Politik

US-Finanzminister: Deutschland soll Exporte reduzieren

Die USA wollen Deutschland stärker zur Überwindung der Schuldenkrise in die Pflicht nehmen. Deutschland solle die Löhne erhöhen und seinen eigenen Export verringern, verlangt der amerikanische Finanzminister. Damit stellen sich die USA ganz klar hinter Südeuropa. Denn ohne Wachstum in der EU kann sich die US-Wirtschaft nicht erholen.
10.05.2013 08:33
Lesezeit: 1 min

 

Beim G7-Treffen will der US-Finanzminister Jacob Lew Deutschland auffordern, für mehr Wachstum in Europa zu sorgen. Die Niedriglohn-Politik solle aufhören und der Export des Landes reduziert werden. Es ist nicht das erste Mal, dass die USA sich ganz klar in die Politik Europas einmischen. Der Grund liegt auf der Hand: Ohne Wachstum in der EU leidet auch die Wirtschaft der USA.

Am Freitag sollen beim G7-Treffen eigentlich informelle Diskussionen über den automatischen Austausch von Informationen über ausländische Kontoinhaber stattfinden. Die Steuerflucht soll gemeinsam bekämpft werden. Doch vor allem will der neue Finanzminister der USA, Jacob Lew, das Treffen nutzen, um Wolfgang Schäuble erneut „politische Anregungen” zu geben.

Jack Lew stellt sich wie sein Vorgänger hinter die Regierungen in Südeuropa. Sie wollen die Sparpolitik beenden und verlangen mehr Initiative von Deutschland. Im Vorfeld  des G7-Finanzminister-Treffends sagte ein hochrangiger Beamter des US-Finanzministeriums, dass Jacob Lew Deutschland auffordern wolle, die Wirtschaft in Europa zu stimulieren.

Die Eurozone, allen voran Deutschland, solle dazu gedrängt werden, „das Wachstum neu zu beleben und die Binnennachfrage zu stärken“, zitiert der EUObserver den US-Beamten. Die Länder Europas mit einem Exportüberschuss halten dafür „die Zügel in der Hand“, so der Beamte. Besonders Deutschland müsse die Löhne erhöhen und den Exportüberschuss von sieben Prozent reduzieren. Unterdessen sollen die Programme zur Haushaltskonsolidierung in der Eurozone angepasst und eine „übermäßig harte Sparpolitik“ vermieden werden.

Damit wird der US-Finanzminister ganz klar Stellung für Südeuropa beziehen. Frankreichs Präsident Hollande und Italiens neuer Premier Letta haben sich bereits mit Nachdruck gegen mehr Sparpolitik ausgesprochen (hier). Die neuesten Daten der EU-Kommission hatten gezeigt, dass sich die Rezession in den meisten europäischen Ländern in den vergangenen Monaten noch weiter verschärft hat.

Vor allem die Lohnpolitik in Deutschland stößt stetig auf Widerstand. Im April beispielsweise hatte Belgien eine Klage gegen Deutschlands Niedriglohn-Politik bei der EU-Kommission eingereicht (hier). Doch einen flächendeckenden Mindestlohn wird es in Deutschland unter der derzeitigen Regierung nicht geben. Und eine Reduzierung des Exportüberschuss mit politischen Instrumenten vor der Wahl ist illusorisch. Schließlich muss Deutschland stärkste Wirtschaftsmacht in Europa sein, wenn Merkel einen Wahlsieg im September erreichen will.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Politische Zerreißprobe in Polen: Tusk stellt Vertrauensfrage nach Wahlschlappe
03.06.2025

Nach der Niederlage seines politischen Verbündeten Rafal Trzaskowski bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in Polen steht...

DWN
Politik
Politik Ultimatum statt Diplomatie: Moskaus Bedingungen für einen Friedensvertrag
03.06.2025

Russland hat nach tagelangen Forderungen nun sein Memorandum für eine Beendigung des Krieges in der Ukraine veröffentlicht. Im Grunde...

DWN
Technologie
Technologie Toyota hebt ab – Autobauer setzt auf Flugtaxi-Revolution in den USA
03.06.2025

Mitten in der Krise der deutschen Flugtaxi-Pioniere investiert Toyota hunderte Millionen in ein US-Start-up – und setzt auf eine Zukunft...

DWN
Politik
Politik Iran kurz vor der Atombombe – und der Westen schaut zu
03.06.2025

Trotz internationaler Warnungen treibt der Iran sein Atomprogramm unbeirrt voran – mit Uranmengen, die für den Bau mehrerer Bomben...

DWN
Politik
Politik Rechtsruck in Polen – schlechte Aussichten für Berlin?
02.06.2025

Polen hat einen neuen Präsidenten – und der Wahlausgang sorgt europaweit für Nervosität. Welche Folgen hat der Rechtsruck für Tusk,...

DWN
Politik
Politik Trump zieht Investoren ab – Europa droht der Ausverkauf
02.06.2025

Donald Trump lockt mit Milliarden und Zöllen Investoren zurück in die USA – Europa verliert an Boden. Bricht der alte Kontinent im...

DWN
Politik
Politik Plan von Klingbeil: Steuerentlastungen für Unternehmen – das sind die Details
02.06.2025

Die schwarz-rote Koalition will zeigen, dass sie Probleme angeht – auch die schwächelnde Wirtschaft. Finanzminister Lars Klingbeil will...

DWN
Technologie
Technologie Robotikbranche 2025 in schwieriger Phase – Umsatzrückgang droht
02.06.2025

Die deutsche Robotikbranche kämpft 2025 mit rückläufigen Umsätzen und schwankenden Rahmenbedingungen. Welche Teilbereiche sind...