Finanzen

Spanien: Deutsche Banken sanieren sich auf Kosten der Immobilien-Besitzer

Deutsche Banken investierten bis zum Platzen der Immobilien-Blase massiv in spanische Hypotheken. Diese Investitionen haben sich gelohnt. Denn die Hilfskredite der EU an Spanien dienten letztlich vor allem dazu, die ausländischen Gläubiger zu bezahlen.
08.07.2013 10:19
Lesezeit: 2 min

Die EU-Hilfskredite an Spanien helfen vor allem den ausländischen Banken, die im großen Stil spanische Immobilienhypotheken gekauft haben. Während sich die Investitionen in Spanien für die deutschen Banken gelohnt haben, sind die spanischen Kreditnehmer oftmals überschuldet.

Zwischen 1998 und 2008 haben Banken und Sparkassen in Spanien Immobilienhypotheken von fast einer Billion Euro vergeben, berichtet der Deutschlandfunk. Diese Kredite haben sie gebündelt und an Fondsgesellschaften weiterverkauft. Die Fondsgesellschaften wiederum haben auf dem Kapitalmarkt Pfandbriefe ausgegeben. Als Sicherheit für diese Anleihen dienten die Hypotheken und Immobilien.

Das Kapital zur Finanzierung der Kredite kam aus dem Ausland, etwa aus Deutschland. Doch die deutschen Banken hüllen sich heute in Schweigen. Im September 2007, kurz bevor die spanische Immobilienblase platzte, veröffentlichte Deutsche Bank Research eine Untersuchung mit dem Titel „Spanien 2020. Die Erfolgsgeschichte geht weiter“. Darin heißt es:

„Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf dürfte noch einige Jahre über dem Euroland-Durchschnitt von knapp 2 Prozent bleiben, sodass Spanien bis zum Jahr 2020 Italien und Deutschland in Bezug auf das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf überholt haben dürfte.“

Das Dokument spiegelt die Euphorie der meisten Investoren auf dem spanischen Immobilienmarkt wider. Es liefert jedoch keine konkreten Zahlen darüber, wie viel Geld der Deutschen Bank den Wohnungskäufern über spanische Banken in Form von Hypotheken geliehen wurde.

Doch die Zahlen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zeigen, dass die deutschen Banken in Spanien von allen das höchste Risiko eingingen. „Weil es in Deutschland so viel Sparvermögen gab, das zu Hause nicht mehr auf rentable Weise investiert werden konnte“, sagte Analyst Juan Ignacio Crespo. Da sei den deutschen Banken nichts Besseres eingefallen, als es „in toxische Finanzprodukte“ zu stecken. Niemand habe in diesen Jahren der großen Euphorie an das Risiko gedacht, so Crespo.

Der BIZ zufolge hatten die deutschen Banken im Jahr 2008 Forderungen gegenüber Spanien in Höhe von 315 Milliarden US-Dollar. Für die ausländischen Banken haben sich die Investitionen in Spanien gelohnt. Viele Spanier hingegen haben sich von den spanischen Banken abzocken lassen und so ihre gesamten Ersparnisse verloren (hier).

Die Hilfskredite aus Brüssel an die spanische Regierung wurden an die maroden Institute des Landes weitergleitet. So hat sich Spaniens Staatsverschuldung auf fast 90 Prozent erhöht. Doch Spaniens Banken haben die Hilfsgelder nicht etwa behalten, so der Rechtsanwalt und frühere Sparkassen-Manager Israel Álvarez:

„[Bankia] bekam also von der EU 20 Milliarden und nach zwei, drei Tagen fließt das Geld wieder dorthin, wo es herkam, zu den Gläubigern. 34 Prozent deutsche, 19 Prozent französische Banken. Der Rest an Institute in Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Die französischen und deutschen Gläubiger haben ihr Geld.“

Doch was die Banken bekommen, fehlt in Spanien. Die Wirtschaft verharrt in der Rezession. Hinzu kommt das Problem der völlig überschuldeten, arbeitslosen Wohnungskäufer. Im letzten Jahr wurden 30.000 Wohnungen zwangsweise geräumt.

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