Deutschland

Deutsche Industrie gerät in den Sog der Krise

Lesezeit: 1 min
17.07.2013 02:30
Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung vertraut auf die „Widerstandsfähigkeit der deutschen Konjunktur“. Doch gleichzeitig bekommen deutsche Unternehmen wie Bosch, Loewe oder Praktiker den Druck der Krise immer mehr zu spüren.
Deutsche Industrie gerät in den Sog der Krise

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die deutsche Industrie leidet unter der schwachen Weltwirtschaft und der Konkurrenz aus Asien. Bosch verordnet Kurzarbeit. Loewe steht am Rande der Pleite. Die Baumarktkette Praktiker ist insolvent.

Aufgrund der schwachen Konjunktur verordnet Bosch circa 1.800 Beschäftigten kürzere Arbeitszeiten. Bei dem deutschen Autozulieferer und Industrieausrüster sind die Unternehmensbereiche Industrietechnik sowie Energie- und Gebäudetechnik betroffen, so rp-online. Zum Jahresende 2012 hatte Bosch Betriebsvereinbarungen abgeschlossen, mit deren Hilfe die Beschäftigung bei Konjunkturschwankungen schnell angepasst werden kann. Umsatzeinbrüche von bis zu 20 Prozent sollen zunächst durch geringere Arbeitszeiten wettgemacht werden, ohne gesetzliche Kurzarbeit in Anspruch zu nehmen.

Die Bosch-Beschäftigen müssen nun mit weniger Gehalt auskommen. Zudem zahlen sie einen Teil ihres Urlaubs- und Weihnachtsgeldes in einen Solidaritätstopf ein. Im Gegenzug erhalten sie eine Beschäftigungsgarantie von mindestens zwölf Monaten.

Der Fernseherhersteller Loewe beantragte am Dienstag Gläubigerschutz. „Das wird die Investorensuche wesentlich beschleunigen“, zitiert Reuters Vorstandschef Matthias Harsch. Loewe ist einer der letzten deutschen Fernsehgeräte-Hersteller, die einst weltweit erfolgreich waren. Doch seit Jahren leidet das Unternehmen unter Umsatzeinbrüchen und schreibt Verluste.

Loewe steht in einem harten Konkurrenzkampf mit asiatischen Herstellern. Vor allem die koreanischen Konkurrenten Samsung und LG setzen den europäischen Herstellern zu. Die Modelle aus Asien sind oftmals deutlich billiger als Loewe-Geräte. Das fränkische Unternehmen hatte zuletzt vor allem auf das Luxussegment gesetzt. Künftig wollte Loewe nun verstärkt auch billigere TV-Geräte ab 800 Euro herstellen, allerdings müsste das Unternehmen dann in letzter Minute einen Investor finden, sonst droht die Insolvenz.

Auch das Hamburger Unternehmen Praktiker ist insolvent. Gespräche über dringend notwendige Finanzhilfen in Höhe von 35 Millionen Euro waren letzte Woche gescheitert (mehr hier).

Die schlechte Lage in der deutschen Industrie spiegelt sich auch im Konjunktur-Index. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) senkte am Dienstag seinen Konjunktur-Index für Deutschland. Doch ZEW-Präsident Clemens Fuest bleibt optimistisch:

„Die Finanzmarktexperten bleiben bei ihrer insgesamt positiven Prognose. Das verdeutlicht ihr Vertrauen in die Widerstandsfähigkeit der deutschen Konjunktur trotz der zuletzt schwachen Zahlen zu Industrieproduktion und Außenhandel.“

Doch gegen diese positiven Prognosen sprechen beispielsweise auch die tatsächlichen Pkw-Verkaufszahlen in der EU. In Deutschland wurden in den ersten sechs Monaten des Jahres 8,1 Prozent weniger neue Autos verkauft werden als noch ein Jahr zuvor (mehr hier).

Nicht nur, dass die Nachfrage nach Konsumgütern in Deutschland und im europäischen Ausland nachgelassen hat, auch die zur Weiterverarbeitung hergestellten Industrieprodukte werden weniger nachgefragt. China kann die Rezession in Europa und die Krise in den USA nicht mehr ausgleichen (hier).

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

OGLAS
DWN
Ratgeber
Ratgeber Auf die Zukunft setzen: Energie professionell managen

Die aktuelle Energiekrise bewegt deutsche Unternehmen. Angesichts steigender Energiepreise macht sich Verunsicherung breit. Gleichzeitig...

DWN
Finanzen
Finanzen Gewerbeimmobilien-Risiken hoch auf der Sorgeliste von Banken

Wie hoch ist das Risiko, dass US-Gewerbeimmobilienbesitzer ihre Kredite dieses Jahr nicht zurückbezahlen? Was wäre dann der...

DWN
Politik
Politik Asylrecht: Die Stimmung kippt

Angesichts der unkontrollierten Einwanderung fordern Bürger eine radikale Änderung des Asylrechts.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Großer Betrugsfall im Nickel-Markt aufgeflogen – Börse stoppt Handel

Der Markt für das wichtige Industriemetall Nickel ist von einem großen Betrugsfall erschüttert worden – nicht zum ersten Mal.

DWN
Politik
Politik Regierungskrise hinter den Kulissen: Kretschmann greift Scholz an

Hinter den Kulissen scheint eine handfeste Regierungskrise ausgetragen zu werden. Alle Nachrichten dazu lesen Sie im Live-Ticker.

DWN
Politik
Politik Polens Präsident warnt vor „Gleichschaltung“ in der EU

Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki hat eine programmatische Rede zur Zukunft Europas gehalten.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russland: Diesel-Exporte steigen auf Rekordhoch

Die russischen Diesel-Exporte sind massiv angestiegen, obwohl die EU im Rahmen ihrer Sanktionen gegen Russland ein Importverbot auf den...

DWN
Politik
Politik Schottlands neuer Regierungschef betont Ziel der Unabhängigkeit

Der zukünftige Regierungschef von Schottland, Humza Yousaf, macht sich für eine Unabhängigkeit von Großbritannien stark.

DWN
Finanzen
Finanzen Bankenkrise: Investoren fliehen in Geldmarkt-Fonds

Vor dem Hintergrund der Bankenkrise fürchten Anleger um ihre Einlagen und fliehen massiv in Geldmarkt-Fonds. Diese gelten als sicher und...