Die hektische Betriebsamkeit der EU, Regeln zur Rettung der Banken aufzustellen, hat einen handfesten Hintergrund: Der Banken-Sektor steht vor einer Konsolidierung. Auf Deutsch: Etliche Banken werden sterben. Um das Banken-Sterben zu finanzieren, hat sich die EU entschlossen, Sparer, Anleger, Gläubiger und Steuerzahler an den Begräbnis-Kosten der Rettung zu beteiligen (hier).
Der Prozess der Marktbereinigung wird vor allem den Investment-Banken und den großen Instituten nützen. Denn wenn Banken sterben, gibt es jede Menge Arbeit.
Das ist dann die Stunde von Goldman Sachs.
JPMorgan.
Morgan Stanley.
Deutsche Bank.
Denn neben dem Sterben wird es Fusionen geben, Verkäufe, Mergers & Acquistions.
Ein Banken-Insider sagt den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Es gehört zum Geschäftsmodell der Investment-Banken, dass sie am meisten verdienen, wenn sich viel ändert. Nichts ist für eine Investment-Bank schlimmer als Stabilität, Ruhe, Stillstand.“ Daher bereite sich Goldman Sachs im Hintergrund bereits auf die Zeit nach dem Crash vor. Der Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel, der deutsche Goldman-Chef Alexander Dibelius, dürfte der Bundesregierung in der Frage der Banken-Rettung bereits viele nützliche Tipps gegeben haben. Bei der EZB sitzt mit Mario Draghi ein ehemaliger Goldman-Banker. Draghi weiß, was Investment-Banken wollen.
Draghi hat die EZB zu einer Art Vorfeld-Organisation der Investment-Banken gemacht.
Ein Blick auf die Lage der Banken zeigt: In Europa gibt es jede Menge Arbeit für Goldman & Co.
Jeder Banken-Crash kann sich zur Goldgrube für die Investment-Banken entwickeln.
Die Schürfrechte sind freilich nicht in den Händen jener, die bezahlen werden.
Die Schürfrechte haben jene, die am meisten Insider-Wissen haben.
Daher haben die Investment-Banken in Griechenland oder Zypern auch nie Geld verloren - eine erstaunliche Tatsache, über die sich noch niemand so recht Gedanken gemacht hat.
Es ist kein Zufall, dass Warren Buffett erst vor kurzem massiv in Goldman Sachs investiert hat: Der Star-Investor aus Omaha weiß immer, wo die Musik spielt.
Und er weiß es meist früher als alle anderen.
In Europa gibt es einem Bericht der European Banking Federation zufolge etwas mehr als 8.000 Kreditinstitute. Innerhalb der letzten Dekade hat sich diese Zahl bereits von etwa 9.500 deutlich reduziert, aber gemessen an der Realwirtschaft ist der Bankensektor in Ländern wie Zypern, Malta und Luxemburg immer noch viel zu groß (mehr hier). „Grundsätzlich hat Europa zu viele Banken“, sagte Jürgen Fitschen, Chef der Deutschen Bank, in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Das billige Geld von der EZB sei nicht gesund, sagte Fitschen. Die Realzinsen seien bereits negativ, die Sparer verlieren ihr Geld: „Wir sollten möglichst schnell dahin kommen, dass die Realzinsen positiv werden“, sagte Fitschen in einem Bericht der FAZ. Die EZB hat vergangene Woche den Leitzins auf ein historisches Tief von 0,5 Prozent gesenkt. Finanzminister Schäuble fürchtet bereits, die Situation sei außer Kontrolle geraten und fordert von den Zentralbanken, die überschüssige Liquidität irgendwie wieder einzusammeln (hier).
Fitschen sieht die Gefahr eines „exzessiven Wettbewerbs“, da sich gerade in Deutschland etliche Institute auf den Mittelstand als lukrative Kundschaft stürzen. Damit dürfte Fitschen wohl die Konkurrenz der Deutschen Bank durch lokale und kleine Banken meinen, die ihren eigenen Kundenstamm binden. „Es wird nicht zu vermeiden sein, dass in einigen Bereichen weniger Personal benötigt wird“, sagte der Banker. Dabei ist die Zahl der Beschäftigten in den europäischen Banken von 2010 bis 2011 nur leicht gefallen, obwohl die Zahl der Kreditinstitute selbst um 148 gesunken ist (vgl. Grafik).
Je mehr kleine Banken sterben, desto besser ist das für die Investment-Banken und die Großbanken wie die Deutsche Bank. Wie die Tabelle zeigt, ist nämlich die Zahl der Kredite im gleichen Zeitraum sogar noch gestiegen, obwohl die Zahl der Kreditinstitute gesunken ist. Das bedeutet: Das Geschäft für die Großbanken verbessert sich mit jeder Bank, die vom Markt verschwindet.
Der Deutschen Bank gehören heute schon unter anderem die Postbank, die Berliner Bank, Sal. Oppenheim.
Neben den Übernahmen werden die Investment-Banken davon profitieren, dass sie für die Beratung der Regierung oder anderer Banken satte Gebühren kassieren können. Je unübersichtlicher die Lage, desto profitabler wird der Prozess.
Für das bevorstehende Banken-Sterben gilt also der alte Satz: In jeder Krise gibt es Profiteure.
Originellerweise sind es immer dieselben, die profitieren.
Und es sind am Ende immer dieselben, die bezahlen.