Politik

US-Militärs drängen auf Intervention in Syrien

US-Militärs haben am Sonntag klargemacht: Das Einlenken Syriens, UN-Inspekteure wegen der Giftgas-Angriffe ins Land zu lassen, komme zu spät. Syrien hätte die Spuren längst verwischt. Ein Wikileaks-Dokument zeigt: Die Amerikaner bereiten ein Eingreifen seit 2011 vor. Auch für die Briten und die Franzosen ist der Zeitpunkt jetzt günstig. Die Russen sagen: Die Amerikaner wollen Krieg.
26.08.2013 01:33
Lesezeit: 2 min

Das Einlenken Syriens, nun doch UN-Beobachter ins Land zu lassen, um den Giftgas-Einsatz zu untersuchen, könnte zu spät kommen. Das Wall Street Journal zitiert US-Militärs, die sagen: Nun ist es zu spät, das Assad-Regime habe die Welt nur hingehalten und in den vergangenen Tagen auf Zeit gespielt, um die Spuren des Giftgas-Einsatzes zu verwischen. Das Einlenken Syriens sei „nicht glaubwürdig“, sagte ein US-Regierungsvertreter dem WSJ. Der Regierungsmann sagte, die USA „haben kaum Zweifel, dass die chemischen Waffen von der syrischen Regierung gegen Zivilisten eingesetzt wurden“.

Am vergangenen Mittwoch waren hunderte Menschen an einem Nervengas gestorben, dessen Wirkung nach Ansicht von medizinischen Experten auf den Kampfstoff Sarin hinweisen könnte.

Ob der Kampfstoff tatsächlich vom Regime eingesetzt wurde, ist völlig unklar. Im Mai hatte die UN-Beobachterin Carla Del Ponte berichtet, dass die Untersuchungskommission eine hohe Wahrscheinlichkeit ausgemacht habe, dass die Rebellen bei einem früheren Einsatz Sarin verwendet hätten. Sie sagte im italienisch-sprachigen Fernsehen der Schweiz, dass das Sarin „auf der Seite der Opposition und nicht von der Regierung eingesetzt worden war“, wie der Independent damals berichtete.

Eine von Wikileaks im Vorjahr veröffentlichte Email eines Stratfor-Mitarbeiters zeigt, dass die USA bereits seit 2011 Maßnahmen planen, um das Regime von Baschar al-Assad zu stürzen. Das Schreiben zeigt, wie detailliert die Amerikaner damals schon über Guerilla-Maßnahmen, eine Flugverbotszone und eine militärische Intervention diskutiert hatten. Der private Aufklärungsdienst Stratfor zeigte sich damals ungeduldig: Die US-Administration habe nicht begriffen, wie wichtig Syrien für den Nahen Osten sei.

Aus dem Papier geht hervor, dass die Konsultationen damals mit den Briten und Franzosen zu keinem Ergebnis geführt hätten. Die Briten waren einer Aktion in Syrien interessiert, um ihren schwindenden Einfluss in der EU im Zuge der Diskussion um eine Veränderung der EU-Verträge zu kompensieren, berichtet der Stratfor-Mitarbeiter. Die Franzosen hätten abgewunken, weil sie die Auffassung vertraten, dass eine Militäraktion in Syrien den Franzosen im bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf nicht zu verkaufen sei.

In den vergangenen Tagen haben Briten und Franzosen ihre Militärpräsenz im Mittelmeer verstärkt.

Der russische Abgeordnete Alexei Puschkow kritisierte die Amerikaner frontal. In einem Tweet schrieb er, dass Obama ohne Legitimation in Syrien eingreifen wolle – so wie seinerzeit George W. Bush im Irak. Obama werde zum „Klon von Bush“, schrieb Puschkow.

Das russische Außenministerium warnte die Amerikaner in einer Note vor einem nicht legitimierten Eingreifen in Syrien. Ein Militärschlag würde verheerende Folgen für den gesamten Nahen Osten haben.

Die amerikanische Bevölkerung lehnt einen Einsatz in Syrien mit deutlicher Mehrheit ab. 89 Prozent der Amerikaner sind einer Reuters/Ipsos-Umfrage zufolge dagegen, dass Obama die Rebellen unterstützt, nur 11 Prozent befürworten eine solche Unterstützung ausdrücklich.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Panorama
Panorama Kaffee bald Luxus? Wie durch ein EU-Gesetz, Abholzung und das Wetter die Preise explodieren
22.02.2025

Der Preis für Kaffee ist an den Börsen in den letzten fünf Jahren um das Vierfache gestiegen. Die Ursachen für die Rekordpreise, die...

DWN
Technologie
Technologie Mobilfunk Bahn: Empfang unterwegs verbessert sich endlich
22.02.2025

Wer im Zug telefoniert oder surft, stößt oft auf Funklöcher und langsames Internet. Jetzt verbessert eine neue Technik die Verbindung...

DWN
Politik
Politik 630 Sitze, 29 Parteien, 4.506 Kandidaten: Zahlen zur Wahl
22.02.2025

Die Bundestagswahl 2025 bringt große Veränderungen mit sich: weniger Kandidaten, ein neues Wahlrecht und eine alternde Wählerschaft. Wer...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl 2025: Mittelstand fordert Bürokratieabbau
22.02.2025

Der Mittelstand sieht sich von überbordender Bürokratie, hohen Steuern und steigenden Energiekosten ausgebremst. Vor der Bundestagswahl...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Feuer, Flamme und viel kaltes Wasser: Preussischer Whisky aus der Uckermark
21.02.2025

In der Uckermark brennt Cornelia Bohn ihren eigenen Whisky – als erste Frau weltweit mit eigener Destillerie. Die ehemalige DDR-Bürgerin...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl 2025: Kommt die Vermögenssteuer? Die neue Regierung braucht Geld
21.02.2025

Kommt nach der Wahl die Wiedereinführung der Vermögenssteuer? SPD und Grüne haben konkrete Pläne. Auch Linke und BSW streben eine...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen: Jeder vierte deutsche Haushalt verfügt über keinerlei Ersparnisse
21.02.2025

Einer Erhebung der Direktbank ING zufolge, verfügen 23,5 Prozent aller Deutschen über keinerlei Kapital, über das sie kurzfristig...

DWN
Panorama
Panorama Elon Musk: Trump-Berater schwenkt Kettensäge - Symbol für Bürokratieabbau
21.02.2025

Auf einer Tagung der US-Konservativen lässt sich der Tech-Milliardär Musk für seine radikalen Stellenstreichungen im Regierungsapparat...