Deutschland

SPD reagiert auf Krise: Linksruck

Lesezeit: 1 min
11.03.2013 20:12
Die SPD rückt mit ihrem neuen Wahlprogramm nach links und will mit diversen Geschenken bei den Wählern punkten. Ein Mindestlohn, kostenlose Kita-Plätze, Aufstockung des Kindergeldes und eine Solidarrente - alles angeblich finanzierbar durch diverse Steuererhöhungen.
SPD reagiert auf Krise: Linksruck

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Politik  
Rente  

Am Montag hat die SPD ihr Wahlprogramm vorgestellt. Und die SPD setzt wie Hollande in seinem Wahlkampf auf den Ausgleich sozialer Ungerechtigkeiten. Das Konzept der SPD ist demzufolge denkbar einfach: Wir nehmen es von den Reichen und geben es den Armen. „Diese Bundestagswahl wird auf gesellschaftspolitischen Feldern entschieden“, sagte Steinbrück bei der Vorstellung des Wahlprogramms. Schließlich gehe es um die „innere Friedfertigkeit dieser Gesellschaft”.

So will die SPD, wie sie es im Wahlprogramm betont, einen landesweiten Mindestlohn von 8,50 Euro und für Geringverdiener, die mindestens 30 Jahre lang Beiträge gezahlt haben, eine Solidarrente in Höhe von 850 Euro einführen. Beschäftigte die 45 Jahre Beitragszahlungen vorweisen können, sollen außerdem bereits mit 63 Jahren in Rente gehen können. Darüber hinaus sollen weder für die Kita noch für die Universitäten Gebühren erhoben werden. Bei Einkommen von weniger als 3.000 Euro will die SPD zudem das Kindergeld von 185 auf bis zu 324 Euro erhöhen. Interessanter Weise sprachen sich jedoch im Dezember 2010 führende SPD-Politiker jedoch für eine Kürzung des Kindergeldes aus, um den Kita-Ausbau zu finanzieren. Zusätzlich dazu will die SPD mit einer Milliarden-Förderung des sozialen Wohnungsbaus den steigenden Mietpreisen entgegenwirken. Die Obergrenze bei der Erhöhung von Mieten bei Neuvermietungen soll zudem bei zehn Prozent liegen. Eine finanzielle Unterstützung der Kommunen im Bildungsbereich hatte Steinbrück bereits vergangene Woche angekündigt (mehr hier).

Die Finanzierung des Wahlprogramms soll über Steuererhöhungen ermöglicht werden. So will die SPD den Spitzensteuersatz für Single-Einkommen ab einer Höhe von 100.000 Euro von derzeit 42 auf 49 Prozent anheben und bei Ehepaaren ab 200.000 Euro. Allerdings ist fragwürdig, ob diese Steuererhöhungen tatsächlich das Sozial-Programm der SPD finanzieren können. Die Anhebung des Spitzensteuersatzes beispielsweise würde theoretisch nur etwa 5 Milliarden Euro jährlich mehr in die Kassen spülen. Die Einführung einer Vermögenssteuer soll ebenfalls Geld in die Kassen spülen – schätzungsweise zehn Milliarden Euro jährlich. Und die von der Bundesregierung verabschiedeten Steuererleichterungen für Unternehmen, Erben und Hoteliers sollen rückgängig gemacht werden.

Aber allein die Kosten für die Änderungen im Rentensystem bis 2030 schätzte die SPD Ende vergangenen Jahres auf mindestens etwa 13,6 Milliarden Euro im Jahr. Schwierigkeiten dürfte es auch bei der Umsetzung kostenloser Kitaplätze geben. Nicht nur, dass mehr als 200.000 Kitaplätze für Kinder unterhalb von drei Jahren deutschlandweit fehlen (hier) – die Kommunen haben aufgrund großer Finanzlöcher auch ihre Investitionen in den vergangenen Monaten massiv zurückgefahren (mehr hier).

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen EM 2024 Ticketpreise explodieren: Die Hintergründe
27.04.2024

Fußball-Enthusiasten haben Grund zur Freude: Es besteht immer noch die Chance, Tickets für die EM 2024 zu erwerben. Allerdings handelt es...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland als Unternehmensstandort: Zwischen Herausforderungen und Chancen
27.04.2024

Trotz seines Rufes als europäischer Wirtschaftsmotor kämpft Deutschland mit einer Vielzahl von Standortnachteilen. Der Staat muss...

DWN
Immobilien
Immobilien Deutschlands herrenlose Häuser: Eine Chance für den Markt?
27.04.2024

Herrenlose Immobilien - ein kurioses Phänomen in Deutschland. Es handelt sich hier um Gebäude oder Grundstücke, die keinen...

DWN
Finanzen
Finanzen Reich werden an der Börse: Ist das realistisch?
27.04.2024

Viele Anleger wollen an der Börse vermögend werden. Doch ist das wahrscheinlich - oder wie wird man tatsächlich reich?

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...