Deutschland

Wegen Flüchtlingen: Straßenschlacht in Hamburg

Lesezeit: 2 min
16.10.2013 01:52
Am Dienstagabend ist es in Hamburg zu einer Straßenschlacht zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen. Der Streit entzündete sich an der Behandlung einer aus Lampedusa nach Hamburg gelangten afrikanischen Flüchtlingsgruppe.
Wegen Flüchtlingen: Straßenschlacht in Hamburg

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bei einem Protestmarsch von Aktivisten des autonomen Kulturzentrums Rote Flora im Hamburger Schanzenviertel ist es am Dienstagabend zu Krawallen gekommen. Etwa tausend Demonstranten wurden jedoch von der Polizei an einem Protestmarsch für Flüchtlinge aus Lampedusa gehindert. Darauf warfen die Demonstranten Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper. Die Polizei setzte Pfefferspray ein.

Zuvor hatten die Demonstranten ein Ultimatum an den Senat gerichtet. Darin forderten sie die Einstellung von Kontrollen und polizeilicher Verfolgung von afrikanischen Flüchtlingen aus Lampedusa.

„Die arrogante und kalte Haltung des Senates ist unfassbar. Für uns ist damit ein Punkt erreicht, an dem wir in Zukunft auf jede erdenkliche Weise den Protest auf die Straße tragen werden“, so die Aktivisten in einem Blogbeitrag. Die Machtpolitik, die im Umgang mit den Flüchtlingen deutlich werde, sei ihrer Ansicht nach ein „breiter Angriff auf die Zivilgesellschaft selbst“. Man werde daher nicht länger tolerieren, dass in Hamburg Flüchtlinge verfolgt und zur Fahndung ausgeschrieben würden. Ebenso würde nicht länger toleriert werden, dass alle Menschen mit nicht-weißer Hautfarbe „rassistischen Kontrollen“ unterzogen werden. Polizeigewalt und Übergriffe werde man ebenso wenig zulassen, sondern stattdessen „eingreifen“.

Die Aktivisten kündigten auch gewalttätige Aktionen an. In dem Blog heißt es:

„Wir beschränken uns nicht mehr auf legale Protestformen, wenn tagtäglich Menschen im Mittelmeer ertrinken und dies alles vom Hamburger Senat trotz internationaler Kritik lediglich zum Anlass genommen wird, den Druck auf Flüchtlinge zu erhöhen.“

Bereits am vergangenen Sonntag fand im Anschluss an eine Vollversammlung der Roten Flora eine Demonstration mit rund 1000 Beteiligten statt. Nachdem sich die Teilnehmer über die Ereignisse der Vortage ausgetauscht hatten, gingen sie gegen „die harte Linie des Senats“ auf die Straße.

Seit Monaten lebt eine größere Gruppe von Afrikanern in der Stadt. Die Innenbehörde ist der Auffassung, dass dies illegal sei, so die Lübecker Nachrichten. Seit vergangenen Freitag hat sich die Situation verschärft. Die Polizei hatte damit begonnen, die Personalien der Afrikaner aufzunehmen. Neben der Überprüfung habe es auch eine erkennungsdienstliche Behandlung gegeben. Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, seien die Flüchtlinge hierzu in Gewahrsam genommen, fotografiert, ihre Finderabdrücke genommen und schließlich auch ihre persönlichen Daten gespeichert worden.

Am Montag folgte schließlich eine weitere Zuspitzung der Situation: Die Hamburger Innenbehörde ordnete an, dass sich die Lampedusa-Flüchtlinge bis diesen Mittwoch bei den Behörden zu melden und einen Aufenthaltsantrag zu stellen hätten. Andernfalls würden sie zur Fahndung ausgeschrieben.

Wie viele Flüchtlinge der sogenannten Lampedusa-Gruppe derzeit in Hamburg leben, ist nach Angaben des Blattes nicht genau bekannt. Etwa 300 sollen es im Augenblick sein. Innensenator Michael Neumann (SPD) will nun die rechtliche Situation der Leute geklärt haben. Für ihn gebe es demnach drei Möglichkeiten: Ein Asylantrag, die Duldung oder ein Bleiberecht aus humanitären Gründen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Präsident: Zinssenkungspfad unklar, digitaler Euro erstrebenswert
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Politik
Politik Chinesische Spionage: Verfassungsschutz mahnt Unternehmen zu mehr Vorsicht
24.04.2024

Der Verfassungsschutz warnt vor Wirtschaftsspionage und Einflussnahme aus China. Vor allem für deutsche Unternehmen wäre eine naive...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Technologie
Technologie KI-Hype in Deutschland: Welle von neuen Startups formiert sich
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, werden in Deutschland gerade unzählige KI-Startups gegründet....

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...