Politik

Immo-Hype: München baut teuerste Kita Deutschlands

Die Stadt München plant, für fünf Millionen Euro eine Tagesstätte am Luxus-Turm „The Seven“ einzurichten. Naheliegende Alternativen wurden anscheinend nicht geprüft. Am angrenzenden Areal lässt die Stadt seit Jahren Wohnungen leer stehen.
11.04.2013 02:29
Lesezeit: 1 min

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In bester Münchner Lage wächst momentan ein umstrittenes Hochhaus namens „The Seven“ in die Höhe. Im dazugehörenden Anbau entstehen Wohnungen, die bis zu 14 Millionen Euro kosten. Die Büroflächen im Turm selbst dürften noch um einiges teurer sein. Die Stadtwerke, in öffentlichem Besitz, hatten das Gelände eines ehemaligen Heizkraftwerks mitten in der Stadt an einen privaten Investor verkauft.

Jetzt dreht sich das Verhältnis Käufer-Verkäufer plötzlich um: Die Stadt will in dem Gebäude eine Kita einrichten. Die Fläche muss zum Marktpreis vom Investor zurückgekauft werden. Kürzlich beschloss der Stadtrat in einer nicht öffentlichen Sitzung den Deal– der Kaufpreis soll mehr als 5 Millionen Euro betragen. Eine solche Summe zur Schaffung einer Kita ist bisher einmalig. Noch ist das Geschäft jedoch nicht endgültig fixiert.

Die FDP im Stadtrat sagt, man habe eine naheliegende Möglichkeit völlig außer Acht gelassen. Im ebenfalls geplanten Neubau am angrenzenden Gelände der Müllerstraße 2-6 sei genug Platz für die Kita. Auch dieses Neubauprojekt ist aber höchst umstritten. Das gesamte Areal gehört der Stadt und soll auf sechs Stockwerken bald 20 neue Wohnungen beherbergen. Geplanter Kostenpunkt: 5,2 Millionen.

Im unter Wohnungsknappheit leidenden München ist das Projekt zu einem Symbol für den Kampf um begrenzten Raum geworden. Schon im Herbst letzten Jahres fanden Proteste von Anrainern statt – mit prominenter Unterstützung. Im März wurde ein vielbeachtetes Video auf Youtube veröffentlicht, in dem zu sehen ist wie Münchner Künstler und Prominente eine Wohnung im noch bestehenden Haus in der Müllerstraße 6 renovieren.

Sie fordern den Erhalt und die Renovierung kostengünstiger Wohnungen, statt öffentliche Gelder in den teuren Neubau zu stecken. Seit 2004 stehen in dem Gebäude Wohnungen leer und werden von der Stadtverwaltung nicht mehr vermietet. Wenn hingegen private Eigentümer Wohnungen länger als drei Monate leer stehen lassen, sieht die Zweckentfremdungssatzung der Stadt München Bußgelder von bis zu 50.000 Euro vor.

Sollte ein Neubau in der Müllerstraße 2-6 tatsächlich verhindert werden, ist eine mögliche Kita-Ansiedelung an diesem Standort endgültig vom Tisch. Die Kindertagesstätte im Luxusobjekt „The Seven“ wird dann wohl in jedem Fall umgesetzt, und wird damit zur teuersten in ganz Deutschland.

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