Politik

G8: Halbherzig im Währungskrieg

Auf dem G8-Gipfel in Nordirland haben die Regierungschefs die Wirtschaftspolitik von Japans Premier Shinzo Abe gelobt. Eine Schelte für die exzessive Geldpolitik gab es nicht. Von einem Währungskrieg wollte niemand reden.
19.06.2013 08:41
Lesezeit: 1 min

Japans Premierminister Shinzo Abe hat für seine Wirtschaftspolitik Unterstützung der Regierungschefs der acht größten Wirtschaftsnationen auf dem G8-Gipfel in Nordirland erhalten. Japan druckt endlos viel Geld, um die Währung niedrig zu halten. Das Inflationsziel der Regierung liegt bei zwei Prozent. In der Folge haben andere Staaten – allen voran die USA – auch damit begonnen, durch eine lockere Geldpolitik ihre Währung zu drücken.

Von einem Währungskrieg wollte allerdings niemand sprechen: „Dies ist eine Politik, um innenpolitische Ziele zu erreichen, sie zielt nicht auf den Wechselkurs der Japanischen Währung ab“, sagte Abe einem Bericht der FT zufolge in Belfast. Das ist jedoch nur die halbe Wahrheit: Denn je niedriger der Wert einer Währung, desto attraktiver werden die Preise für Produkte aus Japan.

Es gebe eine „klare Übereinkunft“ mit den G8-Staaten für die Notwendigkeit der japanischen Wirtschaftspolitik. Diese beinhaltet außer der Manipulation der Währung noch zwei andere Pfeiler: eine extreme Steuersenkungspolitik und gezielte Impulse zur Wiederbelebung der Wirtschaft durch erhöhte Staatsausgaben. Abe stellte heraus, dass seine Politik von den G8 „nicht als Grund zur Besorgnis" aufgenommen worden sei.

Abe will auf einen Teil der Steuereinnahmen verzichten, um bei Unternehmen das Investitionsvolumen zu steigern (mehr hier). Dadurch soll die Wirtschaft in Schwung kommen und Arbeitsplätze geschaffen werden. Der Nachteil: Die Regierung muss mehr Schulden aufnehmen, um dieses Wachstum zu finanzieren.

Dadurch wird die Inflation der japanischen Währung noch mehr angeheizt. Der Nikkei unterliegt bereits hohen Schwankungen und hat binnen zehn Tagen fast 20 Prozent verloren (hier). Was in Japan fehlt, sind Strukturreformen, um den Arbeitsmarkt und die Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen. Auf dem G8-Gipfel wurde es versäumt, Abe auf die Umsetzung dieser notwendigen Reformen hinzuweisen.

Abe ist jedoch von seinem Kurs überzeugt: Die Belebung der japanischen Wirtschaft stünde kurz bevor, dies werde „einen positiven Effekt auf die Weltwirtschaft haben“. Davon würden letztlich alle profitieren. Um die Schulden Japans in den Griff zu bekommen, will Abe das Wohlfahrtssystem reformieren und die Umsatzsteuer erhöhen. Reformen sind auch bitter nötig, denn Japans Schulden sind immens und treiben die Währung an den Abgrund.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...