Politik

Währungskrieg in vollem Gang: Juncker hält Euro für „gefährlich“ stark

Lesezeit: 2 min
16.01.2013 00:41
Die Manipulationen der EZB zeigen Wirkung – allerdings nicht so, wie von Mario Draghi erhofft: Jean Claude Juncker bezeichnet die Euro-Stärke als „gefährlich“. Das ist sie auch – vor allem für Deutschland. Wenn der Euro so stark bleibt, droht Deutschland die Rezession.
Währungskrieg in vollem Gang: Juncker hält Euro für „gefährlich“ stark

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell:

Spaniens Rajoy: Deutschland muss den Euro retten

Am Dienstagabend ist der Euro-Kurs überraschend stark abgesackt. Die Einheitswährung notierte unter der Marke von 1,33 Dollar. Der Absturz geht vermutlich auf eine Bemerkung des luxemburgischen Regierungschefs Jean Claude Juncker zurück: Bloomberg berichtet, Juncker habe bei einem Treffen von Wirtschaftsleuten in Luxemburg gesagt, der Wechselkurs des Euro zum Dollar sei „gefährlich hoch“.

Die Europäer merken nun, dass der globale Währungskrieg in vollem Gange ist. Die Hauptwaffen, die dabei zum Einsatz kommen, sind die Manipulationen der Zentralbanken. Japan hat sich entschlossen, seine Deflation durch eine Inflationierung zu bekämpfen (hier) und die Zentralbank in die Pflicht genommen. Die Amerikaner sind weit von einer Lösung ihres Defizit-Problems entfernt. Mario Draghi hatte dagegen im Juli Spekulanten gewarnt, gegen den Euro zu spekulieren. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde alles tun, um einen Verfall des Euro zu verhindern. Die Schweizerische Nationalbank hat den Franken an den Euro gekoppelt und ist mittlerweile zu einem Wechselkurs-Kasino verkommen (mehr hier).

Für die Euro-Staaten wird immer klarer, dass sie sich mit der Einheitswährung der Möglichkeit begeben haben, durch Auf- und Abwertungen ihren jeweiligen Volkswirtschaften zu helfen. Stattdessen muss eine Währung gleichzeitig unterschiedliche Ziele verfolgen: Die Südstaaten brauchen einen billigen Euro – so wie sie vor dem Euro eine weiche Lira, Franc oder Drachme hatten. Wird der Euro dagegen schwach, bricht das Kartenhaus der Währungsmanipulationen in sich zusammen: Die Südstaaten brauchen mehr Liquidität, die Zinsen für Staatsanleihen gehen hoch, die Kosten aus den gefürchteten Währungs-Swaps (Zinsspekulationen) steigen an. Ganz schnell ist dann das Gespenst der Währungsreform wieder in Europa zurück, weil die schwachen Volkswirtschaften ihre steigenden Schulden nur über eine Inflation loswerden können.

Der starke Euro wird dagegen zu einem besonderen Problem für Deutschland: Denn die deutschen Exporte verteuern sich signifikant. Dies ist besonders gefährlich, wenn das Wachstum ohnehin schon eher mickrig ist (wie die Bundesregierung gerade eingeräumt hat – hier). Deutsche Exportunternehmen klagen seit Jahresbeginn immer lauter, dass ihre Rechnungen, die sie in Dollars ausgestellt haben, wegen des hohen Euro immer weniger wert sind, wenn sie in die europäische Währung konvertiert werden. Weil aber die Euro-Zone als Abnehmer für deutsche Produkte immer weniger in Frage kommt, trifft diese Entwicklung die deutschen Unternehmer dort, wo sie eigentlich die Lösung des Problems gesucht haben: Ihre Exporte in Länder außerhalb der Euro-Zone bringen auf einmal viel weniger Geld. Und das zu einer Zeit, wo die Unternehmen versuchen, ihren deutschen Mitarbeitern höhere Löhne zu zahlen, um die Binnennachfrage anzukurbeln.

