Finanzen

Niederländer sind Europameister – im Schuldenmachen

Die niederländischen Haushalte sind die am höchsten verschuldeten in der ganzen Eurozone. Den größten Teil bilden aufgenommene Hypotheken: in Höhe von etwa 650 Milliarden Euro. Doch der Immobilienmarkt des Landes ist in Schwierigkeiten. Die Preise sind seit 2008 um fast 20 Prozent gefallen. Die Zahl der faulen Kredite steigt.
13.05.2013 14:18
Lesezeit: 1 min

Die Verschuldung der niederländischen Bevölkerung ist so hoch wie nirgendwo sonst in den Euroländern. Sie ist auch deutlich höher als die Staatsverschuldung des Landes. Die Niederländer haben viel Geld in Immobilien gesteckt. Doch die Preise für Häuser fallen seit Jahren. Die Verschuldung der Privathaushalte liegt allein bezüglich aufgenommener Hypotheken bei 651 Milliarden Euro.

In den Niederlanden tickt eine Immobilien-Bomb - und zwar gewaltig. „Die Verschuldung der privaten Haushalte gemessen am Anteil am verfügbaren Einkommen verdoppelte sich im vergangenen Jahrzehnt“, so der IWF in seinem aktuellen Länderbericht. Dieser deckt sich mit einer Untersuchung von Morgan Stanley. Die Niederländer weisen die höchste Privatverschuldung der gesamten Eurozone auf. Damit sind sie auch „die am meisten anfälligen für finanzielle Schwankungen“, so Morgan Stanley.

Besonders beunruhigend sind die aufgenommenen Hypotheken. In den Niederlanden herrscht die Tradition, in Immobilien zu investieren. Statt zu mieten, wird gekauft. Und ist eine gekaufte Wohnung zu klein, weil eine Familie gegründet werden soll, wird sie wieder verkauft und ein Haus gekauft.

Kurz vor dem Eintreten der Finanzkrise 2008 gab es am niederländischen Hypothekenmarkt noch einmal einen richtigen Boom. Die Zinsen waren niedrig. Doch im Zuge der Krise sanken die Preise für die Häuser. Innerhalb nur eines Jahrzehnts sanken sie um durchschnittlich 18 Prozent. So dass die gekauften Immobilien effektiv an Wert verloren.

Angesichts des Umfangs der Verschuldung eine gefährliche Situation, für die niederländische Bevölkerung genauso wie für die nationalen Banken. Dem IWF zufolge stehen den Ersparnissen der Niederländer bei nationalen Banken in Höhe von 374 Milliarden Euro Hypotheken in Höhe von 651 Milliarden Euro gegenüber. Diese wurden hauptsächlich bei den nationalen Banken aufgenommen.

Im Zuge der Rezession und der zunehmenden Arbeitslosigkeit ist die Zahl der faulen Kredite in den Bilanzen der Banken in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Das stellt sowohl die Schuldner als auch die Banken vor große Schwierigkeiten. Denn eine wirtschaftliche Erholung ist  nicht in Sicht. Der IWF rechnet mit einem Rückgang des BIPs um 0,5 Prozent in diesem Jahr. „Das Zusammenspiel von Haushalts- und Bankbilanzen, das an Veränderungen der Immobilienpreise geknüpft ist, birgt ungewöhnlich große Unsicherheit“ für die Niederlande, so der IWF.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EZB senkt Zinsen: Was das für Sparer und Hausbauer bedeutet
30.01.2025

Bereits zum fünften Mal in Folge hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen für den Euroraum gesenkt. Grund sind schlechte...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Moderna-Impfstoff: EU-Kommission unterzeichnet Vertrag über Coronavirus-Impfstoffe
30.01.2025

Die Covid-19-Pandemie beschäftigt weiterhin die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen: Die EU-Kommission hat...

DWN
Politik
Politik CDU: Umfrage zur Bundestagswahl sieht Union mit leichtem Verlust
30.01.2025

Die CDU hat laut INSA-Umfrage mit ihrem Vorstoß zu einer restriktiveren Migrationspolitik die Mehrheit der Bevölkerung auf ihrer Seite -...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Wirtschaft schrumpft weiter: Keine Entspannung trotz steigendem Privatkonsum
30.01.2025

Die deutsche Wirtschaft verliert weiter im internationalen Vergleich an Wettbewerbsfähigkeit. Auch im vierten Quartal 2024 sank das...

DWN
Politik
Politik Ex-Kanzlerin Merkel kritisiert Friedrich Merz: "Halte ich für falsch"
30.01.2025

Friedrich Merz und die CDU bringen zum ersten Mal einen Antrag mit Hilfe der AfD durch den Bundestag. Nun meldet sich Ex-Kanzlerin Angela...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnimmobilie kaufen: So geht es am Immobilienmarkt 2025 weiter
30.01.2025

Sie wollen eine Wohnimmobilie kaufen? Dann sollten Sie den Kaufmarkt genau im Blick behalten. Nach einem soliden Jahresauftakt herrscht...

DWN
Politik
Politik Chrupalla: AfD unter dieser Bedingung offen für Koalition mit der CDU
30.01.2025

AfD-Co-Chef Tino Chrupalla signalisiert Kooperationsbereitschaft mit der CDU über die Zustimmung von Anträgen im Bundestag hinaus -...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bank-Aktie: Postbank-Klagen trüben Geschäftsergebnis - Aktie fällt
30.01.2025

Die Deutsche Bank machte 2024 weniger Gewinn als von Analysten erwartet. Ein Streit um Entschädigungen für frühere Postbank-Aktionäre...