt von 30 OECD-Ländern bei 34,6 Prozent. Das sind 0,5 Prozentpunkte mehr als 2011 und 0,7 Prozentpunkte mehr als 2010.

„In Deutschland und Österreich erhöhte sich der Anteil von Steuern an der Wirtschaftsleistung 2012 merklich: in Deutschland von 36,9 auf 37,6 Prozent und in Österreich von 42,3 auf 43,2 Prozent“, so die OECD. Beide Länder liegen damit nicht nur deutlich über dem EU-Durchschnitt. Die Steuerlast steigt auch überdurchschnittlich stark.

Das äußert sich besonders bei den deutschen Unternehmen: Dessen Gesamtbelastung – also der Anteil aller Steuern und Abgaben am Gewinn – ist von 46,8 Prozent im Jahr 2012 auf 49,4 Prozent in diesem Jahr gestiegen. In einem weltweiten Steuerranking der Unternehmensberatung PWC unter 189 Ländern fällt Deutschland um viele Plätze zurück: Von Platz 72 auf Platz 89 (mehr hier).

Steuern in Krisenländern am höchsten

Der Anteil der Steuereinnahmen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg in 21 der 30 OECD-Länder, für die Daten verfügbar waren. Diese Verteilung ähnelt der Entwicklung im Vorjahr und deutet auf einen generellen Trend zu höheren Fiskalquoten. „Die stärksten Steigerungen verbuchten Ungarn (+ 1,8 Prozentpunkte) und Griechenland (+ 1,6), gefolgt von Italien und Neuseeland (+ 1,4). In Israel, Portugal und Großbritannien ging der Anteil der Steuereinnahmen am meisten zurück – in Israel um fast fünf Prozentpunkte.“

Die höchste Fiskalquote in der OECD gibt es in Dänemark mit 48 Prozent – auch Belgien und Frankreich liegen weit über dem Schnitt (43,5%). In Mexiko (19,6%) und Chile (20,8%) werden kaum Steuern gezahlt. Niedrig ist die Quote auch in den USA (24,3%) und in Korea (26,8%).

Die Einnahmen aus Substanzsteuern (Grund-, Vermögens-, Schenkungs- und Erbschaftssteuer) haben sich fast nicht verändert. Sie lagen in Deutschland 2011 nahezu stabil bei 0,9 Prozent des BIP und damit bei der Hälfte des OECD-Schnitts (1,8%). „Nur Mexiko, Estland, Tschechien und die Slowakei – also Staaten mit einem deutlich geringeren Vermögensbestand als Deutschland – sowie Österreich erzielen weniger Einnahmen aus dieser Steuerart“, berichtet die OECD.

Die Zahlen der OECD sind jedoch im Kontext ihrer Erhebung zu betrachten. „Um die Steuer- und Abgabenquote der einzelnen Länder vergleichbar zu halten, werden in den OECD Revenue Statistics anders als in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) eine Reihe von finanziellen Zuwendungen an Haushalte und Unternehmen mit der Steuerschuld verrechnet. Entsprechend reduzieren sich dadurch das Steueraufkommen und damit auch die Steuerquote.“ Das bedeutet, dass die reale Steuerlast für Bürger, die diese „Zuwendungen“ nicht in Anspruch nehmen, deutlich höher ist, als von der OECD angegeben.

Die größten Posten hier sind das Kindergeld, Subventionen aus der ehemaligen Eigenheimzulage und die Investitionszulage. Kinderlose und Mieter haben also eine höhere Steuerlast zu tragen. Die nach der Abgrenzung der OECD ermittelten Einnahmen aus Steuer- und Sozialabgaben beliefen sich 2011 auf knapp eine Billion Euro.

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Technologie
Technologie Das neue Gold der Energiewende: Warum Batteriespeicher zur Überlebensfrage werden
24.04.2025

Während Europas grüne Agenda ins Wanken gerät und geopolitische Schocks die Energielandschaft umkrempeln, kündigt sich eine neue Ära...

DWN
Panorama
Panorama Deutsche Bahn: Warum die Generalsanierung Jahre dauern wird
24.04.2025

Unpünktlich, überlastet, marode: Die Bahn steckt fest. Die Bundesregierung will mit Milliarden gegensteuern – doch selbst optimistische...

DWN
Politik
Politik Peter Navarro: Der Mann hinter Trumps Zollhammer – Loyal bis zur Selbstaufgabe
24.04.2025

Er ging für Donald Trump ins Gefängnis. Jetzt zieht Peter Navarro hinter den Kulissen die Fäden im eskalierenden Handelskrieg zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...

DWN
Finanzen
Finanzen „Krise ist die neue Normalität“ – Warum kluge Investoren jetzt gegen den Strom schwimmen müssen
23.04.2025

Volatilität ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern System. Warum Investoren jetzt mit Besonnenheit, Disziplin und antizyklischer Strategie...