Für den amerikanischen Ökonomen und Investor Doug Casey sind die Krise in Zypern und der Quasi-Zusammenbruch des zypriotischen Bankensystems der Anfang vom Ende der europäischen Banken, wie wir sie heute kennen. Zypern werde nichts anderes übrig bleiben, als wieder zur Haltung von Schafen, zum Anbau von Oliven und zum Servieren von Ouzo an Touristen zurückzukehren, so Casey. „Niemand auf der Welt wird für sehr lange Zeit Geld nach Zypern bringen.“
Aber die Ereignisse in Zypern sind mehr als nur das Scheitern eines nationalen Bankensystems. „Es könnte der Funke gewesen sein, der das Fass Dynamit, auf dem das weltweite Finanzsystem steht, anzündet.“ Die Banken „der ganzen Welt sind bankrott und das schon seit Jahren“, sagt Casey in einem Interview, dass bei Casey Research veröffentlicht wurde. Alle Banken haben seit Jahrzehnten nur mehr eine äußert geringe Mindestreserve. Sie vergaben und vergeben massenhaft, langjährige Kredite – in einem Umfang, den ihr Kapital nicht einmal annähernd decken könnte, so der Ökonom. Die Banken verließen sich nur mehr auf den Fakt, dass sie mittels staatlichen Garantien abgesichert sein werden, kritisiert Casey. Luxemburg und Malta könnten aufgrund des ähnlich hohem Gewichts, den das Finanzsystem der Banken für die beiden Länder ausmacht, bald die nächsten sein.
Alle Banken seien letztlich „Schöpfungen des Staates“, sagt Casey. Sie alle halten eine Menge Staatsanleihen in ihren Bilanzen, weil diese als sicherste Form des Kapitals gelten. „Aber natürlich sind diese genau das Gegenteil, da alle diese Regierungen genauso bankrott sind.“ Bei der griechischen Regierung beispielsweise sei der Konkurs nur deutlicher sichtbar gewesen als bei den meisten anderen Staaten.
Geld auf europäischen Banken ist nicht sicher
Jeder mit „ein wenig Verstand sollte sein Geld, ganz gleich ob es sich um Euro oder andere Währungen handelt, aus den europäischen Banken abziehen, und zwar sofort“, so Casey. Zypern habe gezeigt, dass die Regierungen durchaus bereit und in der Lage dazu sind, Geld auf Bankkonten zu konfiszieren, um das Bankensystem am Leben zu halten. Der Masterplan dafür steht bereits. „Wir leben in einer bizarren Welt.“ Es wundere ihn, dass es bis jetzt keinen wirklichen Bank-Run in Europa nach den Ereignissen in Zypern gegeben hat.
Das Finanzsystem am Ende
Das Problem seit vielen Jahren sei außerdem, dass der Finanzsektor in keinem Maße mehr der realen Wirtschaft entspreche. In den USA zum Beispiel, so Casey, sind nur 20 Prozent der Wirtschaft real. „Es ist lächerlich, Millionen von Menschen bündeln, tauschen und verpacken Milliarden von Dollar an Vermögenswerten um.“ Gebe es noch wirklich eine Entsprechung zwischen Finanzmarkt und Wirtschaft, dürften Banken nur etwa ein Zehntel des realwirtschaftlich erzeugten Wachstums ausmachen. Es sei einfach eine gigantische Industrie entstanden.
„Das gesamte Bankgeschäft ist von oben bis unten korrupt“, so Casey. Es sind nicht mehr wie früher Menschen, die Banken mit ihrem eigenen Geld gründen und groß machen. Die Banken sind größtenteils börsennotierte Unternehmen, die mit dem Geld anderer zocken. Der einzige Anreiz ist die Vermehrung des Geldes. Und zwar nicht nur in Europa und den USA. „All diese Banken werden in die Luft fliegen, und das nicht nur in weit entfernten, kleinen Ländern.“ Junge Trader kommen, hantieren mit Milliarden, wenn es gut geht, kriegen sie unglaubliche Boni, und wenn nicht, wechseln sie einfach in eine andere Bank und können mit mehr Erfahrung in ihrem Lebenslauf punkten, kritisiert Casey das System. Der Whale of London ist ein solcher Trader, der mit Unmengen Geld handelt, und Milliarden-Verluste verursachte.
Im Falle des Wals von London zeigt sich die ganze Schwäche des Finanzsystems: Die Bank - JPMorgan - war nicht in der Lage, Kontrollmechanismen einzuführen. Sie war nicht einmal willens, das zu tun: JPMorgan-Chef Jamie Dimon soll seine Trader ermutugt haben, noch mehr Risiko zu gehen, um die Profite zu steigern. Es gab keine Konsequenzen für Dimon, obwohl die Trades zu Milliarden-Verlusten geführt hatten (hier).
Problematisch seien vor allem die Billionen, die in Derivate gesteckt wurden und werden (hier). Heutzutage wisse keiner mehr, wer wirklich kreditwürdig ist. „Es ist unmöglich, das tatsächliche Ausfallrisiko bei diesen Derivaten zu beurteilen“, warnt Casey.
Die Staaten selbst haben diese Entwicklung Casey zufolge begünstigt, indem die Zentralbanken jedes Jahr Billionen in die Märkte pumpen. „So entstand logischer Weise eine gigantische Finanzindustrie, um mit diesen Billionen zu hantieren.“ Aber „es wird ein sehr böses Ende geben“. Es wird einen großen Crash geben, es sei nur mehr die Frage, ob dies noch in dieser Woche, in der nächsten oder erst in ein paar Monaten geschehe.