Das World Conference Center in Bonn soll das neue Aushängeschild der Stadt Bonn werden. Aus diesem Grund wurde ein Erweiterungsbau geplant, dessen Fertigstellung im kommenden Jahr erfolgen soll. Doch wie sich nun herausgestellt hat, werden die veranschlagten Kosten in Höhe von 57 Millionen Euro nicht ausreichen. Wie die Stadt am Donnerstag mitteilte, werden weitere Millionen für die Fertigstellung benötigt.
Neben einem freiwilligen Risikoaufschlag in Höhe von 7 Millionen Euro kommen noch weitere Kosten hinzu: Die von der „UN gewünschte Teilung des Großen Saales in Höhe von 2,7 Millionen Euro als reine Baukosten, die Sanierung der denkmalgeschützten Abgeordnetenhäuser mit 8,5 Millionen Euro sowie 1,5 Millionen Euro für die Fertigstellung des Parkhauses“. Damit erhöht sich die Gesamtsumme auf etwa 76,8 Millionen Euro, so die Stadt in einer Mitteilung.
Das Problem ist jedoch nicht nur die Verteuerung an sich, sondern vor allem die Finanzierung. Im Haushalt seien 60 Millionen Euro für das Projekt eingeplant. Die Stadt will und kann die Finanzierung nicht komplett aus der eigenen Tasche bezahlen und hofft auf Zuschüsse in Höhe von 36 Prozent der Gesamtsumme. Man wisse zwar, dass für das World Conference Center in Bonn an „vielen Stellen Einsparungen nötig sind“, so der Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch. „Es geht jedoch um ein Projekt, das erheblich zur Zukunftsfähigkeit der Stadt beiträgt und zu dessen Realisierung wir uns bereits 2002 im so genannten Bellevue-Vertrag verpflichtet haben.“ Man sichere und schaffe Arbeitsplätze, schließlich sei die ehemalige Bundeshauptstadt jetzt die „Deutsche Stadt der Vereinten Nationen“, fügte er hinzu.
Bonn entpuppt sich immer mehr als Meister im Verschwenden von Steuergeldern, etwa bei der komplett missglückten Bahnlinie von der Innenstadt zum Flughafen (hier).
Man könnte fast den Eindruck gewinnen, die Rheinländer haben die Hauptstadt-Niederlage gegen Berlin noch nicht verwunden und wollen Wowereit-City nun um jeden Preis mit Fehlplanungen übertreffen.
Das wäre schade - Bonn hatte bisher in Europa eine einmalige Rolle gespielt, gerade weil die Stadt darauf verzichtet hat, sich ausschließlich über unbezahlbare Mega-Projekte zu positionieren.
Die aktuelle Schuldenkrise scheint allerdings die Klarsicht der politische Akteure immer stärker zu beeinträchtigen: Wenn für Zypern 10 Milliarden Euro Rettungsgeld recht sind, dann sollten für Bonn doch 20 Millionen Euro nur billig sein.