Politik

Cameron will EU-Freihandel mit China

David Cameron macht Brüssel Schwierigkeiten: Er forciert ein Freihandelsabkommen mit China. Doch die EU-Kommission möchte zunächst lieber das TTIP mit den USA geräuschlos über die Bühne bringen. Öffentlicher Widerstand gegen China passt der Kommission noch weniger ins Konzept als antiamerikanische Kundgebungen. An die hat man sich schon gewöhnt.
03.12.2013 02:48
Lesezeit: 2 min

Nach Meinung Camerons bringt ein Freihandelsabkommen zwischen EU und China Vorteile für beide Seiten. Er will ein Treffen mit dem chinesischen Premier Li Keqiang dazu nutzen, die Pläne eines solchen Abkommens voranzutreiben. Ein mögliches Abkommen soll mehrere Milliarden Pfund wert sein, so der britische Premier auf seiner dreitägigen China-Reise.

Mit seinem „ganzen politischen Gewicht“ will sich David Cameron für ein Freihandelsabkommen zwischen China und der EU einsetzen. Die Wirtschaftsbeziehungen beider Länder waren bis vor kurzem abgekühlt, weil Cameron im Tibet-Konflikt die Chinesen verärgert hatte. Als Antwort auf ein Treffen mit dem Dalai Lama ließ China sein Interesse an Großbritannien abkühlen. Jetzt folgt die britische Charme-Offensive vor Ort.

Cameron lobte bestehende chinesische Investitionen in Großbritannien wie in britische Kernkraft, den Flughafen Heathrow oder jenen in Manchester. „Ich denke, es ist ein positives Zeichen für die wirtschaftliche Stärke. Wir sind offen für chinesische Investitionen“ zitiert ihn die FT. Bei einem Besuch des Jaguar Land Rover Trainingszentrums in Peking führte Cameron aus: „Es gibt eine starke Verbindung zwischen Großbritannien und China.“ Das inkludiere auch einen Dialog über Menschenrechte, so der Premier.

Cameron gibt zu, dass einige Kräfte in der Europäischen Union weiterhin auf Zölle für chinesische Importe in die EU bestehen. Doch Cameron gibt sich kämpferisch: „Großbritannien will diese Schranken einreißen“, zitiert ihn Evening Standard.

Für EU-Handelskommissar Karel De Gucht kommen solche Pläne zu früh. Bei dem vor zwei Wochen abgehaltenen EU-China-Gipfel in Peking hat De Gucht noch von einem Investitionsabkommen gesprochen, welches beide Seiten aushandeln wollen.

China kämpft mit hoher Inflation, zurückgehenden Exporten, schwächerem Wachstum (mehr hier). Vor allem aber macht die Kredit-Blase den Chinesen zu schaffen.

Sie sind auf der Suche nach neuen Assets.

Die EU ist Chinas größter Exportmarkt. Nach den USA steht die EU bei Exporten nach China auf Nummer zwei. Die Handelsbeziehungen wurden in diesem Jahr aber auch von ernsthaften Streitereien um Wein, Stahl oder Sonnenkollektoren beinträchtigt. Im Solar-Streit um Strafzölle gegen chinesische Solarprodukte ist Brüssel eingeknickt (hier).

Die EU versucht, das Tempo mit China etwas zu drosseln - weil sie mit CETA-Kanada (hier) und TTIP-USA (hier) zunächst die großen Freihandelsabkommen mit Nordamerika unter Dach und Fach bringen möchte.

Diese sollen die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen dramatisch verändern. Freihandelsabkommen bringen vor allem eine neue Qualität für multinationale Konzerne: Sie erlangen damit faktisch unbegrenzten Zugriff auf Steuermittel in den jeweiligen Gaststaaten (hier).

Die EU hat erst kürzlich beschlossen, für TTIP eine massive Propaganda-Kampagne zu fahren. In Brüssel weiß man, dass es gegen TTIP zu erheblichem Widerstand im EU-Parlament und in der Öffentlichkeit kommen könnte (hier).

Daher möchte die EU-Kommission keine schlafenden Hunde wecken.

Camerons Vorpreschen hat ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Patient Pflegeversicherung: Es fehlen Milliarden in den Kassen
13.07.2025

Immer mehr Pflegebedürftige in Deutschland – und die Finanzierungslücke wächst. Der Bundesrechnungshof warnt und spricht von über 12...

DWN
Technologie
Technologie KI als Mobbing-Waffe: Wenn Algorithmen Karrieren zerstören
13.07.2025

Künstliche Intelligenz soll den Arbeitsplatz smarter machen – doch in der Praxis wird sie zum Spion, Zensor und Karriere-Killer. Wer...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Keine reine Männersache – Geschlechterunterschiede beim Investieren
13.07.2025

Obwohl Frauen in sozialen Medien Finanzwissen teilen und Banken gezielt werben, bleibt das Investieren weiterhin stark männlich geprägt....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Renault: Globales KI-System soll helfen, jährlich eine Viertelmilliarde Euro einzusparen
13.07.2025

Produktionsstopps, Transportrisiken, geopolitische Schocks: Renault setzt nun auf ein KI-System, das weltweite Logistik in Echtzeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kaffeepause statt Burn-out: Warum Müßiggang die beste Investition ist
12.07.2025

Wer glaubt, dass mehr Tempo automatisch mehr Erfolg bringt, steuert sein Unternehmen direkt in den Abgrund. Überdrehte Chefs,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...