Eine der wichtigsten Säulen der EU ist, neben „Friedenssicherung“ und „Demokratie“ (um die es in der EU schlecht bestellt ist) der immer wieder beschworene „Wohlstand“. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus?
Laut einer Studie (2012) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) schrumpft in Deutschland die Mittelschicht dramatisch – allein in den vergangenen Jahren um mehr als fünf Millionen. Wir erleben fortschreitende Armut nicht nur in südlichen Ländern, auch in den einst wohlhabenden Staaten, wie Finnland oder den Niederlanden (die soeben auf Grund der Schuldenkrise ihr Triple-A-Rating verloren haben, hier) geht es mit dem Wohlstand in nur eine Richtung: Bergab.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Dem Armutsbericht der Bundesregierung (September 2012) zufolge haben sich die Vermögen verdoppelt - allerdings nur jene der Reichen. 1993 gehörten 10% der Reichen 41% des nationalen Gesamtvermögens. 2011 gehörten ihnen bereits 67%. Dagegen gab es 2012 7,4 Millionen Minijobber in Deutschland. 6 Millionen Menschen sind überschuldet, jeder vierte Bürger erhält einen „Armutslohn“ von unter € 9,50 brutto, 4,1 Millionen Menschen sogar weniger als € 7,00 brutto die Stunde und EU-weit sind es 120 Millionen Menschen (2013). Burn out wird zur Volkskrankheit, soziale Absicherung zum Fremdwort, Arbeitsplätze werden zu Tausenden ausgelagert (Outsourcing), Existenzängste breiten sich aus.
Der Begriff „working poor“ hat sich im deutschen Sprachgebrauch festgesetzt. Das heißt, immer mehr Menschen kommen, selbst bei Vollzeitarbeit, mit nur einem Einkommen nicht mehr aus. Bereits jeder zehnte Deutsche (Stand November 2012) ist überschuldet und jeder elfte Beschäftigte (laut Bundesagentur für Arbeit) arbeitet in einem Zweitjob. Auch in Italien bewegen sich, laut einer Studie des italienischen Unternehmerverbandes Rete Impresa Italia, die Einkommen der Italiener auf dem Niveau von 1986.
Dafür vergrößert sich der Abstand zwischen Arm und Reich immer schneller. Denn von der EU gefördert wird – wir erinnern uns - hauptsächlich „Größe“, ob das nun Konzerne, Agrarfabriken, Großmästereien oder Landwirtschaften sind. Der „kleine Mann“ geht leer aus und fühlt sich von der Politik im Stich gelassen. Wahrscheinlich hat man sich in Brüssel ein Zitat aus dem Matthäusevangelium zu Herzen genommen: „Wer hat, dem wird gegeben, wer aber nicht hat, dem wird auch das genommen.“
Die Vernichtung kleiner Betriebsstrukturen durch Vorgaben der EU zugunsten durchrationalisierter Großbetriebe vernichtet Millionen Arbeitsplätze. Es sind jedoch die Klein- und mittelständischen Betriebe, die Arbeitsplätze schaffen und unser Einkommen sichern. Es sind auch die Nationalstaaten, die Europa voran bringen, nicht etwa das EU-Monster. Das schafft Arbeitsplätze nur in Brüssel.
Heute zahlen Menschen mehr Abgaben als je zuvor, können aber erst viel später in Rente gehen, wobei zukünftigen Rentnern kein menschenwürdiges Altern mehr zugesichert werden kann. Der Jugend wird mit Milliarden-/Billionen-Schulden die Zukunft verbaut. Die Kaufkraft der Rentner ist seit dem Jahr 2000 um 20% gesunken und seit Einführung des Euros sind 60% mehr Rentner (760.000) gezwungen, sich durch niedere Jobs etwas Geld dazu zu verdienen und laut Statischem Bundesamt (2013) sind 465.000 Rentner auf die Grundsicherung angewiesen. Jedes fünfte Kind in Deutschland ist armutsgefährdet.
90% der Deutschen befürchten einen sozialen Abstieg. Selbst der Begriff der „Sozialen Marktwirtschaft“ ist den EU-Oberen abhanden gekommen. Der Hunger kehrt nach Europa zurück. In Budapest allein gibt es seit Ungarns EU-Mitgliedschaft 35.000 Obdachlose. In Griechenland sind es etwa 20.000, die Hälfte davon in Athen. Ein Phänomen, das man in diesen Ländern vor dem EU-Beitritt nicht kannte. Laut Rotem Kreuz (Oktober 2013) können sich 43 Millionen Menschen in Europa nicht genug zu essen leisten. So sieht sich dass das Rote Kreuz gezwungen, beispielsweise in Großbritannien, zum ersten Mal nach dem zweiten Weltkrieg Lebensmittel auszugeben.
