Lesezeit: 2 min
16.09.2013 01:08
Antje Tillmann (CDU/CSU) ist Bundestagsabgeordnete. Sie ist stellvertretende Vorsitzende im Finanzausschuss. Außerdem ist sie Mitglied im Unterausschuss Kommunales und im Finanzausschuss sowie stellvertretendes Mitglied im Haushaltsausschuss.
Antje Tillmann (CDU / CSU)

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Welchen Weg soll die EU einschlagen: Mehr Abgabe von Souveränität an Brüssel oder Rückgabe von Souveränität an die Nationalstaaten, wie von den Briten gefordert?

Ich bin eine große Verfechterin der Subsidiarität. Deshalb sollten in der Europäischen Union die Mitgliedstaaten weitestmöglich ihre einzelstaatliche Souveränität behalten. Seit der Einführung des Euros gilt dies für das Haushaltsrecht aber nicht mehr uneingeschränkt. Mit dem Fiskalpakt haben wir in 25 Staaten eine Schuldenbremse eingeführt. Diese muss, um funktionieren zu können, zentral überwacht werden. Entscheidend sind dabei wirksame Sanktionsmechanismen für den Fall eines Verstoßes. Notfalls muss es dann auch Durchgriffsmechanismen für Europa geben. Das umso mehr, weil wir mit EFSF und ESM Hilfskredite für Länder in akuter Krise zur Verfügung stellen und damit jeder einzelne Hilfe gewährende Staat eigene Haushaltsrisiken eingeht.

Soll es eine gemeinsame Haftung für die Schulden geben, oder soll jeder Nationalstaat für seine eigenen Schulden haften?

Eine gemeinsame Haftung für die Schulden einzelner Mitgliedstaaten darf und wird es nicht geben. Eine Schuldenvergemeinschaftung hätte in den einzelnen Staaten – auch in denen mit heute solider Haushaltslage – zur Folge, dass die Anreize, zu sparen und vernünftig mit den Steuergeldern der Bürgerinnen und Bürger umzugehen, aber auch attraktive Standortbedingungen für Unternehmen zu schaffen, sofort spürbar zurückgehen würden. Denn für schlechte – aber populäre – Politik würde am Ende immer ein anderer zahlen. Das funktioniert solange, bis auch das letzte Fähnchen – das solideste – kippt. Was hätte Europa davon?

Daneben würden sich die Risiken auch unmittelbar – selbst ohne Eintritt eines Haftungsfalls – in den deutschen Haushalten bemerkbar machen. Denn steigende Risiken hätten höhere Zinsen für die Kreditaufnahme zur Folge. Auch wenn der Bund ab 2015 keine neuen Schulden mehr macht, muss er alte immer wieder umschulden. Der Bundeshaushalt müsste also mehr Geld für Zinszahlungen bereithalten.

Sparen geht am besten durch effizienten Einsatz von Steuergeldern. Sind Sie dafür oder dagegen, dass Behörden und Politiker, die nachweislich Steuergelder verschwendet haben, dafür auch bestraft werden sollen, etwa durch ein Bußgeld?

Das Vorsehen von Strafen scheitert schon an dem Begriff „nachweislich“. Wer allein handelt und dabei Steuergelder verschwendet, erfüllt den Untreuetatbestand des Strafgesetzbuchs. In der Regel ist aber im öffentlichen Dienst niemals ein Amtsträger einzeln befugt, über Gelder zu entscheiden.

Ich schätze die Arbeit des Bundesrechnungshofs und der Landesrechnungshöfe sehr. Sie leisten gute Arbeit! Im Finanzausschuss werden die Berichte des Bundesrechnungshofs regelmäßig diskutiert und dann versucht, die erwähnten Missstände auch abzustellen.

Oft gehen aber die Meinungen, wann Steuergeldverschwendung tatsächlich vorliegt, auch weit auseinander. Das geht sogar so weit, dass die jüngsten Hochwasserhilfen vom Rechnungshof meines Bundeslandes Thüringen als Verschwendung von Steuergeldern gebrandmarkt wurden!


Mehr zum Thema:  
Europa >

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...