Der ehemalige Banker der Federal Reserve Bank (Fed) Andrew Huszar entschuldigte sich in einer Kolumne des Wall Street Journal für die Geldpolitik der amerikanischen Zentralbank, an der er maßgeblich beteiligt war. Diese habe nicht dem Volk und der Realwirtschaft gedient, sondern lediglich die Banken gestärkt. Huszar bezeichnete das als „Quantitative Lockerung“ bekannte Programm der Fed als „größten Bail-Out durch die Hintertür der Wall Street in der Geschichte“. In Folge dieses Programms würde nun ein kleines Kartell von Banken den Großteil der Vermögenswerte in den USA kontrollieren.
„In diesem Monat vor fünf Jahren, an einem ‚Schwarzen Freitag‘, startete die Fed eine nie da gewesene Einkaufstour“, schreibt Huszar.
Im Zuge der „Quantitativen Lockerung“ (QE) wurden für mehrere Milliarden US-Dollar im Monat Hypotheken-Papiere und amerikanische Staatsanleihen aufgekauft, um die US-Wirtschaft anzukurbeln. Im September 2012 verkündete die Fed die dritte Runde des Programms (QE3). Inzwischen kauft sie monatlich für 40 Milliarden US-Dollar Hypotheken-Papiere und Staatsanleihen im Wert von 45 Milliarden US-Dollar auf. Insgesamt hat die Fed dadurch bisher mehr als vier Billionen US-Dollar auf den Finanzmarkt geworfen. Dies stellt den größten Eingriff in die Finanzwirtschaft in der Geschichte dar.
“Die Fed sagte, sie wolle helfen – mit einem neuen Programm zum massiven Aufkauf von Staatsanleihen. Es gab zweitrangige Ziele, aber der Vorsitzende Ben Bernanke machte klar, dass die zentrale Motivation der Fed sei, die ‚Kreditbedingungen für Haushalte und Unternehmen zu beeinflussen‘: Die Kreditkosten zu drücken, sodass mehr Amerikaner, die unter der Wirtschaftskrise leiden, diese nutzen könnten, um den Abschwung abzumildern. Aus diesem Grund nannte er die Initiative ursprünglich ‚Kredit Lockerung‘.“, so Huszar.
Andrew Huszar hatte bis 2008 bereits sieben Jahre lang für die Fed gearbeitet und war danach zu Morgan Stanley an die Wall Street gewechselt. Im Frühjahr 2009 bat man ihn zur Fed zurückzukehren, um das Kernstück des Programms – den Aufkauf von Hypotheken-Papieren im Wert von 1,25 Billionen US-Dollar binnen 12 Monaten – umzusetzen.
Bis dahin hatte die Fed noch nie in ihrer fast 100-jährigen Geschichte auch nur ein Hypotheken-Papier aufgekauft. Während des Programms kaufte die Fed jeden Tag so viele davon, dass sie riskierte die Preise in die Höhe zu treiben und das Vertrauen der Märkte zu verspielen.
„Wir arbeiteten fieberhaft daran, den Eindruck aufrecht zu halten, dass die Fed wüsste was sie tut.“
Doch die erhofften Effekte auf die Kreditkosten blieben aus. Die Banken investierten das billige Geld direkt in den Aktienmarkt statt es an die Wirtschaft weiterzureichen.
„Trotz der Rhetorik der Fed, half mein Programm nicht dabei Kredite für den amerikanischen Durchschnittsbürger leichter verfügbar zu machen. Die Banken haben immer weniger Kredite vergeben. Und die Kredite, die sie bewilligten, waren nicht günstiger als zuvor. QE mag die Kosten zur Kreditbereitstellung für Banken gedrückt haben, aber das zusätzliche Geld hat sich die Wall Street in die eigene Tasche gesteckt.“, so Huszar weiter.
Die Banken hätten nicht nur durch die gesunkenen Kreditkosten profitiert, sondern auch durch die gestiegenen Werte ihrer Sicherheiten und durch die Kommissionen, die sie an der Abwicklung der Fed-Transaktionen verdienten. Im Jahr 2009 hatte die Wall Street dadurch ihr profitabelstes Jahr in ihrer gesamten Geschichte.
Neben Huszar hätten auch andere Fed-Mitarbeiter zunehmend Zweifel an der Wirksamkeit von QE geäußert, doch ihre Apelle stießen auf taube Ohren. Stattdessen schauten die FED-Chefs nur auf die neuesten Finanzmarktdaten und warteten auf die aktuellsten Gespräche mit den Chefs der Banken und Hedge-Fonds. Die Auswirkungen von QE auf die Realwirtschaft blieben bis heute weit unter den Erwartungen.
„Selbst die sonnigsten Berechnungen der Fed kommen zu dem Schluss, dass das aggressive, 5-jährige QE Programm nur ein paar Prozentpunkte Wirtschaftswachstum generiert hat. Im Gegensatz dazu meinen externe Experten, wie Mohammed El Erian von Pimco, das die von der Fed kreierten 4 Billionen US-Dollar nur einen Effekt von 0,25 Prozent Zuwachs des BIPs zur Folge hatte. Beide diese Aussagen legen nahe, dass QE nicht wirklich funktioniert.”, so Huszar.
Nur für die Wall Street Banken hätte sich QE wirklich gelohnt. Diese hätten ihren gemeinsamen Aktienkurs seit März 2009 fast verdreifacht. Darüber hinaus würden nun 0,2 Prozent der Banken über 70 Prozent der Vermögenswerte kontrollieren. Als Folge der ultra-lockeren Geldpolitik der Fed sind die weltweiten Aktienmärkte künstlich aufgebläht. Während die Realwirtschaft in den USA und Europa durch eine Rezession geht, eilen DAX und DOW von einem Allzeit-Hoch zum nächsten. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann diese Blase platzt (hier).
Das einst als vorläufig gestartete Programm QE läuft noch immer und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Nachfolgerin von Fed-Chef Ben Bernanke, Janet Yellen, wird aller Voraussicht nach den derzeitigen Kurs fortsetzen (mehr hier).