Karl Reinhard Marx wird künftig im Vatikan eine größere Rolle spielen als bisher. Papst Franziskus hat den Münchener Kardinal in ein neues, bisher nicht vorgesehenes Gremium berufen.Wie sein Namensvetter Karl gilt auch Reinhard Marx als einer, der die soziale Komponente der Wirtschaft stärker in den Vordergrund des Bewusstseins rufen möchte.
Die katholische Befreiuungstheologie, von der der neue Papst den einen oder anderen Gedanken übernommen hat, galt früher in der katholihschen Kirche als glatt marxistisch und wurde insbesondere vom Papst aus Polen entschieden abgelehnt.
Franzsikus fährt hier einen anderen Kurs (hier). Die Berufung seines neuen Management-Teams zeigt ebenfalls deutlich eine neue Richtung.
In einer Art „Beirat“ soll Marx neben Kardinälen aus Chile, Indien, Demokratische Republik Kongo, Honduras, Australien und den USA dem neuen Papst helfen, für Ordnung in der Kurie zu sorgen. Der einzige Italiener in dem nunmehr wichtigsten Gremium der Kirche ist Kardinal Giuseppe Bertello. Bertello gilt auch als aussichtsreichster Kandidat, um dem umstrittenen Kardinal-Staatssekretär Tarcisio Bertone nachzufolgen.
Damit entspricht Franziskus dem Wunsch der Mehrheit der Bischöfe, die ihn gewählt hatten: Die Ortsbischöfe wollen den Sumpf im Vatikan trockenlegen – ein Unterfangen, bei dem der deutsche Papst Benedikt XVI. gescheitert war (hier).
Mit Spannung wird nun erwartet, wie der Papst die Finanzen des Vatikan neu regelt: Dabei wird er sich besonders um die Vatikan-Bank kümmern müssen, über deren Zukunft viele Spekulationen im Umlauf sind. Eine Zeit lang wurde sogar gemutmaßt, dass Franziskus die Vatikan-Bank dicht machen könnte. Dies hat sich bisher nicht bewahrheitet. Gegenwärtig leitet der deutsche Teilzeit-Banker Ernst von Freyberg die Bank, der familiäre Beziehungen zur Hambuger Werft Blohm & Voss hat. Eine der letzten Personalien von Joseph Ratzinger hatte Erstaunen ausgelöst – Blohm & Voss als Rüstungs-Konzern erschien kein vorteilhaften Umfeld für den Chef der Vatikan-Bank (mehr dazu hier).
In katholischen Kreisen wird erwartet, dass Franziskus zur Sanierung der Vatikan-Bank einen Jesuiten installieren könnte. Die Jesuiten verfügen über großen wirtschaftlichen Sachverstand und haben in der Kirche schon oft Aufgaben in Finanzgeschäften übernommen.
Die katholische Kirche muss ihre Finanzen dringend ordnen: Durch die Missbrauchs-Skandale ist die Spendenfreudigkeit zurückgegangen. Die EU fordert Transparenz von der Vatikan-Bank, die der Geldwäsche und Beihilfe zur Steuerhinterziehung beschuldigt wird.
Angesichts der neuen Jagd der bankrotten Staaten auf Steuersünder (hier) in Zypern, Österreich und Luxemburg ist zu erwarten, dass auch der Druck auf den Vatikan zunehmen wird. Daher muss Franziskus hier rasch Ordnung schaffen, um nicht unter schweren Beschuss auf der Finanz-Community zu geraten.
Einen Banken-Crash kann sich die katholische Kirche nicht leisten. Dann würde die Troika im Vatikan einmarschieren, was sicher zu Interessenskonflikten führen muss.
Denn als einzige „Men in Black“ haben bisher die geistlichen Würdenträger in ihren Talaren über das Geld bestimmt.
Anzugträger sind im Vatikan ausdrücklich unerwünscht.
Und die Position der Troika war bisher der Dreifaltigkeit vorbehalten. Daran dürfte sich allerdings auch im Zuge der globalen Schuldenkrise nichts ändern.