Finanzen

Bitcoin: Digitale Währung kann manipuliert werden

Lesezeit: 2 min
08.11.2013 23:24
Bei der Bitcoin-Generierung soll es eine Möglichkeit des Missbrauches geben. Gruppen von Minern könnten geheime Blöcke erzeugen, sagen zwei US-Forscher. Die derzeit boomende Alternativ-Währung könnte aus dem Gleichgewicht geraten.

Mehr zum Thema:  
Krypto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Krypto  

Zwei Forscher der Cornell University in New York wollen eine Schwachstelle im Bitcoin-System entdeckt haben. Gruppen von Minern könnten sich zusammenschließen und sich einen unfairen Vorteil verschaffen.

Ittay Eyal und Emin Gun Sirer warnen in einer aktuellen Studie davor, dass beim Bitcoin-Mining manipuliert werden kann: „Wir zeigen einen Angriff, mit dem Miner gemeinsam mehr Einnahmen aus dem Mining erzielen können, als ihnen zusteht.“ Als Mining bezeichnet man die Herstellung der digitalen Währungseinheiten.

Bitcoins werden generiert, indem die Miner mit ihren Rechnern kryptografische Rätsel lösen. Wenn ein Rätsel gelöst ist, wird ein digitaler Block zur Blockchain hinzugefügt. Die Blockchain ist eine Art öffentliches Telefonbuch, in dem alle Bitcoin-Transaktionen aufgezeichnet werden.

Für die Erschaffung eines Blocks werden die Miner mit einer festgesetzten Menge Bitcoin belohnt. Ursprünglich lag die Belohnung bei 50 Bitcoin, doch die Zahl halbiert sich alle 210.000 Blöcke. Am Freitagabend gab es 268.587 Blöcke. Die Belohnung liegt also derzeit bei 25 Bitcoin pro Block.

Das Lösen der kryptografischen Rätsel wird aufgrund der Konstruktion des Bitcoin-Systems mit der Zeit immer schwieriger, erfordert also immer mehr Rechenleistung. Die Inflation nimmt rapide ab, bis sie in 20 Jahren praktisch bei null liegen wird. Die Bitcoin-Menge ist auf 21 Millionen Einheiten begrenzt ist. Da Bitcoin verloren gehen können, etwa wenn jemand sein Passwort vergisst, wird es in absehbarer Zeit sogar zu einer Deflation der Geldmenge kommen.

Manchmal werden aus demselben Vorgänger-Block mehrere neue Blöcke gleichzeitig erzeugt. Sobald jedoch einer der neuen Blöcke länger ist als die anderen, werden die kürzeren Blöcke verworfen. Hier sehen die Forscher eine Möglichkeit der Manipulation: Theoretisch könnte eine Gruppe kooperierender Miner die Lösungen von kryptografischen Rätseln geheim halten.

Die dadurch entstehenden privaten Blöcke würden verlängert und erst später veröffentlicht werden. Dann sind sie die längsten und erhalten die Belohnung. Sirer und Eyal schätzen das Gefahrenpotential dieser Schwachstelle als „verheerend“ ein. Das ganze Bitcoin-System könne unter die faktische Kontrolle einer solchen Gruppe geraten.

Bitcoin-Entwickler Peter Todd zeigt sich angesichts dieser möglichen Achillesferse nachdenklich: „Diese Angriffsmethode ist sehr clever und leider könnte sie funktionieren“, zitiert ihn NewScientist. Es gebe in der Bitcoin-Community die Tendenz, in den Minern Altruisten zu sehen, die ausschließlich das langfristige Wohl der Gemeinschaft im Sinn haben. Doch wenn es tatsächlich Anreize zum Missbrauch gebe, würden diese auch genutzt.

Seit Jahren versuchen die hellsten Köpfe der Welt, das Bitcoin-System zu knacken. Doch in der Praxis hat auch die Arbeit von Sirer und Eyal bisher keine Auswirkungen. Der Bitcoin-Kurs eilt derzeit von Allzeit-Hoch zu Allzeit-Hoch. Freitagabend liegt er bei 259 Euro beziehungsweise 350 Dollar.


Mehr zum Thema:  
Krypto >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Technologie
Technologie KI gegen Mensch: Büroangestellte sind kaum besorgt um ihre Arbeitsplätze
28.04.2024

Künstliche Intelligenz (KI) wird mal als Weltverbesserer und mal als Jobkiller angesehen. Doch die Angst vor Letzterem ist unter...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Elektroauto-Krise schwächt deutsche Autokonzerne kaum - bisher
28.04.2024

Trotz der Marktflaute bei E-Autos und der schwachen Nachfrage in Deutschland erwirtschaften Volkswagen und BMW tolle Gewinne. Bei anderen...

DWN
Technologie
Technologie Neurotechnologie und Transhumanismus: Fortschritt, Chancen und Herausforderungen
28.04.2024

Wie sind die aktuellen Trends und potenziellen Auswirkungen von Neurotechnologie? Neben der Künstlichen Intelligenz entwickelt sich dieser...

DWN
Panorama
Panorama Neue Regelungen im Mai: Ticketsteuer, Biosprit und Autokauf
28.04.2024

Der Mai bringt frische Regulierungen und Veränderungen in verschiedenen Bereichen: Flugtickets könnten teurer werden, Autofahrer können...

DWN
Finanzen
Finanzen Welche Anlagestrategie an der Börse passt zu mir?
28.04.2024

Wenn Sie sich im Dschungel der Anlageoptionen verirren, kann die Wahl der richtigen Strategie eine Herausforderung sein. Dieser Artikel...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ressource Nummer 1 auf unserem blauen Planeten – das Geschäft um Trinkwasser
28.04.2024

Lange war es eine Selbstverständlichkeit, dass es genug Wasser gibt auf der Welt. Und bei uns ist das ja auch ganz einfach: Hahn aufdrehen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Konfliktlösung ohne Gericht: Verbraucherschlichtung als Chance für Ihr Business
27.04.2024

Verabschieden Sie sich von langwierigen Gerichtsverfahren! Mit dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (VSBG) senken Sie Ihre Kosten,...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Krieg in der Ukraine: So ist die Lage
27.04.2024

Wegen Waffenknappheit setzt der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, auf Ausbau der heimischen Rüstungsindustrie, um sein Land...