Finanzen

Die harte Wahrheit: Währungsreform ist für Schuldner sehr gefährlich

Die privaten Haushalte in Deutschland schieben 1,57 Billionen Schulden vor sich her. Wer glaubt, sich bei einem Währungs-Crash „billig“ zu entschulden, täuscht sich gewaltig. Im Gegenteil: Hohe Verbindlichkeiten sind existenzbedrohend.
06.06.2013 01:54
Lesezeit: 2 min

Die Verschuldung der privaten Haushalte wächst. Im Vergleich zum Vorjahr stieg sie um ein Prozent auf rund 1,57 Billionen Euro. Verantwortlich für diese Negativentwicklung ist die wachsende Zahl der Immobilienkredite.

Die seit fünf Jahren anhaltende Krise und die Turbulenzen in der Europäischen Union sorgen für eine allgemeine Verunsicherung und zur Flucht in Sachwerte. Die dauerhaft niedrigen Zinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) verführen zu Investitionen in Eigentum. Die Folge: Immer mehr Menschen verschulden sich. Doch Schulden sind schon in normalen Zeiten wie ein Mühlstein um den Hals und können sogar zu einem gesundheitlichen Problem werden. Dabei geht es nicht immer nur um eine Immobilien-Hypothek oder einen Autokauf, es können auch ganz „normale“ Konsum-Schulden sein.

Keine Entschuldung zum Nulltarif

Viele Menschen gehen davon aus, ihre Schulden im Falle einer Währungsreform „leicht“ los werden, sich quasi zum Nulltarif entschulden. Frei nach dem Motto: „Eine Währungsreform ist doch eine gute Sache, denn dann lösen sich meine Schulden in Luft auf.“ Aber genau das ist ein verhängnisvoller Irrtum.

Die vergangenen Währungsreformen haben gezeigt, dass der Staat mit eigener (neuer) Währung das Geld für alle Verbindlichkeiten festlegt, die öffentlichen wie die privaten. Der Gesetzgeber hat gar kein Interesse, dass sich seine Bürger bei einem Währungsschnitt entschulden. Denn das wäre tödlich für die eigene Volkswirtschaft und auch für den Bankensektor. Privatschulden werden daher nicht erlassen, sondern mit Faktor X auf die neue Währung umgerechnet.

Aufwertungs- und Lastenausgleichsgesetze drohen

Während das Geldvermögen der Menschen abgewertet wird und weitgehend verpufft, bleiben die Schulden konstant oder werden sogar noch aufgewertet. Der Weg dazu: Ein neues „Aufwertungsgesetz“ wie im Jahre 1925. Damals wurden die Hypothekenschulden aus der Weimarer Republik nachträglich aufgewertet. Wer sich gefreut hatte, seine Verbindlichkeiten losgeworden zu sein, wurde zwei Jahre später wieder in Regress genommen.

Die zweite Möglichkeit ist ein neues „Lastenausgleichsgesetz“. Vorbild dafür könnte das „Gesetz über den Lastenausgleich“ von 1952 sein. Damals erfolgte die Umverteilung dadurch, dass diejenigen, denen erhebliches Hab und Gut verblieben war (insbesondere Immobilienbesitzer), die Hälfte ihres Vermögens nach dem Stand vom 21. Juni 1948 in 120 vierteljährlichen Raten, also verteilt auf 30 Jahre, in einen Ausgleichsfonds einzahlen mussten. Zu diesem Zweck wurden folgende Maßnahmen eingeführt: Vermögensabgabe, Hypothekengewinnabgabe und Kreditgewinnabgabe.

Diese Gesetze sind schon einmal da gewesen. Gut denkbar, dass ein Staat, der mit dem Rücken zur Wand steht, diese wieder reaktivieren wird.

Schulden können sogar steigen

Im Zuge einer Währungsreform werden die steigenden Lebenshaltungskosten einen immer größeren Teil des verfügbaren Vermögens aufzehren. Für den eigentlichen Schuldendienst bleibt dann immer weniger übrig. Der Nennwert der Schulden bleibt hingegen gleich oder steigt sogar. Dazu ein Beispiel von der Währungsreform im Jahr 1948:

Das Umtauschverhältnis der Reichsmark zur D-Mark betrug damals 100:6,5. Für 10.000 Reichsmark Vermögen erhielt man dementsprechend 650 neue D-Mark. Schuldverschreibungen, Hypotheken und Verbindlichkeiten wurden jedoch im Verhältnis 100:10 umgestellt. Für 10.000 Reichsmark Darlehen waren 1.000 neue D-Mark zu tilgen. Wären die Schulden aber im gleichen Verhältnis wie die Bargeld-Vermögen umgestellt worden, hätten sie nur 650 D-Mark betragen. So aber stiegen die Verbindlichkeiten real um 53,85 Prozent.

Niemand darf deshalb glauben, bei einer Währungsreform mit billig inflationiertem Geld aus Hypotheken- bzw. Grundschulden herauskommen. Im Gegenteil: Eine hohe Verschuldung kann gerade dann existenzbedrohend sein.

Man tut also gut daran, im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten zu leben und die Ausgaben zu kontrollieren. Ein Notgroschen für unvorhersehbare Situationen macht das Leben leichter. Neue Schulden zu machen, die langfristig abgetragen werden müssen, ist in der aktuellen Lage nicht ratsam. Lässt sich das nicht vermeiden, sollte mit dem Kreditinstitut die Möglichkeit zu Sondertilgungen vereinbart werden. Im Falle einer Währungsreform wird es auch zum Einbruch der Wirtschaftsleistung kommen. Die Arbeitslosigkeit wird steigen. Sinnvoll ist es daher, die individuelle Finanzsituation jetzt schon so zu planen, dass die Schulden auch dann noch zu tilgen sind, wenn sich das Einkommen reduziert.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zollpoker ohne Risiko? Anleger setzen auf das alte Trump-Muster
09.07.2025

Donald Trump zündelt erneut im globalen Zollstreit – und die Finanzmärkte zucken nur mit den Schultern. Haben Investoren aus der...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Elektronikboom im Netz: Droht Europa die Billigflut aus China?
09.07.2025

Europas Verbraucher kaufen Elektronik immer öfter online – doch ausgerechnet ein drohender Zollkrieg der USA könnte Europa mit einem...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Huthi-Angriff im Roten Meer zerschlägt Hoffnung auf Wiedereröffnung des Suezkanals
09.07.2025

Ein neuer Angriff der Houthis auf ein griechisches Frachtschiff lässt alle Hoffnungen auf eine Wiedereröffnung des Suezkanals zerplatzen....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Politik
Politik Corona: Breite Mehrheit für Enquete-Kommission zur Corona-Aufarbeitung
09.07.2025

Lockdown, Impfpflicht, Schulschließungen und Abstandsregeln – in der Corona-Pandemie wurde eine Vielzahl von unverhältnismäßigen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen IT-Sicherheit in der Urlaubszeit: Wenn der Chef im Urlaub ist, beginnt für die IT der Ernstfall
09.07.2025

Der Sommer beginnt, das Management reist ab – für Hacker ist das die ideale Gelegenheit. Lesen Sie, wie Unternehmen für IT-Sicherheit...