Politik

Türkei warnt USA: Syrien spielt nur auf Zeit

Lesezeit: 1 min
10.09.2013 14:00
Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu hält nichts von einer friedlichen Lösung des Syrien-Konfliktes. Dank der zögerlichen Haltung der USA, könne Assad nun auf Zeit spielen. Außerdem sei nicht sichergestellt, dass Syrien tatsächlich alle Depots chemischer Waffen preisgibt und vernichtet. Eine Suche nach den Waffenlagern könnte Monate dauern.
Türkei warnt USA: Syrien spielt nur auf Zeit

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Türkei  
Syrien  

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu will der syrischen Regierung keine Verhandlungen in Aussicht stellen. Ein Deal, wonach eine Intervention der USA und seiner Verbündeten ausbliebe, wenn Syrien seine chemischen Waffen abgäbe, würde Assads Armee nur mehr Zeit für weitere Massaker verschaffen. Die türkische Regierung drängt auf eine Intervention mit dem Ziel, Assad zu stürzen.

In einem Interview mit dem regierungsnahen Sender Habertürk macht Davutoglu die syrische Armee für den Giftgaseinsatz verantwortlich. Innerhalb der Opposition gebe es keine Spezialisten, die eine solche Attacke durchführen könnten. Daher komme nur die syrische Armee in Frage. Der türkische Ministerpräsident Erdogan hatte zuvor von den USA eine Intervention vom Ausmaß des Kosovo-Einsatzes der Nato von 1998 gefordert.

„Wenn heute mit einer solchen, rein kosmetischen Methode das Massaker in Vergessenheit gerät, weil die Suche nach den Chemiewaffendepots Monate dauern würde, (...) würde es darauf hinauslaufen, Bashar al-Assad mehr Zeit für weitere Massaker zu geben“. Die Giftgasattacke sollte syrische Zivilisten von einer Beteiligung an den Kämpfen gegen die Regierungsarmee abschrecken, so der Außenminister.

Dass die türkische Regierung mit Nachdruck an einem Sturz von Assad arbeitet, hat mehrere Gründe. Einerseits nehmen die Flüchtlingsströme aus Syrien weiter zu. Inzwischen befinden sich nach offiziellen Angaben 200.000 syrische Flüchtlinge in den staatlichen Camps, Hilfsorganisationen gehen von weiteren 200.000 Syrern aus, die außerhalb der Flüchtlingslager untergekommen sind.

Andererseits möchte die türkische Regierung ihren Einfluss auf Syrien erweitern und das ist ohne Assad weitaus einfacher. Der einst enge Verbündete Erdogans könnte, wenn der Westen nicht interveniert, seinen Krieg gegen die Rebellen fortführen. Syrien würde in instabile Teilstaaten zerfallen: einen alawitischen, einen kurdischen und einen sunnitischen. Die Türkei wäre als das Land mit der geographisch längsten Grenze zu Syrien von der Instabilität seines Nachbarn unmittelbar betroffen.

Eine westliche Intervention soll Assad in die Knie zwingen. Eine neue syrische Regierung als Verbündeter der Türkei ist das optimale Szenario für Ankara. Nicht umsonst unterstützt die türkische Regierung die „Nationale Koalition der syrischen Revolutions- und Oppositionskräfte“, die ihren Sitz in Istanbul hat. Zwar wird diese Exil-Opposition von Großbritannien, den USA und Frankreich als einzig legitime Vertretung des syrischen Volkes anerkannt. Sie hat aber kaum einen Einfluss auf das tatsächliche Kriegsgeschehen in Syrien.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Umweltbewusst und günstig: Hondas Leasing-Modell für die elektrifizierten Fahrzeuge von Honda

Der Managing Director der Honda Bank Volker Boehme spricht mit den DWN über die neuesten Entwicklungen im Leasinggeschäft für die...

DWN
Immobilien
Immobilien Immobilie für lebenslange Rente verkaufen: Lohnt sich das?
03.12.2023

Senioren können mit der Immobilien-Leibrente das Einkommen aufbessern und in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben. Ist das sinnvoll...

DWN
Politik
Politik Geopolitisches Erdbeben: Wem gehört die Levante?
03.12.2023

Die Levante wird Schauplatz eines Konflikts zwischen Ost und West. Überraschenderweise schalten sich jetzt die BRICS-Staaten ein und...

DWN
Politik
Politik Israel jagt Hamas mit Superbombe
02.12.2023

Die Vereinigten Staaten haben Israel hundert sogenannte Blockbuster-Bomben geliefert, mit denen Israel die Terroristen der Hamas in den...

DWN
Ratgeber
Ratgeber Ratgeber: Wenn der Autovermieter für den Kunden keinen Wagen hat
03.12.2023

Von Beschwerden über Mietwagen-Verleiher hört man immer wieder mal. Die gebuchte Fahrzeugklasse nicht vorhanden, überteuerte...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Transfergesellschaften: Instrumente zur Bewältigung von Personalanpassungen
03.12.2023

Transfergesellschaften spielen eine entscheidende Rolle in der deutschen Arbeitsmarktpolitik, insbesondere wenn es um die Bewältigung von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ölgigant Exxon will Lithium abbauen
03.12.2023

Wohin nur mit all den Öl-Einnahmen, fragte sich wohl der größte Ölkonzern der USA. Die Antwort lautet: Diversifikation. Exxon plant nun...

DWN
Politik
Politik Bund der Steuerzahler: Die Schuldenbremse ist unverzichtbar
01.12.2023

Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Reiner Holznagel, hält die Schuldenbremse in ihrer gegenwärtigen Form für unverzichtbar. Im...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Wege für Integration und Fachkräftegewinnung in Deutschland
03.12.2023

Auf der einen Seite werden Fachkräfte händeringend gesucht, auf der anderen Seite gibt es tausende von Migranten im Land, die gerne...