Finanzen

Umverteilung in Europa hat begonnen: Deutsche Sparer verlieren 21 Milliarden Euro

Laut Berechnungen der Postbank verlieren die deutschen Sparer in diesem Jahr 14 Milliarden Euro. Und im Jahr 2014 wird der Verlust bereits 21 Milliarden Euro betragen. Der Grund: Die niedrigen Zinsen der EZB führen zur direkten Zerstörung der Vermögen der Deutschen.
04.08.2013 00:18
Lesezeit: 1 min

Die Zinsen in der Eurozone bleiben auf absehbare Zeit extrem niedrig. Davon profitieren vor allem die Staaten, die billig Schulden machen können. Die Sparer hingegen verlieren Milliardensummen.

Nach einer Studie der Postbank verlieren die Sparvermögen bei Banken in Deutschland allein in diesem Jahr real etwa 14 Milliarden Euro an Wert. Im Jahr 2014liege der Vermögensverlust bereits bei 21 Milliarden Euro. „Durch den Anstieg der Inflation bei anhaltend niedrigen Zinsen wird sich die reale Vermögensentwertung beschleunigen“, zitiert die Bild-Zeitung den Postbank-Chefstrategen Marco  Bargel.

Die EZB hatte den Leitzins im Mai auf das Rekordtief von 0,5 Prozent gesenkt. Am Donnerstag sagte EZB-Chef Mario Draghi, dass die Leitzinsen „für längere Zeit auf dem aktuellen oder einem niedrigeren Niveau“ gehalten würden (hier).

Gleichzeitig droht eine immer stärkere Inflation, die derzeit in Deutschland offiziell bei 1,9 Prozent liegt. Das ist mehr, als man derzeit mit einem Tagesgeldkonto an Rendite erreichen kann. Doch das drohende massive Gelddrucken durch die EZB könnte bald eine viel höhere Inflation bewirken.

Im ersten Quartal sind die Spareinlagen der Deutschen bereits deutlich zurückgegangen. Um nicht real Geld zu verlieren, sind die deutschen Sparer offenbar bereit, hohe Risiken einzugehen. Statt Spareinlagen halten sie nun deutlich mehr Aktien und undurchsichtige Zertifikate (mehr hier).

Doch nicht nur die Spareinlagen leiden unter der EZB-Niedrigzinspolitik. Auch die durchschnittlichen Renditen von Riester-Rente und privater Rentenversicherung liegen in Deutschland derzeit unterhalb der offiziellen Inflationsrate. Und bei Lebensversicherungen mussten die Versicherer allein 2012 zinsbedingte Mindereinnahmen von 4 Milliarden Euro verkraften (hier).

Um die Verluste, die sich aus den Niedrigzinsen ergeben, auszugleichen, „werden viele Arbeitnehmer noch während der Rentenphase berufstätig sein“, sagte DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater.

Die Diskussion um die Rente mit 70 hat daher offenbar nicht zufällig begonnen: Die Deutschen werden darauf vorbereitet, dass ihr Plan, mit dem Ersparten den Lebensabend zu bestreiten, wegen der Schuldenpolitik nicht aufgehen wird.

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