Ein zusätzliches Gewitter braut sich im Hintergrund zusammen: Viele Währungs-Swaps laufen automatisiert über Algorithmen. Diese machen sich keine Gedanken über „Fundamentaldaten“, also reale wirtschaftliche Fakten. Solange die EZB verkündet, dass sie den Euro retten werde, koste es, was es wolle, wird der Euro weiter steigen.

Es ist ein Teufelskreis: Sollte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) weiter Geld in den Markt pumpen, wie es die Japaner tun, werden die Preise für risikoreiche Assets in den USA sinken, das billige Geld wandert ab, und der Euro wird immer stärker.

Wenn die EZB aber den Euro künstlich drückt, steigen die Finanzierungskosten für die Südländer und die Währung gerät als Ganzes in Gefahr.

Die Entwicklung zeigt, dass der Euro wegen der unterschiedlichen Anforderungen von völlig verschiedenen Volkswirtschaften nicht funktionieren kann. Ein Kommentator auf Zerohedge schreibt: „So ist das mit einer Zwangsjacke, Frau Merkel. Je mehr man sich dreht und windet, desto mehr schneidet sie ein.“

Der Turbo-Währungskrieg ist also in vollem Gange. Achtung, Senor Barroso: Vielleicht gibt es ja doch noch irgendwo eine Krise?

Weitere Themen

Helikopter stürzt über Zentrum in London ab

Gauweiler: Alle Goldbestände müssen nach Deutschland gebracht werden

EU-Rechnungshof: Gebäude-Dämmung zu teuer und nutzlos


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Nato befürchtet neue schwere Sabotageakte und Cyberangriffe, plant Abwehrstrategie-Update
04.12.2024

Neue schwere Sabotageakte und Cyberangriffe auf das Bündnisgebiet: Die Nato warnt, dass insbesondere in einem Land die Bereitschaft...

DWN
Politik
Politik Nato-Ziele: Trump und der mögliche Nato-Kurswechsel in der Ukraine
04.12.2024

Könnte Donald Trump ein Ende des Ukraine-Kriegs herbeiführen? Der Nato-Generalsekretär warnt vor Friedensverhandlungen, die unter Druck...

DWN
Finanzen
Finanzen Ist bei VW, BMW und Mercedes der Lack ab? Deutsche Auto-Aktien im Sinkflug – was das für Anleger bedeutet
04.12.2024

Deutsche Autobauer stehen unter Druck: VW streicht Stellen, BMW ruft Modelle zurück, Opel kämpft mit der Konkurrenz im eigenen Konzern...

DWN
Politik
Politik Bitcoin im Wahlprogramm der AfD: Wie die politische Debatte Deutschland erreicht
03.12.2024

Bundestagswahl 2025: Die Kryptowährung Bitcoin glänzt mit Rekordwerten. Grund genug für die Alternative für Deutschland (AfD), mit...

DWN
Immobilien
Immobilien Haftbefehl gegen René Benko: Italienische Justiz erlässt Haftbefehl gegen Signa-Gründer
03.12.2024

Die italienische Justiz hat einen Haftbefehl gegen René Benko, den Gründer der insolventen Immobilien- und Handelsgruppe Signa, erlassen....

DWN
Finanzen
Finanzen DAX aktuell: Neues DAX-Allzeithoch bei über 20.000 Punkten - drohen nun Gewinnmitnahmen?
03.12.2024

Steil bergauf geht es für den DAX aktuell: Nach dem DAX-Allzeithoch am Montag kletterte der deutsche Leitindex am Dienstag über die Marke...

DWN
Politik
Politik Rot-Grün strebt Entlastung bei Stromkosten an - Mehrheitsfindung im Fokus
03.12.2024

Die rot-grüne Minderheitsregierung plant eine Entlastung bei Stromkosten für Unternehmen. Das Bundeskabinett hat in einem Umlaufverfahren...

DWN
Politik
Politik Kriegsrecht: Südkoreas Präsident erklärt Ausnahmezustand – was das genau heißt
03.12.2024

In einer überraschenden Ansprache hat Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol das Kriegsrecht ausgerufen. In einer live übertragenen Rede...