Große Biotech-Konzerne wie Monsanto versuchen, so viele Patente wie möglich auf Lebensmittel zu erlangen. Betroffen sind auch immer häufiger konventionell gezüchtete Saatgutarten und sogar Tierrassen. In Zukunft droht damit eine Form der Landwirtschaft, in der Bauern keine andere Wahl gelassen wird, als teure Lizenzgebühren für ihr Saatgut zu bezahlen. Andernfalls droht ihnen eine patentrechtliche Klage der multinationalen Biotechnologie-Industrie. Die Kampagnen-Plattform Avaaz hat laut eigenen Angaben bereits knapp zwei Millionen Unterstützungserklärungen für ihre Initiative gegen dieses Vorgehen gesammelt.
In der Begründung von Avaaz zur Kampagne heißt es, wenn es ein Patent erst einmal in einem Land gebe, würden durch Handelsabkommen und Verhandlungen auch andere Länder dazu gedrängt, es anzuerkennen. Die Lizenzgebühren seien exorbitant, das Verbot der Saatgut-Aufbewahrung für nachfolgende Erntejahre ein unzulässiger Eingriff in die gesamte Nahrungskette. „Laut Monsanto & Co fördern Patente Innovation – doch in Wirklichkeit schaffen sie ein Lebensmittelmonopol für Unternehmen“, so die NGO.
Avaaz gibt an, dass Monsanto bereits heute die Rechte von 36% aller in der EU eingetragenen Tomatensorten, 32% aller Paprikasorten und 49% aller Blumenkohlsorten besitzt. In Zukunft dürfte also nicht nur der Kampf um frei zugängliches Trinkwasser, sondern auch jener um die grundlegendsten Nahrungsmittel eine immer größere Rolle spielen. Es gilt zu verhindern, dass die Lebensmittel-Produktion in die Hände einiger weniger Monopolisten gerät.
Gegen die Ausweitung der Patentgebung auf konventionelles Saatgut tritt auch die Initiative „No Patents on Seeds“ auf. Sie fordert ebenfalls eine generelle Änderung des Europäischen Patentrechts, um Patente sowohl auf Zuchtmaterial von Pflanzen und Tieren als auch auf entsprechende Zuchtverfahren zu verbieten. Alltägliche Obst- und Gemüsesorten wie Gurken, Broccoli und Melonen sollen vor der Patentierung geschützt werden.
Bis zum Jahr 2013 hat Monsanto 142 Prozesse wegen angeblicher Patentverletzungen bei Saatgutarten geführt. Dies geht aus einem Bericht der NGO Center for Food Safety hervor. 410 Landwirte waren darin verwickelt. Mehr als 23 Millionen Dollar an Entschädigungszahlungen hat der Konzern bisher erstritten. Nur wenige Landwirte in den USA schaffen es, sich gegen den Agrokonzern zur Wehr zu setzen. Mit höchstgerichtlichen Klagen wollen sie bekämpfen, dass eine Handvoll Unternehmen bald diktieren könnten, wie die Zukunft des landwirtschaftlichen Pflanzenbaus auszusehen hat.
Der Bericht bescheinigt den USA in den letzten Jahrzehnten einen kontinuierlichen Schwenk in Richtung Lebensmittel-Kommerzialisierung und Kontrolle der Saatgut-Rechte gemacht zu haben. Allein drei Agrochemie-Firmen – Monsanto, DuPont und Syngeta – kontrollieren demnach 53 Prozent des globalen Saatgut-Marktes. Die Top Ten Saatgut-Firmen, hauptsächlich in US-Besitz, kommen zusammen sogar auf 73 Prozent.
In dem Bericht werden aber nicht nur die umstrittenen Geschäftspraktiken von Monsanto und Co. kritisiert. Auch die mit dem verstärkten Anbau von Monokulturen einhergehenden Umweltschäden bieten Grund zur Sorge. So geht dadurch etwa die Artenvielfalt verloren, während der Einsatz von Chemie in der Landwirtschaft immer weiter zunimmt.