Die USA haben einen Schuldenberg von über 70 Billionen Dollar angehäuft, fast sechs Mal so hoch wie die offizielle Zahl der Regierung. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie von James Hamilton, Wirtschaftsprofessor der University of California in San Diego.
Hamiltons These: Die Regierung ignoriert in ihrer offiziellen Schuldenbilanz zahlreiche Posten, die das Defizit der USA momentan zusätzlich belasten oder in Zukunft belasten werden. Dazu zählen die Unterstützung der Regierung für „den Immobilienmarkt, andere Kreditgarantien, Einlagenversicherungen, Investitionen der Fed und Treuhandfonds“, sagte Hamilton einem Bericht von Russia Today.
Der Anfang der Schuldenexplosion fand 2008 statt, zu Beginn der internationalen Finanzkrise. Schon damals schossen die Schulden von fünf auf 12 Billionen in die Höhe. Allein die Zinslast für diese Basis belastet die Steuerzahler mit 220 Milliarden Dollar pro Jahr. Sollten die Zinsen für neues Geld in ferner Zukunft wieder steigen, werde allein die Zinslast das Budget des US-Militärs bis ins Jahr 2021 übersteigen, so Hamilton.
Der „fiskale Horror"
Aufgrund dieser Grundlage entwirft Hamilton ein Schuldenszenario, in dem es nur eine Richtung gibt: abwärts in den Schuldensumpf.
Die nächste Variable in Hamiltons Schuldenrechnung ist die Geldschwemme der Fed. Die US-Zentralbank druckt Geld und kauft jeden Monat Vermögenswerte für über 85 Milliarden Dollar bis auf unbestimmte Zeit (mehr hier). Der positive Effekt auf die Wirtschaft blieb weitgehend aus. Die Staatsschulden stiegen weiter in die Höhe.
Die Schulden für die öffentliche und bundesstaatliche Krankenversicherung Medicare und und die staatliche Rentenversicherung (Social Security) werden in der US-Öffentlichkeit nicht einmal diskutiert. Sie treiben die Staatsschulden der USA um 27.6 Billionen Dollar und 26,5 Billionen Dollar respektive in die Höhe.
„Diese Zahlen sind so groß, dass man sie kaum in kohärent diskutieren kann“, sagte Hamilton. Er begründet ihre Höhe mit der demografischen Entwicklung in den USA. Immer mehr Menschen beziehen Leistungen aus den Sozialsystemen. Die Zahl der Beitragsleister sinkt.
Zusätzlich garantiert der Staat noch für Studienkredite in Höhe von 714 Milliarden Dollar – nur für das Jahr 2012. Die US-Wirtschaft generiert aber nicht genug Jobs für Absolventen. Dadurch erhöht sich die Ausfallwahrscheinlichkeit von Studienkrediten.
Kampf gegen den Terror
Einigen Regierungskritikern geht die Rechnung Hamiltons noch nicht weit genug. Lauence J. Kotlikoff, ehemaliger Wirtschaftsberater im Kabinett Reagan, hält das US-Defizit noch für viel größer: „Wenn man sämtliche Zahlungsverpflichtungen zusammenzählt und die zu erwartenden Steuereinnahmen davon abzieht, ergibt sich eine Differenz von 211 Billionen Dollar“, sagte Kotlikoff in einem Radio Interview. „Das ist unsere wahre Verschuldung.“