Deutschland

Junge Leute und kleine Sparer entdecken Gold

Die Deutschen haben sich vom Absturz des Papier-Goldpreises nicht sonderlich beeindrucken lassen: Aus einer Umfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten bei deutschen Goldhändlern geht hervor, dass neue Käufer die günstigeren Preise offenbar genutzt haben, um ihre Ersparnisse mit Edelmetallen abzusichern.
27.10.2013 02:24
Lesezeit: 2 min

Gold ist die einzige Währung, die seit über 5000 Jahren Bestand hat. Eine Umfrage der Deutschen Wirtschafts Nachrichten unter Gold-Händlern zeigt: Die Kunden haben sich vom Crash des Gold-Preises nicht abschrecken lassen, im Gegenteil: Auf Grund der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise steigt die Zahl der Anleger, die ihr Vermögen in Form von Gold sichern möchten, stetig. In den letzten 12 Monaten wurde soviel verkauft wie noch nie. Das Verhältnis der Goldankäufe zu den Goldverkäufen liegt bei 10:1.

Tim Schieferstein, Unternehmensgründer und Geschäftsführer der SOLIT Edelmetall Handelsgesellschaft mbH dazu: „Trotz der stark gefallenen Kurse bei den Edelmetallen, die Silber noch stärker als Gold getroffen haben, haben die Edelmetall-Besitzer nicht prozyklisch agiert und ihre Bestände verkauft. Ganz im Gegenteil: Die Schwächephase wurde gezielt dazu genutzt, durch Nachkäufe vor allem bei Gold die eigenen Bestände gezielt weiter auszubauen – ein deutliches Anzeichen dafür, dass die Story verstanden ist und vor allem Gold als längerfristiges, krisenfestes Sachinvestment zum Schutz des eigenen Kapitals gegen drohende Wertverluste dient.“

Was die Kundengruppen betrifft, so setzt sich der, bereits vor 2008 beginnende Trend fort, dass sich auch eine jüngere Kundenschicht zwischen 25 und 40 Jahren vermehrt für Gold interessiert und ihre Ersparnisse in Gold anlegt. Rene Lehmann, Inhaber des Münzhandel Lehmann beschreibt die Veränderung folgender Maßen: „Es ist schon eine Veränderung in der Käuferschicht zu sehen. Seit etwa einem Jahr kommen auch Käufer die kleinere Mengen kaufen also Kleinsparer und vor allem jüngere Leute zu uns.“

Hans-Bernhard Müller dazu: "Münzen Müller konnte vor allem in den letzten 5 Jahren enorme Veränderungen bei unserer Kundenstruktur feststellen. Es ist nicht mehr länger die Kundengruppe jenseits der 60 die sich mit Münzen kaufen bzw. sammeln oder anlegen beschäftigen. Vor allem Produkte wie die Lunar Gold bzw. Silbermünzen erfreuen sich immer mehr jungen Zielgruppen."

Die steigende Nachfrage spiegelt sich jedoch nicht bzw. noch nicht im Goldpreis wider. Wie dies möglich ist, erklärt Roman Schneider, Geschäftsführer CDN Freiburg Ltd.: „Der offizielle Goldpreis, der in London und anderen Börsen der Welt festgestellt wird, wird schon lange signifikant geprägt von den "Papiergold"-Börsen, an denen Leute Gold verkaufen können, die gar keines haben. An der COMEX kann jeder, der gar kein Gold hat, dieses tonnenweise verkaufen. Gerne auch zur späteren Lieferung. Niemand überprüft dort, ob derjenige, der Gold verkauft, überhaupt welches hat. Man muß nur Geld haben und das noch nicht mal im Volumen des Goldkaufes, sondern nur in einer sogenannten "Margin"-Höhe, also einem Bruchteil der Kaufvertragsverpfichtung. Durch solche Goldverkäufe im Voraus - von Leuten, die gar kein Gold haben - wird der Goldpreis künstlich gedrückt. Eine Frage der Zeit, bis dieses System zusammenbricht und der Goldpreis dann signifikant nach oben schnellt, weil er dann nur noch von der tatsächlichen physischen Nachfrage geprägt wird. Schon jetzt können einige Goldminen nicht mehr wirtschaftlich Gold explorieren, da unter Vollkostenrechnung mehr Geld für eine Unze, die aus der Erde zu holen ist, ausgegeben werden muß, als man am Weltmarkt erzielen kann.“ Christian Brenner, Geschäftsführer der philoro Edelmetalle GmbH äußerte sich zur Papiergold-Börse wie folgt: „ Gemessen am Gesamtjahresumsatz sprechen wir von einer Dimension im Jahr 2011 von gut dem Sechshundertfachen einer Jahresproduktion. In Zahlen: rund Fünfzig Milliarden Unzen.“

Obwohl die Nachfrage nach Gold steigend ist, kann bis jetzt in Deutschland noch keine Knappheit festgestellt werden. Die Standardprodukte wie Goldbarren sind immer noch recht gut verfügbar. Echte Knappheit herrscht nur bei alten Goldmünzen für die man zur Zeit enorme Aufschläge zahlen muss. Silke Stadler, Geschäftsführerin des Silber-Depots und Gerhard V. Masching, Geschäftsführer des Chiemgauer Edelmetallhandels bestätigen dies: "Unsere Goldbestellungen wurden von allen Lieferanten gewohnt zeitnah geliefert, so dass keine Engpässe derzeit zu spüren sind."

Gold wird wohl weiterhin eines der beliebtesten Edelmetalle bleiben, auch wenn laut den Experten bis Ende 2013 ein Anstieg im Silberverkauf erwartet wird, da am 01.01.2014 die Mehrwertsteuer für Silber von 7% auf 19% angehoben wird. "Andere Metalle wie Platin, Palladium und Rhodium spielen eine unverändert marginale Rolle.", Martin Siegel, Inhaber der Stabilitas GmbH.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögen der Deutschen auf Rekordhoch – aber die Ungleichheit wächst mit
25.04.2025

Private Haushalte in Deutschland verfügen so viel Geld wie nie zuvor – doch profitieren längst nicht alle gleichermaßen vom...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschland am Wendepunkt: Wirtschaftsmodell zerbricht, Polen rückt vor
25.04.2025

Deutschlands Wirtschaftsmaschinerie galt jahrzehntelang als unaufhaltsam. Doch wie Dr. Krzysztof Mazur im Gespräch mit Polityka...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China im Handelskrieg: Regierung bereitet sich auf das Schlimmste vor
25.04.2025

Chinas Führung bereitet sich inmitten des eskalierenden Handelskonflikts mit den USA auf mögliche Härtefälle vor. In einer Sitzung des...