Vor Gründung der EU im Jahr 1992 galt der Spruch „Geht´s der Wirtschaft gut, geht‘s uns gut.“ Das hat sich dramatisch verändert. Vor Gründung der EU gab es auch sechs Länder mit „Triple-A-Rating“, nach Gründung der EU nur noch drei. Dies als Erfolg zu verkaufen, gelingt nur EU-Politikern.
Die Arbeitsbedingungen für 7,8 Millionen Menschen mit prekären Arbeitsverhältnissen – davon etwa 750.000 Leiharbeiter - haben sich in einem EU-Umfeld extrem verschlechtert; auch 32% der Jugendlichen in Deutschland arbeiten in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen, davon jeder vierte im Niedriglohnsektor. Jeder zweite Arbeitsvertrag ist befristet (auch dutzendfach befristete Arbeitsverträge wurden vom EuGH als rechtens befunden).
Die Massenarbeitslosigkeit unter Europas Jugendlichen nimmt dramatisch zu; mehr als 50% der Jugendlichen in Spanien, zwei Drittel in Griechenland und jeder Dritte in Italien und Portugal, sowie jeder Fünfte EU-weit, finden keinen Job. Für viele Menschen in Griechenland zählt es nicht mehr zu den Selbstverständlichkeiten, täglich etwas essen zu können. Viele Europäer, besonders in Griechenland, können sich ihre Gesundheit nicht mehr leisten. Oder sind das etwa alles Falschmeldungen von EU-Skeptikern bzw. Anti-Europäern?
Selbst Frankreich steht vor einer rapide schrumpfenden Wirtschaftsleistung. Bei Straßenbefragungen junger Leute war oft zu hören: „Es gibt nichts für was ich sagen könnte – danke EU“. EU-Europa verspielt die Zukunft der Jugendlichen, einer verlorenen Generation, denn ohne Arbeit keine Wohnung, ohne Wohnung keine Familiengründung und folglich kein selbstbestimmtes Leben. Arbeitsplatzsicherheit war früher. Heute muss sich kein Arbeitgeber für unsoziales Verhalten mehr schämen.
Allein in Spanien mussten bisher 400.000 Familien ihre Wohnungen räumen. Diese Jugend für EU-Europa zu begeistern, das trauen sich nur noch EUrokraten in teuren Hochglanzbroschüren und ihnen ergebene Medien. Seit Gründung der EU vollzieht sich ein gefährlicher Wandel und spaltet die Gesellschaft in Gewinner und Verlierer.
Millionen Menschen sehen in Europa keine Zukunft mehr. Bei einer Rekordarbeitslosigkeit bleibt vielen nur eins: Raus aus EU-Europa. Selbst der portugiesische Ministerpräsident empfahl seinen Landsleuten die Auswanderung. So verließen bereits mehr als 300.000 Portugiesen ihr Land in Richtung Brasilien und sogar in die ehemaligen portugiesischen Kolonien Angola und Mozambique. In Irland kehrten seit 2008 etwa 290.000 Menschen ihrer Heimat den Rücken.
Und in Deutschland, so wie bereits um 1849 nach Niederschlagung der Revolution, als 250.000 Menschen nach Amerika auswanderten – sind es auch heute die Tüchtigsten und Mutigsten, meist gut ausgebildete Menschen, die es ins außereuropäische Ausland, nach Asien, Australien oder die USA zieht, dorthin, wo Arbeits- und Forschungsbedingungen höher bewertet werden als die EU-Armutserhaltungsindustrie.
Diesen realen Irrsinn wollen die Menschen mit ihren Steuern nicht mehr mitfinanzieren. Was in Griechenland an Verwaltung nie vorhanden war (trotz eines gigantischen Beamtenapparats), hat die beamtete Planungsbehörde in Brüssel – die Comecon lässt grüßen - zu viel (Budgetrahmen 2014 - 2020 für die EU-Verwaltung, 56,5 Milliarden Euro).
Diese Entwicklung führt unweigerlich in den Abgrund.
Dieser Text ist ein Auszug aus dem eben erschienen Buch „Kurs halten, bis zum Untergang Europa. Unglaubliche Erfolgsgeschichten aus dem Brüsseler Tollhaus.“
Sven Kesch arbeitete viele Jahre als Top-Manager eines großen deutschen DAX-Unternehmens.
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