Deutschland

Steuerverschwendung: 12 Millionen Euro für Garnisonskirche Potsdam

100 Millionen Euro soll der Wiederaufbau der Garnisonskirche in Potsdam kosten. Der Bund will 12 Millionen Euro aus Steuergeldern bezahlen. Es ist nicht Aufgabe des Staats, Prestige-Bauwerke zu errichten. Dies sollen private Investoren machen, wenn sie es für wichtig halten.
12.08.2013 23:21
Lesezeit: 1 min

Die Garnisonskirche in Potsdam könnte ein neues Millionen-Grab in Deutschland werden. Die Kirche, die 1731/32 vom Vater des Alten Fritz erbaut wurde, war 1945 bei Luftangriffen stark beschädigt worden. 1968 erfolgte dann der Abriss. Seit längerer Zeit ist nun ein Wiederaufbau der Kirche geplant. Doch mit ihr wird auch ein dunkler, historischer Teil der Potsdamer Geschichte wieder aufgebaut.

12 Millionen Euro will nun auch der Bund dazu beisteuern. Angesichts der geschätzten Baukosten von 100 Millionen Euro und der geringen Spenden, könnte das Geld so schnell versickern, wie es locker gemacht wurde. Kulturstaatsminister Bernd Neumann teilte am Montag mit, 2014 und 2015  seinen Etat jeweils mit sechs Millionen Euro für die Garnisonskirche belasten zu wollen:

„Dass der Bund sich bei der Potsdamer Garnisonkirche finanziell engagiert, unterstützt die jahrzehntelangen Bemühungen vieler engagierter Bürgerinnen und Bürger und der Stiftung Garnisonkirche Potsdam und setzt ein Signal für künftige Spenderinnen und Spender.“

„Mit dem Wiederaufbau, den die Stiftung ganz überwiegend aus privaten Mitteln finanzieren wird, soll eine alte Wunde in Potsdam geheilt werden“, so Neumann. Doch genau hier liegt einer der Knackpunkte. Ähnlich wie beim nicht benötigten Berliner Stadtschloss soll ein Großteil der Finanzierung zum Wiederaufbau über private Spenden gedeckt werden. Doch wie beim Stadtschloss ist das leichter gesagt als getan.

Ein Drittel der Kosten solle mittels kleiner und mittlerer Privatspenden zusammenkommen und ein weiteres Drittel über „Mäzenen, die mindestens 500.000 Euro überweisen müssen“, sagte der Chef der Stiftung der Garnisonskirche, Leinemann,  im März dem Tagesspiegel. Bis März waren jedoch erst zwei Millionen Euro an Spenden zusammengekommen.

Es gibt im übrigen auch Gegner, die sich mit ihrem Widerstand hauptsächlich auf die Geschichte der zerstörten Garnisonskirche beziehen. Am 21. März 1933 kam es nämlich vor der damaligen Garnisonskirche Potsdams zum berühmten Handschlag von Reichspräsident Hindenburg und Reichskanzler Hitler am „Tag von Potsdam“.

Die Bürgerinitiative „Potsdam ohne Garnisonskirche“ wettert:

Wer die Garnisonskirche  wieder aufbauen will, verschwendet öffentliche Gelder und erhält eine kunsthistorisch wertlose Kopie. Wer eine Kopie der Garnisonskirche bauen will, handelt im besten Falle naiv und fantasielos – im berechenbarsten aber revanchistisch: Städtebaulich. Politisch. Kulturhistorisch.“

Diese Argumentation ist natürlich Unsinn, weil Bauwerke nicht dadurch schlechter werden, dass sie von jemandem missbraucht werden.

Das Problem besteht einzig in der Tatsache, dass ein verschuldeter Staat sein Geld nicht für Dinge verwenden soll, die Privatleute realisieren können.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Reichsbürger-Verbot: Dobrindt zerschlägt "Königreich Deutschland"
13.05.2025

Sie erkennen den Staat nicht an, verbreiten Verschwörungstheorien und zahlen häufig keine Steuern. Die Szene der Reichsbürger war...

DWN
Politik
Politik Geopolitischer Showdown in der Türkei: Selenskyj, Putin – und Trump im Anflug
13.05.2025

Ein historisches Treffen bahnt sich an: Während Selenski den russischen Präsidenten zu direkten Friedensgesprächen nach Istanbul...

DWN
Panorama
Panorama Umwelt? Mir doch egal: Klimaschutz verliert an Bedeutung
13.05.2025

Klimaschutz galt lange als gesellschaftlicher Konsens – doch das Umweltbewusstsein in Deutschland bröckelt. Eine neue Studie zeigt, dass...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohntraum wird Luxus: Preise schießen in Städten durch die Decke
13.05.2025

Die Preise für Häuser und Wohnungen in Deutschland ziehen wieder deutlich an – vor allem in den größten Städten. Im ersten Quartal...

DWN
Finanzen
Finanzen Wird die Grundsteuer erhöht? Zu viele Ausgaben, zu wenig Einnahmen: Deutsche Kommunen vorm finanziellen Kollaps
13.05.2025

Marode Straßen, Bäder und Schulen: Fast neun von zehn Städten und Gemeinden in Deutschland droht in absehbarer Zeit die Pleite. Bereits...

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...