Politik

Studie: Schlaftabletten erhöhen Krebs-Risiko

Einer neuen Studie zufolge steigern Schlafmittel das Risiko einer Krebserkrankung und können sogar zum frühen Tod führen. Forscher raten, Schlafmittel durch Entspannungsübungen und Verhaltenstherapien gegen Schlafstörungen zu ersetzen.
03.12.2013 03:02
Lesezeit: 2 min

Eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern des „Scripps Clinic Viterbi Familiy Sleep Center“ in Los Angeles dürfte bei all jenen für Alarmstimmung sorgen, die an Schlafstörungen leiden und daher auf die Wirkung von Schlafmitteln vertrauen. Die Studie ergibt, dass sogar scheinbar harmlose Schlafmittel verheerende Folgen haben können: Sie können krebserregend sein und erhöhen das Sterberisiko.

Hypnotika gehören den Wissenschaftlern zufolge zu den Klassikern unter den Medikamenten. Die Forscher berichten, allein in den USA haben zwischen sechs und zehn Prozent aller Erwachsenen im Jahr 2010 Hypnotika eingenommen. „In der Bundesrepublik belaufen sich die Zahlen ebenfalls auf zehn Prozent“, sagt der Schlafmediziner Prof. Dr. Ingo Fietze vom Interdisziplinären Schlafmedizinischen Zentrum an der Berliner Charité.

In der Studie untersuchte das kalifornische Forschungsteam von Scripps 10.529 Probanden. Die Versuchspersonen hatten über im Beobachtungszeitraum von etwa zweieinhalb Jahren verschiedene Hypnotika verschrieben bekommen. Diese Patienten verglichen die Forscher sodann mit 23.676 anderen Probanden, die diese Medikamente nicht konsumierten. Die Probanden stimmten dabei in Alter, Lebensstil, Geschlecht und vorhandenen gesundheitlichen Beeinträchtigungen weitgehend überein.

Das erstaunliche Ergebnis der nun veröffentlichten Studie: Es zeigte sich ein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Einnahme von Hypnotika und einem erhöhten Sterberisiko. Sogar bei Patienten, die weniger als 18 Packungen in einem Jahr konsumierten, war das Risiko zu sterben um 3,5 Prozent erhöht - verglichen mit jenen Probanden, die Hypnotika nicht einnahmen.

Wer zwischen 18 und 132 Mal im Jahr die Schlaftabletten einnahm, hatte ein vierfach erhöhtes Risiko. Bei Risikoprobanden, die mehr als 132 Packungen konsumierten, war es fünffach höher als bei den Kontrollprobanden.

Aber auch die Gefahr, an Krebs zu erkranken, steigt der Studie zufolge mit der Einnahme von Hypnotika an. Bei Probanden, die besonders häufig Schlaftabletten einnahmen, erhöhte sich das Risiko einer Krebsdiagnose um 35 Prozent.

Betroffen sind Patienten aus jeder Altersgruppe. Die deutlichsten Folgen haben die Forscher jedoch bei Versuchspersonen entdeckt, die zwischen 18 und 54 Jahre alt waren.

Untersucht wurden in der Studie neuere Hypnotika mit dem Wirkstoff Zolpidem sowie das Pharmazeutikum Benzodiazepine, das bereits seit 1960 auf dem Markt erhältlich ist.

Die Forscher weisen allerdings explizit darauf hin, dass ihre Studie nicht zwingend Ursache und Wirkung aufzeige. Denn Patienten, die Hypnotika einnehmen, könnten auch von vornherein erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen haben – etwa im genetischen Bereich. Die Wissenschaftler berichten des Weiteren, die Anzahl der Probanden, die innerhalb des Zeitraums der Studie verstorben sind, sei relativ gering gewesen. Von den Schlafmittel-Patienten starben etwa 640 der 10.529 Versuchspersonen.

Und dennoch: Die Forscher sehen ihre Ergebnisse in einer Linie mit älteren Untersuchungen: 24 zuvor publizierte Studien konstatierten eine Verbindung zwischen Hypnotika, Sterblichkeit und der Krebserkrankung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Neue US-Zölle: Was die deutsche Wirtschaft fürchten muss
02.04.2025

Die geplanten Zölle von US-Präsident Trump sorgen für Unruhe in Europa. Niemand weiß genau, welche Branchen betroffen sein werden –...

DWN
Politik
Politik Ukraine erhält massive Militärhilfe aus Schweden und den Niederlanden – Russland weitet Einberufungen aus
02.04.2025

Die Ukraine erhält verstärkte militärische und finanzielle Unterstützung von Schweden und den Niederlanden, während Russland...

DWN
Politik
Politik Migration: Nancy Faeser sieht eigene Migrationspolitik als Erfolg
01.04.2025

Während SPD und Union über eine mögliche Koalition verhandeln: Die geschäftsführende Innenministerin Faeser präsentierte heute...

DWN
Politik
Politik Handelskonflikt eskaliert: EU prüft bislang ungenutztes Instrument
01.04.2025

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und den USA stehen kurz vor einer Eskalation. US-Präsident Trump plant neue Zölle auf eine...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trumps Zölle - Warum Hyundai jetzt auf Milliarden-Investitionen in den USA setzt
01.04.2025

Geht sein Plan auf? Trumps Zollerhöhungen erzwingen bereits drastische Reaktionen. Hyundai investiert 21 Milliarden US-Dollar in die USA,...

DWN
Politik
Politik AfD holt in Umfrage auf: Union büßt nach Bundestagswahl stark ein
01.04.2025

Nach der Bundestagswahl verliert die Union in den Umfragen, während die AfD kräftig zulegt. Auch SPD und Grüne verzeichnen Rückgänge,...

DWN
Politik
Politik Bamf-Chef Sommer will radikale Asyl-Wende - Rücktritt gefordert
01.04.2025

Bamf-Chef Hans-Eckhard Sommer fordert eine radikale Wende in der deutschen Asylpolitik. Statt individueller Anträge plädiert er für eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa-ETF-Vergleich: Wie Sie mit Europa-fokussierten ETFs Geld verdienen - und welche Europa-ETF sinnvoll sind
01.04.2025

Da die Trump-Administration die Unterstützung für die Ukraine zurückfährt, protektionistische Zölle erlässt und sich von der...